# taz.de -- Ägypten gegen Kirche: Streit ums Kloster im Sinai
       
       > Wem gehört das Land rund um das seit Jahrhunderten bewohnte
       > Katherinenkloster im Sinai? Laut einem ägyptischen Gericht dem Staat –
       > doch es hagelt Kritik.
       
 (IMG) Bild: Katharinenkloster auf dem Berg Sinai
       
       Berlin taz | Wem gehört das Land rund um das Katharinenkloster in der
       ägyptischen Region Sinai? Geht es nach einem Gericht in der Stadt Ismailia
       gehört es dem Staat, der Arabischen Republik Ägypten. Das sorgt für Ärger –
       mit den lokalen Mönchen, dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von
       Jerusalem, dem Erzbistum Athen und sogar dem Staat Griechenland.
       
       Das Katherinenkloster ist das wohl älteste, dauerhaft bewohnte Kloster der
       Welt: Es wurde Mitte des 6. Jahrhunderts an dem Ort gebaut, an welchem dem
       Propheten Moses Gott aus einem brennenden Dornbusch erschienen sein soll.
       Seit 2002 steht es auf der Welterbe-Liste der Unesco. [1][Die Bibliothek
       mit frühchristlichen Schriften] und die Ikonen-Sammlung sind einzigartig.
       Das Kloster untersteht der griechisch-orthodoxen Kirche des Sinai, die
       wiederum ein weitgehend autonomer Körper innerhalb des
       griechisch-orthodoxen Patriarchats von Jerusalem ist. Etwa zwanzig Mönche
       leben dort nach Art des frühchristlichen [2][Mönchtums].
       
       Am vergangenen Mittwoch entschied dann das Gericht: Die Mönche des Klosters
       seien zwar frei, dieses und die umliegenden religiösen Stätten zu nutzen –
       diese gehören jedoch dem Staat und stehen damit unter Kontrolle der für
       Antikes zuständigen Behörde. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben: Der
       ägyptische Staat wolle sich so das Kloster unter den Nagel reißen, die
       Mönche rausschmeißen und das ganze Gelände in ein Museum verwandeln.
       
       Die Regierung von [3][Abdel Fattah al-Sisi] gibt sich Mühe, diese Bedenken
       zu zerstreuen. Nach Medienberichten sagte er etwa dem griechischen
       Staatschef Kyriakos Mitsotakis am Telefon, man sei „fest entschlossen, den
       einzigartigen und heiligen religiösen Status des Katharinenklosters zu
       bewahren und sicherzustellen, dass dieser nicht verletzt wird“. In der
       kommenden Woche will Athen eine Delegation nach [4][Kairo] entsenden.
       
       ## Die Region soll touristisch besser erschlossen werden
       
       Die griechisch-orthodoxe Kirche in Athen nannte das Urteil „skandalös“ –
       die ägyptische Regierung beschneide damit die Freiheiten der Kirche.
       Ähnlich äußert sich das Patriarchat von Jerusalem: Ägypten konfisziere Land
       rund um das Kloster. Es erkannte aber auch an, dass sich der ägyptische
       Staat um Kommunikation bemühe, berichtet die Catholic News Agency.
       
       Die Sorgen der griechisch-orthodoxen Kirche rühren auch daher, dass Ägypten
       die Gegend um das Kloster touristisch erschließen will: Nach einem Bericht
       des Middle East Observer sollen dort 1.000 Hotelzimmer und Ferienwohnungen
       entstehen – nicht nur für Gläubige und Pilger, sondern auch für Menschen
       auf der Suche nach Natur. Eine Million Menschen jährlich soll das Projekt
       anlocken.
       
       Der griechischen Zeitung Proto Thema zufolge versuchen die Mönche, den
       Staat genau an diesem Punkte zu treffen: Am Tag der Gerichtsentscheidung
       sei das Kloster für Besucher geschlossen geblieben, wann es wieder öffne,
       sei unklar. Stattdessen widmeten sich die Mönche dem Gebet – für die
       Rettung des Klosters.
       
       3 Jun 2025
       
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 (DIR) Lisa Schneider
       
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