# taz.de -- Großes Schmelzen am Nord- und Südpol: 1,5 Grad mehr sind zu viel für das ewige Eis
       
       > Steigt die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad, sind die
       > Eisschilde an den Polen nicht zu retten. Die Auswirkungen wären
       > dramatisch.
       
 (IMG) Bild: Noch, aber wohl nicht mehr lange in Grönland zu sehen: Eisberge, die vom nahegelegenen Gletscher Sermeq Kujalleq gekalbt wurden
       
       Berlin taz | Die globale Durchschnittstemperatur war im Jahr 2024 erstmals
       1,5 Grad wärmer als vor Erfindung der Dampfmaschine. Copernicus, das
       EU-Programm zur Überwachung der Atmosphäre, ermittelte den Wert von 1,6
       Grad. Eigentlich hatten sich [1][die Staaten 2015 mit dem Paris-Protokoll]
       verpflichtet, die Klimaerhitzung „auf deutlich unter 2 Grad gegenüber dem
       vorindustriellen Niveau“ zu begrenzen. Zudem sollen „Anstrengungen
       unternommen werden“, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad über dem
       vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Allerdings kletterten seitdem die
       Treibhausgas-Produktion der Menschheit Jahr für Jahr auf immer neue
       Höchststände – mit Ausnahme des Coronajahres 2020.
       
       Die Auswirkungen beschreibt eine Studie, die gerade im Fachblatt Nature
       publiziert wurde: Demnach sind bereits 1,5 Grad zu viel, um die großen
       Eisschilde rund um den Nord- und Südpol zu retten. Die Forscher einer
       britisch-amerikanischen Forschungsgruppe fassen „mehrere Beweislinien
       zusammen“, nach denen ein dauerhafter Temperaturanstieg von 1,5 Grad zum
       Kollaps der [2][Gletscher etwa auf Grönland] und in der Antarktis führen
       muss. Wanderer in den Bergen kennen das Phänomen: Weil es oben kühler als
       unten im Tal ist, packen sie sich einen Pullover ein. Bei den Gletschern
       verhält es sich ähnlich: Der grönländische Eispanzer ist in seiner Spitze
       mehr als 3.000 Meter hoch. Fängt diese Spitze an zu tauen, fällt sie nach
       unten in immer wärmere Schichten – ein Prozess, der nicht mehr angehalten
       werden kann. „Der Massenverlust der Eisschilde in Grönland und der
       Antarktis hat sich seit den 1990er Jahren vervierfacht“, schreiben die
       Forscher:innen. Die weiter steigende Temperatur könne „einen schnelleren
       Rückgang oder sogar einen Zusammenbruch“ der Eisschilde zur Folge haben.
       
       Der grönländische Eisschild ist viermal so groß wie die Bundesrepublik
       Deutschland, sein Schmelzen würde den Meeresspiegel um sieben Meter
       anheben. Emden liegt einen Meter hoch. In der Antarktis heißt ein Gletscher
       „Doomsday“ – Weltuntergang. Seine gigantische Eismasse wirkt in der
       Westantarktis wie ein Korken, der den Inhalt einer Flasche zurückhält –
       gigantische Wassermassen, die noch gefroren sind. Untersuchungen zeigen,
       dass der Korken bereits schmilzt.
       
       Der Meeresspiegelanstieg ist nicht das einzige Problem: Gletscher bestehen
       aus gefrorenem Süßwasser. Tauen sie, verringert sich die
       Salzwasserkonzentration, etwa im arktischen Ozean. Die ist aber Antrieb
       [3][für den Golfstrom, der wie ein riesiges Förderband Europa mit Wärme
       versorgt]. Studien hatten einen Kollaps bis zum Jahr 2095 vorhergesagt.
       Landwirtschaft in Norddeutschland wird dann unmöglich, es wäre zu kalt
       dafür.
       
       26 May 2025
       
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