# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Merz verurteilt den Angriff auf Sumy als „Kriegsverbrechen“
       
       > International herrscht Empörung über den russischen Angriff auf Sumy mit
       > mindestens 34 Toten. Selenskyj hat Trump gebeten, die Ukraine zu
       > besuchen.
       
 (IMG) Bild: Eine Person trauert an einem Bus, der beim russischen Angriff auf Sumy am 13. April 2025 getroffen wurde
       
       Massive internationale Kritik nach Angriff auf Sumy
       
       Nach dem russischen [1][Angriff auf die ostukrainische Stadt Sumy] mit
       mindestens 34 Toten reißt der Sturm der Empörung nicht ab. US-Präsident
       Donald Trump sprach am Sonntag von „einer schrecklichen Sache“.
       UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst schockiert“. Der
       voraussichtlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verurteilte den
       Angriff als „Kriegsverbrechen“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr
       Selenskyj lud indes Trump zu einem Besuch in die Ukraine ein, damit er sich
       vor Ort ein Bild machen könne.
       
       „Ich denke, es war schrecklich“, sagte Trump an Bord der
       Präsidentenmaschine Air Force One. „Mir wurde gesagt, dass sie einen Fehler
       gemacht haben. Aber ich denke, es ist eine schreckliche Sache. Ich denke,
       der ganze Krieg ist eine schreckliche Sache“. Der Sprecher des Nationalen
       Sicherheitsrates, Brian Hughes, sagte, der Raketenangriff sei „eine klare
       und brutale Erinnerung daran“, dass Verhandlungen nötig seien, „um diesen
       schrecklichen Krieg zu beenden“.
       
       Weder Trump noch das Weiße Haus erwähnten in ihrer Kritik Russland
       namentlich. US-Außenminister Marco Rubio hatte allerdings zuvor den „Opfern
       des heutigen schrecklichen russischen Raketenangriffs auf Sumy“ sein
       Beileid ausgesprochen.
       
       Die russische Armee hatte das unweit der Grenze gelegene Sumy nach
       ukrainischen Angaben mit zwei ballistischen Raketen beschossen. Nach
       Angaben der Rettungskräfte der Stadt wurden bei der Attacke am Sonntag
       mindestens 34 Menschen getötet und weitere 117 verletzt, darunter 15
       Kinder.
       
       Der Angriff erfolgte zwei Tage [2][nach einem Treffen des
       US-Sondergesandten Steve Witkoff mit dem russischen Präsidenten Wladimir
       Putin]. Über die Ergebnisse der Gespräche wurde bislang aber nichts
       bekannt.
       
       UN-Generalsekretär Guterres zeigte sich „zutiefst beunruhigt und
       schockiert“ und wies auf ein „verheerendes Muster ähnlicher Angriffe auf
       ukrainische Städte in den letzten Wochen“ hin. Angriffe auf Zivilisten
       seien „nach dem humanitären Völkerrecht verboten“, betonte er.
       
       CDU-Chef Merz sagte in der ARD-Sendung „Caren Miosga“, es handele sich
       „eindeutig um ein schweres Kriegsverbrechen“. Es habe zwei Angriffswellen
       gegeben, und die zweite kam, „als die Helfer sich um die Opfer bemüht
       haben. Das ist an Perfidie nicht mehr zu überbieten“. Er warnte vor
       Naivität im Umgang mit Putin: „Das ist das, was Putin mit denen macht, die
       mit ihm über einen Waffenstillstand sprechen“.
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Russland scharf für den
       Raketenangriff auf die nordukrainische Stadt Sumy kritisiert. „Der
       furchtbare Angriff macht deutlich, dass der russische Präsident weiter die
       Ukraine vernichten will“, sagt Baerbock [3][vor einem Treffen der
       EU-Außenminister.] „Verstärkter Schutz der Ukraine ist Friedenspolitik.“ Je
       breiter die Unterstützung weltweit sei, desto wahrscheinlicher sei es, dass
       man einer Friedenslösung näherkomme, fügt sie in Anspielung auch auf die
       USA hinzu.
       
       Sumy steht seit einigen Wochen verstärkt unter russischem Beschuss, nachdem
       russische Streitkräfte das ukrainische Militär aus der benachbarten
       russischen Region Kursk stark zurückgedrängt haben. Die Stadt, die etwa 50
       Kilometer hinter der Grenze liegt, war zuvor von heftigen russischen
       Angriffen verschont geblieben.
       
       Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte Trump nun auf, in die Ukraine
       zu reisen, um sich ein Bild der durch den russischen Angriffskrieg
       verursachten Zerstörung zu machen. „Wir möchten, dass Sie kommen und sich
       das ansehen“, sagte Selenskyj in einem im US-Sender CBS ausgestrahlten
       Interview an den US-Präsidenten gerichtet. Bei einem Besuch in der Ukraine
       würde Trump verstehen, „was Putin getan hat“.
       
       Trump war nach dem Beginn seiner zweiten Amtszeit zunächst deutlich auf
       Russland zugegangen und hatte Gespräche mit ukrainischen und russischen
       Vertretern in Saudi-Arabien auf den Weg gebracht. Vor dem Besuch Witkoffs
       in Moskau hatte er den Kreml aber zu mehr Entgegenkommen aufgefordert.
       Kreml-Chef Putin hatte einem Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe
       in der Ukraine zuvor eine Absage erteilt.
       
       Selenskyj sagte dazu: „Putin wollte den Krieg nie beenden. (…) Er will uns
       komplett zerstören.“ Darauf angesprochen, dass Trump ihn als „Diktator“
       bezeichnet und der Ukraine vorgeworfen hatte, für den Krieg verantwortlich
       zu sein, sagte der ukrainische Präsident, dass „die russische Sichtweise“
       in den USA vorherrsche. Dies sei bezeichnend für den massiven Einfluss
       Russlands auf die US-Politik. (afp/rtr)
       
       Sumy-Gouverneur in der Kritik
       
       Ein ukrainischer Bürgermeister hat Vorwürfe gegen den Gouverneur der Region
       erhoben. Er kritisierte, dass die Behörden in Sumy trotz der Nähe zur Front
       und der hohen Gefahr von Angriffen eine Militärversammlung zur Ehrung von
       Soldaten angesetzt hätten. „Soweit mir bekannt ist, wurde er (Gouverneur
       Wolodymyr Artjuchin) gewarnt, dass man so etwas nicht tut“, sagte der
       Bürgermeister der Stadt Konotop, Artem Semenichin, in einem bei Facebook
       veröffentlichten Video.
       
       Zwar erhob der Bürgermeister nicht direkt den Vorwurf der Fahrlässigkeit.
       Zahlreiche ukrainische Medien berichteten aber über seine ungewöhnlich
       kritischen Äußerungen in aller Öffentlichkeit.
       
       „Gott sei Dank wurde niemand von den Soldaten verletzt, sie waren alle im
       Schutzbunker“, sagte Semenichin. Gleichwohl hätten die russischen
       Aggressoren die Versammlung der Soldaten in Frontnähe als Vorwand für ihre
       „terroristische Aggression“ genutzt. Inzwischen laufe auch ein
       Ermittlungsverfahren, um herauszufinden, wer sich solch eine
       Militärversammlung 30 Kilometer von russischen Stellungen entfernt
       ausgedacht habe, sagte er.
       
       Die Drohnenangriffe gehen weiter
       
       Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht 52 ukrainische Drohnen
       zerstört. Allein 33 Drohnen seien über der Grenzregion Brjansk abgeschossen
       worden, teilt das Verteidigungsministerium mit. Zehn weitere Drohnen seien
       über der südwestlichen Region Orel und die anderen über den Regionen Kursk,
       Tula, Kaluga und Belgorod abgefangen worden.
       
       Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa
       sind nach Behördenangaben fünf Menschen verletzt worden. Auch eine
       medizinische Einrichtung sei beschädigt worden. (rtr)
       
       14 Apr 2025
       
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