# taz.de -- Wieder im Kino: Verdichtung der Ereignisse
       
       > Im Rahmen von „How to Catch a Nazi“ zeigt das Filmmuseum Potsdam „Der
       > Staat gegen Fritz Bauer“. Zwei Filme dokumentieren, wie Bob Dylan zur
       > Rockmusik kam.
       
 (IMG) Bild: „Dont Look Back“ (USA 1968), Regie: D.A. Pennebaker
       
       Als der amerikanische Direct-Cinema-Pionier D.A. Pennebaker im Jahr 1966
       mit dem trefflich betitelten Film „Don't Look Back“ eine Englandtournee von
       Bob Dylan dokumentierte, befand sich die Karriere des Musikers gerade im
       Umbruch: Im Jahr zuvor hatte Dylan der Folkmusik, die ihn in den frühen
       Jahren seiner Popularität geprägt hatte, den Rücken gekehrt und sich als
       Rockkünstler ganz neu erfunden.
       
       Das war zweifellos eine musikalische Entscheidung, aber auch der Versuch,
       sich Erwartungen zu entziehen: Ein Folk-Messias und „Botschafts“-Künstler
       wollte Dylan ganz sicher nicht werden. Die Folk-Szene hatte sich allerdings
       als ungnädig erwiesen und ihm kommerziellen Ausverkauf vorgeworfen, und
       viel von den Anfeindungen dieser Jahre und Dylans entsprechender Reaktion
       verspürt man auch in „Don't Look Back“ – vor allem in den
       Pressekonferenzen, die die Tournee begleiteten. Zu sehen ist der Film in
       der Reihe Free Friday mit [1][kostenlosen Mitternachtsvorführungen im
       Babylon Mitte].
       
       Die Vorgeschichte zur 66er-Englandtournee erzählt das auf dem Buch „Dylan
       Goes Electric!“ von Elijah Wald basierende Dylan-Biopic „Like a Complete
       Unknown“ (R: James Mangold), dessen Story genau in jenem Auftritt beim
       Newport Folk Festival im Jahr 1965 kulminiert, bei dem Dylan sich die
       elektrische Gitarre umschnallte. Dylan-Fanatiker haben dem Film einige
       Ungenauigkeiten vorgeworfen, aber bitte: Es ist nun einmal kein
       Dokumentar-, sondern ein Spielfilm, der auch von der Verdichtung der
       Ereignisse lebt.
       
       Als relativ konventionell erzähltes Biopic macht „Like a Complete Unknown“
       seine Sache sehr ordentlich und besitzt den unbedingten Pluspunkt, dass die
       verschiedenen Darsteller:innen – und in erster Linie natürlich Timothée
       Chalamet als Dylan – die Musik sehr überzeugend selbst eingespielt haben
       (Don’t Look Back, OmU, 4. 4., 23.59 Uhr, [2][Babylon Mitte], „Like a
       Complete Unknown“, div. Kinos, div. Uhrzeiten).
       
       Bis zum 1.2. 2026 zeigt das Filmmuseum Potsdam unter dem Titel „How to
       Catch a Nazi“ eine Sonderausstellung über die Jagd nach dem Naziverbrecher
       Adolf Eichmann, den der israelische Geheimdienst 1960 in Argentinien
       festnahm und schließlich nach Israel überstellte.
       
       Der öffentlichkeitswirksame Prozess gegen Eichmann machte dann noch einmal
       das ungeheure Ausmass der Verbrechen deutlich, welche die deutsche
       Nazi-Regierung im Rahmen der von ihr sogenannten „Endlösung der Judenfrage“
       während des Zweiten Weltkriegs begangen hatte.
       
       Begleitend zur Ausstellung wird der Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“
       gezeigt, der insbesondere auch die Mitwirkung des hessischen
       Generalstaatsanwalts Fritz Bauer an der Ergreifung Eichmanns beleuchtet und
       sein gespanntes Verhältnis zu Politik und staatlichen Institutionen in der
       Bundesrepublik der Adenauer-Ära. Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es
       ein Gespräch von Regisseur Lars Kraume und Hauptdarsteller Burkhart
       Klaußner mit dem Filmjournalisten Knut Elstermann (3.4., 19 Uhr,
       [3][Filmmuseum Potsdam]).
       
       Kurz- und Fernsehfilme mitgerechnet ist „Spielerinnen“ von Aysun Bademsoy
       („Spuren“) der mittlerweile vierte Teil einer bis Mitte der 90er-Jahre
       zurückreichenden dokumentarischen Langzeitbeobachtung von
       deutsch-türkischen Fußballspielerinnen in Berlin-Kreuzberg.
       
       Mittlerweile in der Töchtergeneration angekommen, stellt der Film
       unaufdringlich, aber beharrlich Fragen zu Themen wie Identität und
       Emanzipation sowie zur Akzeptanz (oder eben der Nicht-Akzeptanz) von
       Migrant:innen in unserer Gesellschaft. Zu sehen ist „Spielerinnen“
       [4][im Rahmen der 21. Ausgabe des Festivals achtung berlin], das noch bis
       zum 9. April im Babylon Mitte läuft (6.4., 15 Uhr).
       
       3 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://babylonberlin.eu/programm/filmreihen/free-friday
 (DIR) [2] https://babylonberlin.eu/programm/filmreihen/free-friday/8436-free-friday-don-t-look-back
 (DIR) [3] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=281f79dd0127167d4253001c32540fd1&year=2025&month=4
 (DIR) [4] https://achtungberlin.de/2025/spielerinnen
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lars Penning
       
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