# taz.de -- Justizentscheid in Brasilien: Anklage wegen Putschversuch gegen Bolsonaro zugelassen
       
       > Der rechte Ex-Präsident muss sich wegen des Umsturzversuches 2023
       > verantworten, den er nach seiner Wahlniederlage startete, urteilt das
       > Oberste Gericht.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten fordern am Dienstag vor dem Gericht die Härte des Gesetzes gegen den Ex-Militär und Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro
       
       Brasília dpa | Der Oberste Gerichtshof in Brasilien hat am Mittwoch eine
       Anklage gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro zugelassen. Ihm wird
       unter anderem ein versuchter Staatsstreich vorgeworfen. Alle fünf Richter
       der Ersten Kammer folgten dem Antrag der Generalstaatsanwaltschaft. Damit
       werden der ehemalige Staatschef (2019–2022) und sieben mutmaßliche
       Mitverschwörer formell Angeklagte in einem Strafverfahren. Bolsonaro drohen
       im Fall einer Verurteilung mehrere Jahre Haft.
       
       [1][Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihnen vor, nach Bolsonaros Abwahl
       einen Staatsstreich gegen die Regierung seines Nachfolgers Luiz Inácio Lula
       da Silva geplant zu haben]. Bolsonaro weist die Vorwürfe gegen ihn zurück.
       
       „Es scheint etwas Persönliches gegen mich zu sein. Die Anschuldigungen sind
       sehr schwerwiegend und unbegründet“, sagte Bolsonaro nach der Entscheidung
       des Gerichts.
       
       Nach Überzeugung der Ermittler plante der rechte Ex-Militär in einer
       kriminellen Vereinigung mit seinen Verbündeten einen Putsch, um sich nach
       seiner Wahlniederlage im Oktober 2022 gegen den bis heute amtierenden
       Präsidenten Lula an der Macht zu halten.
       
       ## Parallelen zum Sturm auf das Kapitol in Washington
       
       Am 8. Januar 2023 stürmten Anhänger Bolsonaros, die den Wahlsieg Lulas
       nicht anerkennen wollten, den Kongress, Regierungssitz und Obersten
       Gerichtshof in der Hauptstadt Brasília und richteten erhebliche Schäden an.
       
       „Die kriminelle Organisation hat alle notwendigen Schritte unternommen, um
       die rechtmäßig gewählte Regierung zu stürzen“, sagte Richter Alexandre de
       Moraes. Der Umsturzversuch sei lediglich gescheitert, weil die Führung der
       Streitkräfte sich dem Putsch nicht anschloss.
       
       Die Bilder der Krawalle gingen um die Welt und erinnerten an die Erstürmung
       des US-Kongresses in Washington durch Anhänger des damals abgewählten
       Präsidenten Donald Trump, der seine Niederlage gegen Joe Biden nicht
       akzeptieren wollte. Bolsonaro wurde wegen seiner Rhetorik und Amtsführung
       auch als „Tropen-Trump“ bezeichnet.
       
       Neben dem Ex-Präsidenten sind in dem Verfahren sieben weitere Männer
       angeklagt, darunter der frühere Gemeindienstchef Alexandre Ramagem,
       Ex-Justizminister Anderson Torres und Ex-Verteidigungsminister Braga Netto.
       Ihnen werden Bestrebungen zur gewaltsamen Abschaffung des demokratischen
       Rechtsstaats, die Planung eines Staatsstreichs und die Bildung einer
       kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie weisen die Vorwürfe ebenfalls
       zurück.
       
       Bolsonaro sagte, er habe friedliche Demonstrationen gegen Lulas Wahlsieg
       zwar begrüßt, gewalttätige Proteste aber abgelehnt. Tatsächlich streute er
       nach seiner Niederlage immer wieder Zweifel an der Rechtsmäßigkeit der
       Wahl, ohne allerdings Beweise vorzulegen. Bei der Entscheidung des Gerichts
       handele es sich um einen „juristischen Anschlag auf die Demokratie“, meinte
       Bolsonaro auf X. Es solle verhindert werden, dass er bei der
       Präsidentenwahl 2026 antritt.
       
       ## Bolsonaro drohen bis zu zwölf Jahre Haft
       
       In der ersten Phase des Strafverfahrens vor dem Obersten Gerichtshof können
       Staatsanwaltschaft und Verteidigung nun die Vorlage von Beweismitteln
       beantragen und Zeugen vorladen. Nach den Plädoyers fällt der Gerichtshof
       ein Urteil in der Sache und entscheidet, ob die Angeklagten verurteilt oder
       freigesprochen werden.
       
       Im Falle einer Verurteilung drohen Bolsonaro und seinen Mitangeklagten
       allein für den Tatvorwurf des Staatsstreichs bis zu zwölf Jahre Haft. Gegen
       das Urteil des Obersten Gerichtshofs können keine Rechtsmittel eingelegt
       werden. Bolsonaro darf bereits bis 2030 keine öffentlichen Ämter bekleiden.
       
       Gegen den Ex-Präsidenten laufen derzeit eine ganze Reihe von Verfahren. So
       wirft die Polizei ihm auch vor, Schmuck und Luxusuhren, die er in seiner
       Amtszeit als offizielles Gastgeschenk in Saudi-Arabien erhielt,
       illegalerweise zur eigenen Bereicherung verkauft zu haben. Bolsonaro stritt
       auch dies stets ab. Außerdem ließ er nach Auffassung der Ermittler während
       der Coronapandemie Impfpässe für sich, Familienmitglieder und Mitarbeiter
       fälschen.
       
       27 Mar 2025
       
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