# taz.de -- Baumfällungen in Tempelhof: Jetzt droht 160 Bäumen der Garaus
       
       > Deutlich mehr Bäume als bisher bekannt sollen für die kommende
       > Großbaustelle auf dem Tempelhofer Damm fallen. Verantwortlich sind
       > Arbeiten der BVG.
       
 (IMG) Bild: Ihnen droht die Kettensäge: Bäume am Tempelhofer Damm
       
       Berlin taz | Als Ende Februar bekannt wurde, dass auf dem Mittelstreifens
       des Tempelhofer Damms [1][wegen mehrjähriger Bauarbeiten der Berliner
       Wasserbetriebe 60 Bäume gefällt werden sollen], war bald von einem
       „Baum-Massaker“ die Rede. Zumal das Sanierungsprojekt zwischen Platz der
       Luftbrücke und Borussiastraße die Rodung nicht zwingend notwendig macht:
       Grund ist vielmehr das von der Senatsverwaltung für Mobilität favorisierte
       Konzept, den Verkehr weiterhin in beiden Richtungen über die Straße rollen
       zu lassen – und nicht die vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg entwickelte
       Umleitungslösung zu nutzen.
       
       Jetzt stellt sich heraus: Das Massaker dürfte weitaus größer werden – und
       es ließe sich wohl auch nur teilweise verhindern. Denn im selben Aufwasch
       plant die BVG Sanierungsarbeiten am Tunnel der U6, der genau unter einem
       Teil des Baumbestands verläuft. Die der taz vorliegenden Zahlen sind zum
       Teil widersprüchlich, aber im schlechtesten Fall könnte es sich tatsächlich
       um insgesamt 160 Bäume handeln.
       
       [2][In einer Anfrage an die Senatsverwaltung] hatte die Sprecherin für
       Umwelt und Klimaschutz der SPD-Fraktion, Linda Vierecke, vor Kurzem um
       Informationen zu anstehenden Projekten landeseigener Träger gebeten, für
       die Fällungen von mehr als 10 Bäumen geplant seien. Hierauf nannten die
       Berliner Wasserbetriebe die Zahl von 84 Bäumen im Zusammenhang mit den
       Arbeiten unter dem Tempelhofer Damm, bei denen drei alte
       Abwasserdruckleitungen ausgetauscht werden sollen.
       
       Nicht ganz klar ist, ob es sich dabei ausschließlich um den vorhandenen
       Bewuchs des Mittelstreifens handelt, bei dem bislang von 60 Bäumen die Rede
       war. Unterschiedliche Zählweisen könnten sich daraus ergeben, dass nur für
       Bäume ab einer bestimmten Größe eine Ausnahmegenehmigung zur Fällung
       notwendig wird.
       
       In der Antwort an Vierecke nennt aber auch die BVG die Zahl von 76 Bäumen,
       die „für die anteiligen Tunnelsanierungsarbeiten gefällt werden“. Diese
       Exemplare, darunter viele ausgewachsene Linden, stehen nicht auf dem
       Mittelstreifen des Tempelhofer Damms, sondern an seinem östlichen Rand.
       Anders als sonst in Berlin verläuft die Tunnelröhre der U6 hier nicht
       mittig unter der Straße, sondern leicht zum Tempelhofer Feld hin
       verschwenkt.
       
       „Die Fällungen dieser Bäume sollen in der Winterperiode 2025/2026
       erfolgen“, heißt es in der Antwort an die SPD-Abgeordnete. Allerdings ist
       der genaue Ablauf der insgesamt auf acht Jahre geschätzten Bauarbeiten, die
       von den Wasserbetrieben koordiniert werden, noch nicht bekannt. Auch Wärme-
       und Stromleitungen sollen in diesem Zeitraum erneuert werden.
       
       ## 135 Anträge beim Bezirksamt
       
       Die für Straßen und Umwelt zuständige Bezirksstadträtin von
       Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck (Grüne), nennt auf taz-Anfrage noch
       einmal andere Zahlen: Im Rahmen des Gesamtprojekts sei die Fällung von
       insgesamt 135 Bäumen beantragt worden. Allerdings sind das nur die Bäume,
       die auf öffentlichem Straßenland stehen – auf Grundstücken anderer
       Eigentümer wurden demnach weitere Fällungen beantragt. Dabei dürfte es sich
       in erster Linie um Flächen handeln, die zum direkt angrenzenden Tempelhofer
       Feld gehören.
       
       Von den 135 bei Ellenbeck gemeldeten Bäumen müssen ihr zufolge nur 4
       „aufgrund fehlender Vitalität“ gefällt werden. 20 sollten weichen, weil die
       Straße am Ende der Arbeiten einen veränderten Querschnitt erhalten wird.
       Die Fällung von weiteren 51 lasse sich aufgrund der Bodenarbeiten von
       Wasserbetrieben und BVG nicht vermeiden.
       
       Übrig bleiben die 60 Bäume, die der Senat seinem Konzept zur temporären
       Verkehrsführung opfern will. Saskia Ellenbeck will sich weiterhin für ihren
       Erhalt und die weiträumige Umleitungslösung einsetzen. Sie würde aber gerne
       auch die Zahl derer reduzieren, die für die Umgestaltung des Straßenprofils
       fallen sollen. Denn: „Die beantragten Baumfällungen bedeuten einen herben
       Verlust für den Tempelhofer Damm und das Stadtklima.“
       
       Für Heinrich Strößenreuther von der Initiative Baumentscheid Berlin ist
       klar: „Wenn eine Fällung unumgänglich ist, um den U-Bahn-Tunnel zu
       sanieren, müssen wir darüber nicht diskutieren.“ Anders verhalte es sich
       überall dort, wo sich eine Fällung durch angepasste Planung verhindern
       lasse. „Dann ist sie auf jeden Fall zu vermeiden, auch wenn das für manche
       mit kleinen Zumutungen verbunden ist.“
       
       19 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Drohende-Faellungen-in-Tempelhof/!6070987
 (DIR) [2] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-21714.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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