# taz.de -- Klimakrise in Afrika: Die Mondberge verlieren ihre Eiskappen
> Schmelzendes Eis, wandernde Vegetation, Überschwemmungen, Schlammlawinen
> – im Ruwenzori-Gebirge im Herzen Afrikas ist die Erderhitzung
> unübersehbar.
(IMG) Bild: Hier auf dem Margherita in Uganda war mal Eis
Kampala taz | Es ist heiß dieser Tage in Afrika am Äquator, heißer denn je
zuvor. Laut Ugandas Wetterdienst gehen die Temperaturen in einigen
Landesteilen tagsüber hoch auf bis zu 40 Grad Celsius. Damit ist die
aktuelle Trockenzeit bislang die heißeste in der Geschichte der
Wetteraufzeichnungen Ugandas, erklärt William Omonyi, Chefmeteorologe in
Ugandas Ministerium für Wasser und Umwelt.
Ursache dafür ist der [1][Klimawandel], der sich in der Trockenzeit, die
normalerweise von Dezember bis März anhält, extrem bemerkbar macht. Am
Himmel sieht man seit Wochen kaum eine einzige Wolke: „Wir haben derzeit
nur Cirrus-Wolken, die sich in einer Höhe von 20 Kilometer bilden“, so
Omonyi. Diese seien „sehr dünn und transparent“. Sie lassen die
Sonnenstrahlung quasi ungefiltert durch. Das hat zur Folge, dass die
[2][Gletscher] im Ruwenzori-Gebirge – auch „Mondberge“ genannt – schneller
abschmelzen als zuvor.
Die Gebirgskette entlang der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen
Republik Kongo ist mit einer Höhe von mehr als 5.000 Metern neben dem
Kilimandscharo in Tansania und dem Mount Kenia das dritthöchste Gebirge
Afrikas. Sie gehört zu den wenigen, die von Gletschern bedeckt sind.
Aufgrund ihrer einzigartigen ökologischen Vielfalt sind die Mondberge ein
Unesco-Weltkulturerbe.
Ugandas Forscher schlagen nun wegen der beispiellosen Geschwindigkeit
Alarm, mit der die Gletscher zurückgehen. „Wir sind Zeugen des
Verschwindens einer uralten Struktur“, sagt Alex Akwatamporam, Vorsitzender
der ugandischen geologischen Gesellschaft: „Dies ist ein direkter Indikator
des Klimawandels, und der Verlust wird große Auswirkungen auf die Region
haben.“
## Felsspalten statt Eis
Historische Aufzeichnungen zeigen, dass die Eiskappen, die Anfang des 20.
Jahrhunderts noch über 6,5 Quadratkilometer bedeckten, heute weniger als
einen Quadratkilometer groß sind. Wo das Eis wegschmilzt, öffnen sich nun
tiefe Felsspalten.
„Wir mussten bereits Leitern und Brücken installieren“, erklärt George
Businge, der in Ugandas Wildtierbehörde (UWA) für den Ruwenzori
Nationalpark zuständig ist. „Sonst können wir bald keine Besucher mehr ins
Gebirge führen.“ Die Gletscher sind bei internationalen Bergsteigern
beliebt, allen voran der Stanley-Gipfel, der über 5.100 Meter hoch ist.
Eine Veränderung der Vegetation sei bereits deutlich sichtbar, sagt
Businge: „Die Pflanzen, die früher in einer weniger kalten Umgebung lebten,
wandern jetzt wegen der Wärme und der globalen Erwärmung, höher.“
Am Fuß der Berge, im Bezirk Kasese, sind die Folgen für die Menschen
verheerend. In jüngster Zeit wurde der Bezirk mehrfach überflutet, weil
Flüsse über die Ufer traten. Riesige Schlammlawinen donnern immer wieder
ins Tal und zerstören Straßen, Brücken, aber auch Äcker, Häuser und
Schulen.
„Normalerweise passieren diese Überschwemmungen, wenn es in den Bergen
heftig regnet“, so Evelyn Mugume, Umweltbeauftragte des Bezirks Kasese.
Doch jetzt treten diese Fluten auch auf, wenn es keinen Regen gibt. Liegt
das an der Gletscherschmelze? „Es gibt einen Zusammenhang mit dem Schmelzen
der Gletscher – aber er ist noch gering“, so Mugume.
## Brände in den Feuchtgebieten
Klar ist: Die Menschen am Fuß der Mondberge müssen sich auf einen solchen
Effekt der globalen Erhitzung einstellen. Dazu gehört auch, dass sie die
Umwelt nicht weiter zerstören dürfen. „Wir haben sehr viele Feuchtgebiete
in den höheren Plateaus des Gebirges“, erklärt Jeconious Musingwire, der in
der Umweltbehörde (Nema) für die Region zuständig ist. „Sie sind quasi die
Auffangbecken für das Bergwasser.“
Bei der jüngsten Analyse von Satellitenbildern hätten die Forscher jedoch
gewaltige Brände in diesen Feuchtgebieten entdeckt. Ob sie von Wilderern
gelegt wurden, die in den Feuchtgebieten jagen, sei nicht abschließend
geklärt. „Doch die Feuchtgebiete wurden durch die Brände fast alle
zerstört“, sagt der Nema-Beauftragte. Mit anderen Worten: Das Wasser aus
den Bergen kann nicht mehr aufgefangen werden und fließt damit ungehindert
in großen Massen ins Tal.
Ugandas Regierung benötige einen ganzheitlichen Ansatz, um all diesen
Faktoren entgegenzuwirken, fordert Musingwire: Dazu, gehöre die
Restaurierung der Feuchtgebiete und das Pflanzen von Bäumen an den
Berghängen, vor allem in den höheren Gebieten. Klar sei: Der Klimawandel
ist ein globales Phänomen und lässt sich deswegen nicht so einfach
aufhalten. Doch Ugandas Regierung müsse die Folgen des Klimawandels
angehen.
9 Mar 2025
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## AUTOREN
(DIR) Simone Schlindwein
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