# taz.de -- Nachtzug von London nach Corrour: Rollender Galopp durch die Highlands
       
       > Ein Hauch Luxus, ein grandioser Ausblick: Mit dem Nachtzug kommt man
       > bequem von London in verschiedene Regionen Schottlands.
       
 (IMG) Bild: Auf der West Highland Line, einer der schönsten Bahnstrecken im Vereinigten Königreich
       
       Corrour taz | Die Begrüßung stimmt schon mal. Der Schaffner – beim
       [1][Caledonian Sleeper] heißt er Host, also Gastgeber, und steckt in einem
       Jackett aus Tweed – nimmt uns herzlich am Bahnhof London Euston in Empfang.
       Er streicht unseren Namen von der Gästeliste und führt uns ins Abteil. In
       die [2][schottischen] Highlands soll es gehen.
       
       Wir haben die einfachste Kategorie im Schlafwagen gebucht: „Classic“ – zwei
       Betten übereinander, Waschbecken am Fenster. Kostenpunkt ab 200 Pfund,
       umgerechnet sind das etwas mehr als 240 Euro. Wer mehr zahlt, bekommt ein
       „Club“-Abteil mit Mini-Nasszelle oder sogar eine Suite mit Doppelbett. Die
       Wagen sind erst ein paar Jahre alt und bieten modernen Komfort. Edle Farben
       und Details wie ein eigens für den Zug kreiertes Schottenkaro sorgen für
       die besondere Note.
       
       Den Caledonian Sleeper gibt es in zwei Varianten, die jeweils aus mehreren
       Zugteilen bestehen: Der Lowland Sleeper fährt das relativ kurze Stück von
       London nach Edinburgh und Glasgow. Wir haben uns für den Highland Sleeper
       entschieden. Hier kann man nicht nur länger schlafen, auch die Landschaft
       vor dem Fenster ist deutlich beeindruckender. Neben unserem Zugteil nach
       Fort William gibt es weitere nach Inverness und Aberdeen.
       
       Während wir durchs nächtliche England rollen, zwängen wir uns durch die
       Gänge zum Speisewagen. Ein Kellner platziert uns an einen Zweiertisch. Die
       Atmosphäre ist gediegen und ruhig. Von Trinkgelagen, von denen hier und da
       im Internet zu lesen ist, keine Spur. Wer mag, kann sich mit kulinarischen
       Klassikern wie Haggis, Neeps und Tatties schon mal auf Schottland
       einstimmen. Die Karte verzeichnet aber auch Vegetarisches und – natürlich –
       eine große Auswahl an Whisky. Wir belassen es bei einem Schlummertrunk.
       
       ## Eine der schönsten Bahnstrecken im Königreich
       
       Am Morgen weckt uns ein sanftes Galoppieren. Wir haben Schottland erreicht
       und sind nun auf der West Highland Line, einer der schönsten Bahnstrecken
       im Vereinigten Königreich. Weil die Schienen hier noch von Schrauben
       zusammengehalten werden, macht der Zug an jedem Übergang einen kleinen
       Hüpfer. Wir finden das charmant und passend zur Szenerie: Nebel liegt über
       dem Moor und steigt an den kahlen Hängen der Highlands auf.
       
       Der Zug zieht sich durch die berühmte Horseshoe-Kurve, wo drei Gipfel den
       direkten Weg versperren, als der Host das Frühstück ins Abteil bringt. Es
       gibt Porridge und Tee. Wer mag, kann aber auch für ein Scottish Breakfast
       in den Speisewagen gehen. Kleiner Wermutstropfen: Als Reisende im
       „Classic“-Abteil zahlen wir fürs Frühstück extra, nur in den höheren
       Kategorien ist es inklusive. Etwas knauserig, angesichts des Fahrpreises.
       
       Kurz vor neun klopft es wieder. Wir werden durch den halben Zug geführt,
       noch ein letztes „Goodbye“, die Tür springt auf – und dann sind wir auf dem
       viel zu kurzen Bahnsteig, mitten in der Einsamkeit.
       
       Genau hier, in Corrour, dem höchstgelegenen Bahnhof Großbritanniens, ließ
       Regisseur [3][Danny Boyle] einst seine Helden in seiner Romanverfilmung
       „Trainspotting“ aussteigen. Als der Zug langsam am Horizont verschwindet
       und wir in dieser Wahnsinnskulisse stehen, müssen wir erst mal schlucken.
       Was für ein Ort, was für eine Fahrt.
       
       28 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.sleeper.scot/
 (DIR) [2] /Schottland/!t5008690
 (DIR) [3] /Danny-Boyle/!t5611497
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Wilken
       
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