# taz.de -- Eisschnellläuferin Pechstein hört auf: Endlich vom Eise befreit
       
       > Jahrelang lieferte sich Claudia Pechstein Rechtsstreit mit dem
       > Weltverband. Nun beendet die fünffache Olympiasiegerin auch ihre
       > Karriere.
       
 (IMG) Bild: Schiefes Bild: Pechstein hängt ihre Schlittschuhe nicht sprichwörtlich an den Nagel, sondern an den Gaderobenhaken
       
       Der Furor hat Claudia Pechstein bis zum Montag nicht ruhen lassen. Erst mit
       53 Jahren verkündete die in Berlin-Marzahn gebürtige Eisschnellläuferin das
       Ende einer außergewöhnlichen Karriere. Mehr als ihre fünf Olympiasiege und
       sechs Weltmeistertitel wird den Sportfans wohl ihre scheinbar endlose Fehde
       mit dem Weltverband (ISU) im Gedächtnis haften bleiben. Vor elf Tagen kam
       es aber nun doch zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen den
       Streitparteien.
       
       Schmerzensgeld- und Schadenersatzforderungen von Pechstein in Höhe von 8,4
       Millionen Euro standen im Raum. Die Ausnahmesportlerin [1][hatte die ISU
       wegen einer 2009] ihrer Meinung nach zu Unrecht verhängten zweijährigen
       Dopingsperre verklagt. Erhöhte Retikulozytenwerte im Blut hatten dazu
       geführt. Die ISU wertete dies als indirekten Dopingnachweis.
       
       Die gesperrte Athletin dagegen legte Gutachten vor, nach denen die
       außergewöhnlichen Werte auf eine ihr bis dahin unbekannte vererbte
       Blutanomalie zurückzuführen sind. Dem Weltverband genügten diese Gutachten
       als Gegenbeweis nicht. Der indirekte Dopingnachweis anhand nur eines
       Blutparameters ist nach heutigem Sportrecht allerdings nicht mehr möglich.
       
       ## Ausdauernd auch vor Gerichten
       
       Pechstein prozessierte mit ebenso großer Ausdauer, wie sie im Eisoval ihre
       Runden drehte. Letzteres bescherte auch ihren juristischen Anliegen eine
       verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit. Sie zog sogar vor [2][den
       Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte]. Ihre Erzählungen fielen durch
       besonders drastische Beschreibungen auf: „Ich wurde bejubelt, gefeiert,
       hofiert. Und öffentlich hingerichtet.“
       
       Ihre Leistungen auf dem Eis blieben bemerkenswert. Bei ihren letzten
       Olympischen Spielen 2022 in Peking belegte sie kurz vor ihrem 50.
       Geburtstag noch einmal den neunten Platz im Massenstart. Neben dem Eis fiel
       sie 2023 [3][mit einer Rede beim CDU-Konvent auf,] bei der sie unter
       anderem pauschal Ressentiments gegenüber abgelehnten Asylbewerbern schürte
       und über das Gendern wetterte. Weil sie in Bundespolizeiuniform auftrat,
       leitete ihr Arbeitgeber ein Disziplinarverfahren ein. Laut einem
       Medienbericht wurde dies gegen eine Zahlung Pechsteins von 500 Euro
       eingestellt.
       
       Bei der Verkündung ihres Karriereendes brachte Claudia Pechstein am Montag
       noch einmal ihre Erleichterung über die Beilegung des Rechtsstreits mit der
       ISU zum Ausdruck: „Ich habe mich schon lange nach dem Moment gesehnt, dass
       der Fall vorbei ist“. Künftig will sie als Trainerin arbeiten.
       Praktischerweise ist ihr Lebensgefährte Matthias Große Präsident der
       Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft.
       
       10 Mar 2025
       
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