# taz.de -- Übergabe getöteter Geiseln: Hamas räumt mögliche Verwechslung ein
       
       > Bei einer von der Hamas an Israel übergebenen Leiche handelt es sich
       > nicht um die Geisel Shiri Bibas. Die Identität ihrer Kinder ist jedoch
       > bestätigt.
       
 (IMG) Bild: Tel Aviv trauert: Menschen halten Plakate von Geiseln, darunter der jungen Mutter Shiri Bibas (r), während einer Mahnwache
       
       Tel Aviv/Gaza dpa/rtr | Die islamistische Hamas hat nach israelischen
       Angaben mit der Übergabe einer falschen Leiche gegen die
       Waffenruhe-Vereinbarung verstoßen. „Dies ist eine anonyme, nicht
       identifizierte Leiche“, teilte Israels Armee in der Nacht nach forensischen
       Untersuchungen mit. Dies sei ein schwerer Verstoß gegen die Vereinbarung,
       vier getötete Geiseln zu übergeben.
       
       Bei zwei Kinderleichen handele sich um die vor mehr als 16 Monaten in den
       Gazastreifen verschleppten Kfir und Ariel Bibas. Bei der am Vortag
       ebenfalls übergebenen Frauenleiche handele es sich jedoch nicht um ihre
       Mutter Shiri.
       
       Die Hamas betonte, sie halte sich vollständig an das Waffenruheabkommen und
       habe kein Interesse daran, Leichen zurückzuhalten. Laut Hamas könnte es zu
       einer Verwechslung der sterblichen Überreste gekommen sein, weil Israel den
       Ort bombardiert habe, an dem Bibas und ihre beiden kleinen Söhne
       festgehalten worden seien. Die Extremisten haben wiederholt angegeben, die
       Mutter und ihre Kinder seien bei einem solchen Angriff getötet worden. Nach
       israelischen Angaben wurden die beiden Bibas-Jungen von deren Entführern
       getötet.
       
       „Wir fordern, dass die Hamas Shiri mit [1][allen anderen unserer Geiseln]
       zurückgibt“, hieß es in der Mitteilung der Armee weiter. Israel habe diese
       Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und
       darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstoßen habe,
       berichtete die israelische Nachrichtenseite ynet. Ein ranghoher
       israelischer Beamter habe die Situation als „zutiefst schockierend“
       beschrieben. „Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein
       großer Vertrauensbruch“.
       
       ## Israels UN-Botschafter fordert Verurteilung der Hamas
       
       „Dies ist ein neuer Tiefpunkt, ein Übel und eine Grausamkeit, die
       ihresgleichen sucht“, schrieb [2][Israels UN-Botschafter Danny Danon] auf
       der Plattform X. Die Hamas habe eine nicht identifizierte Leiche anstelle
       der Mutter von zwei ermordeten Jungen zurückgegeben, „als ob es sich um
       eine wertlose Lieferung handelte“. UN-Generalsekretär António Guterres, der
       UN-Sicherheitsrat und die Generalversammlung dürften „angesichts der
       Barbarei der Hamas nicht weiter schweigen“, schrieb Danon weiter. „Der
       Staat Israel fordert eine klare und unmissverständliche Verurteilung dieses
       abscheulichen Verbrechens und eine klare und sofortige Forderung nach der
       Rückkehr von Shiri zu ihrer Familie“.
       
       ## Rubio: Hamas muss ausgerottet werden
       
       [3][US-Außenminister Marco Rubio] forderte zuvor, die Hamas müsse
       „ausgerottet“ werden. „Die Hamas ist das Böse – das reine Böse – und muss
       ausgerottet werden. ALLE Geiseln müssen JETZT nach Hause kommen“, schrieb
       Rubio. Sein Beitrag erschien vor der Nachricht, dass es sich bei der
       Frauenleiche nicht um Shiri Bibas handele. Die Hamas hatte am Donnerstag in
       Gaza die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben. Zunächst war
       die Leiche von Oded Lifschitz identifiziert worden. Lifschitz war ein
       pensionierter Journalist und Aktivist für die Rechte von Palästinensern.
       
       Unklar war zunächst, wie es mit der Umsetzung des Deals zwischen Israel und
       der Hamas nun weitergehen soll. Vier weitere Leichen sollten laut der
       islamistischen Terrororganisation in der kommenden Woche Israel übergeben
       werden. Zudem sollen am Samstag sechs weitere Geiseln im Rahmen des
       Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation freikommen.
       
       ## Israel kündigte massiven Militäreinsatz an
       
       Für einen weiteren Schock sorgte in Israel unterdessen die Explosion von
       drei Bussen in einem südlichen Vorort von Tel Aviv. Nach Angaben der
       Polizei wurde dabei niemand verletzt. Die Ermittler gehen von einem
       mutmaßlichen Terroranschlag mit Sprengsätzen in der Stadt Bat Jam aus.
       [4][Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu] kündigte daraufhin in der
       Nacht einen massiven Militäreinsatz im Westjordanland an. Es habe sich um
       den Versuch einer Reihe von Bombenanschlägen gehandelt, teilte sein Büro
       weiter mit.
       
       Nach Sicherheitsberatungen habe Netanjahu die Streitkräfte angewiesen,
       einen „intensiven Einsatz gegen Zentren des Terrorismus“ im Westjordanland
       durchzuführen. Netanjahu wies zudem die Polizei an, die Präventivmaßnahmen
       gegen weitere Anschläge in israelischen Städten zu verstärken, hieß es.
       
       Laut israelischen Medienberichten waren die drei geparkten Busse leer. Zwei
       weitere Sprengsätze seien entschärft worden, hieß es. Einer davon wurde
       demnach in der Stadt Cholon südlich von Tel Aviv gefunden. In einem Fall
       habe eine Passagierin dem Busfahrer gemeldet, dass sie einen verdächtigen
       Gegenstand im Fahrzeug gefunden habe, berichtete der Sender Channel 13.
       
       Der Sender Channel 12 mutmaßte, dass alle Sprengsätze gleichzeitig zur
       Detonation gebracht werden sollten. Sie hätten Zeitzünder gehabt, meldete
       die „Times of Israel“ unter Berufung auf Tel Avivs Bezirkspolizeichef Haim
       Sargarof.
       
       ## Israels Armee informiert Familie Bibas
       
       Die israelische Armee informierte unterdessen nach eigenen Angaben die
       Familie Bibas über den Tod der beiden Kinder Ariel und Kfir Bibas. Ariel
       sei zum Zeitpunkt seines Todes vier Jahre und Kfir zehn Monate alt gewesen.
       Nach Einschätzung von Experten auf der Basis von Geheimdienstinformationen
       und forensischer Untersuchungsergebnisse seien „Ariel und Kfir im November
       2023 in Gefangenschaft brutal von Terroristen ermordet worden“. Nach
       Darstellung der Hamas waren sie bei einem israelischen Bombardement getötet
       worden. Der Vater der Kinder, Jarden Bibas, war kürzlich in Gaza
       freigelassen worden.
       
       ## Beratungen über die Zukunft Gazas
       
       Derweil kommen [5][in Saudi-Arabien heute die Staats- und Regierungschefs
       Ägyptens und Jordaniens sowie der Golfländer zusammen], um über einen
       möglichen Wiederaufbau des Gazastreifens zu beraten. Geplant sei ein
       „informelles brüderliches Treffen“ in Riad, wie die saudi-arabische
       Staatsagentur SPA berichtete. Es finde statt im Kontext vergangener Treffen
       dieser Art und als Vorbereitung auf das Gipfeltreffen in Kairo zur Lage in
       dem abgeriegelten und verwüsteten Gazastreifen, das für Anfang März geplant
       ist.
       
       US-Präsident Donald Trump hatte mit einem umstrittenen Vorschlag, die
       [6][rund zwei Millionen Bewohner Gazas dauerhaft in arabische Staaten
       umzusiedeln], für Unruhe in der Region gesorgt. Ägypten, Jordanien und
       andere arabische Länder der Region lehnen solche Pläne strikt ab. Ägypten
       will mit einem eigenen Plan für den Wiederaufbau des Gazastreifens
       verhindern, dass die USA und der Verbündete Israel den Vorschlag Trumps
       weiter vorantreiben. Israel lehnt eine Fortsetzung der Hamas-Herrschaft im
       Gazastreifen ebenso ab wie eine Kontrolle des Gebiets durch die
       Palästinensische Autonomiebehörde.
       
       21 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Streit-um-tote-Geiseln-in-Israel/!6067217
 (DIR) [2] /Trojanische-Pager-und-Walkie-Talkies/!6037738/
 (DIR) [3] /Marco-Rubio/!t5047729
 (DIR) [4] /Benjamin-Netanjahu/!t5007798
 (DIR) [5] /Treffen-in-Saudi-Arabien/!6066905
 (DIR) [6] /Umsiedlung-von-Palaestinensern/!6067657
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Hamas
 (DIR) Tel Aviv
 (DIR) Gaza
 (DIR) Geisel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Ägypten
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deal zwischen Israel und Hamas: Weitere Geiseln freigelassen
       
       Die Islamisten haben am Samstag insgesamt sechs israelische Staatsbürger
       ans Rote Kreuz übergeben. Derweil wurde bestätigt, dass es sich bei der an
       Israel ausgehändigten Toten um Schiri Bibas handelt.
       
 (DIR) Ägyptens Pläne für Gaza: Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen
       
       Die arabischen Staaten kontern die Riviera-Pläne des US-Präsidenten Trump
       mit einem Vorschlag. Er setzt auf Aufbau und eine palästinensische
       Technokraten-Regierung.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Leichen von vier Geiseln an israelische Armee übergeben
       
       Laut der Hamas wurden die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff
       getötet. Eine Untersuchung soll klären, ob es sich um die Familie Bibas
       handelt.
       
 (DIR) Deal zwischen Israel und Hamas: Ringen um jedes Detail
       
       Die Verhandlungen um einen Geisel-Waffenruhe-Deal zwischen Israel und der
       Hamas gehen in die zweite Phase. Am 1. März würde das Abkommen bei einem
       Scheitern auslaufen.