# taz.de -- Tote nach Bombenexplosion: Explosionen bei M23-Ansprache in Bukavu
       
       > Im Ostkongo sterben mindestens elf Menschen bei einer Bombenexplosion.
       > Mögliches Ziel: Der Chef der Rebellenallianz AFC.
       
 (IMG) Bild: Eines der Opfer des Anschlags wird ins Krankenhaus transportiert
       
       Kampala taz | Der Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der [1][ostkongolesischen
       Stadt Bukavu] war voller Menschen, als die Bomben explodierten. Tausende
       Kongolesen waren zusammengekommen, um sich die Ansprachen der neuen
       Herrscher anzuhören. Die Hauptstadt der Provinz Südkivu wird seit fast zwei
       Wochen [2][von den Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März)] regiert.
       
       „Wir waren gerade mit unserer Rede fertig, als die Bomben hochgingen“,
       berichtet M23-Präsident Bertrand Bisimwa der taz am Telefon, von einem
       sicheren Ort in Bukavu aus. Ihm selbst sei nichts passiert, sagt er. Doch:
       „Leider sind dabei Zivilisten gestorben und zahlreiche schwer verletzt
       worden, denn die Sprengsätze explodierten mitten in der Menschenmenge“, so
       der Rebellenchef.
       
       Er war gemeinsam mit Corneille Nangaa, dem Vorsitzenden der Rebellenallianz
       AFC (Allianz des Flusses Kongo), dessen wichtigster bewaffneter Arm die M23
       ist, gerade in ein Auto gestiegen, als der Boden bebte. „Die Regierung in
       Kinshasa hat bereits vor wenigen Tagen gesagt, dass Nangaa sterben werde“,
       so Bisimwa.
       
       Auf Fotos, die auf der Onlineplattform X gepostet wurden, sieht man, wie
       Staub und Rauch inmitten einer Menschenmenge aufsteigt. Abertausende
       Menschen rennen daraufhin in Panik davon. Auf dem Asphalt ist Blut zu
       sehen.
       
       ## Auslöser der Explosion noch unklar
       
       Bisimwa vermutet, dass eine der Explosionen durch eine Kamikazedrohne
       ausgelöst worden sei. Auf beiden Seiten werden in diesem Krieg solche
       Drohnen eingesetzt: Sie zerstören sich mit einer gewaltigen Explosion
       selbst, wenn sie im Ziel einschlagen. Kritische Stimmen meinen, dass es
       sich wohl eher um Granaten handele, die in Bukavu von Soldaten
       zurückgelassen wurden, als diese vor den Rebellen flohen – und nicht um
       einen gezielten, ferngesteuerten Drohnenangriff.
       
       Naanga erklärte am Donnerstagnachmittag: Es gebe elf Tote und 65 Verletzte.
       Einige Einwohner Bukavus veröffentlichten auf X Fotos von Leichen auf den
       Straßen. Zu sehen sind auf diesen Bildern mindestens acht Tote. Videos aus
       dem Zentralkrankenhaus in Bukavu, die auf X zirkulieren, zeigen, wie
       Schwerverletzte blutend auf dem Boden liegen, weil es offenbar nicht
       genügend Betten gibt.
       
       Die M23-Rebellen haben den Unabhängigkeitsplatz nun weiträumig abgeriegelt,
       um überall nach weiteren Sprengkörpern zu suchen. Laut Bisimwa handelt es
       sich bei einem der Sprengkörper um ein burundisches Modell. Burundische
       Soldaten kämpfen bereits seit zwei Jahren auf der Seite der kongolesischen
       Armee als Unterstützung gegen die M23. Denn sie haben einen gemeinsamen
       Feind: Ruanda.
       
       Die M23 hat seit Beginn des Jahres mit militärischer Hilfe Ruandas im
       Ostkongo einen Landstrich entlang der Grenze zu dem Nachbarstaat Ruanda
       erobert, darunter auch die beiden Millionenstädte Goma und Bukavu. Nie seit
       Ende der großen Kongokriege 2003 waren die Rebellen so stark gewesen.
       Kongos marode Armee war zunächst geflohen oder hatte sich in ganzen
       Einheiten ergeben. Doch seit rund einer Woche organisiert Kongos
       Generalstab eine Gegenoffensive, die langsam vorankommt und von der
       südkongolesischen Stadt Kalemie am Tanganjikasee auf die
       M23-Frontstellungen südlich Bukavus vorrückt.
       
       ## Rebellenallianz etabliert Verwaltungen
       
       [3][Kongos Präsident Felix Tshisekedi] hatte vor wenigen Tagen erklärt, er
       werde niemals mit den M23-Rebellen verhandeln. Vielmehr sieht er sich
       dieser Tage weltweit nach Militärhilfe um, um Unterstützung für seine
       geschlagene Armee einzukaufen. Südkivus Politiker, die aus Bukavu geflohen
       waren, als die Rebellen die Stadt vor zwei Wochen einnahmen, hatten die
       lokale Jugend aufgerufen, sich den sogenannten Wazalendo (Patrioten)
       anzuschließen – eine Miliz, die zur Unterstützung der Armee ins Leben
       gerufen wurde. Diese hatten über die sozialen Medien jüngst gewarnt, dass
       sie Nangaa in Bukavu töten werde.
       
       Die Rebellenallianz AFC – deren Kern die M23-Rebellen sind – ist derzeit
       dabei, in den von ihnen eroberten Gebieten eine zivile Verwaltung und
       Regierung zu etablieren. Zu ihren Massenveranstaltungen kommt meist die
       ganze Stadt zusammen. Doch nach diesem Vorfall werden die Menschen in
       Zukunft wohl den Massenveranstaltungen der Rebellenallianz fernbleiben.
       
       27 Feb 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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