# taz.de -- Mobilmachung in Kongo: Von Deeskalation keine Spur
       
       > Kongos Präsident Félix Tshisekedi schwört seine Landsleute auf einen
       > Krieg ein. Die M23-Rebellen rücken indes weiter vor.
       
 (IMG) Bild: M23-Rebellen in Goma. Sie wollen weitere junge kongolesische Männer für ihren Kampf rekrutieren
       
       Kampala taz | Anstatt die angespannte Lage [1][im Osten der Demokratischen
       Republik Kongo zu deeskalieren], werden nun von allen Seiten weiter die
       Kriegstrommeln geschlagen. Nach der Übernahme der ostkongolesischen
       Provinzhauptstadt Goma am Dienstag durch die Rebellen der [2][M23]
       (Bewegung des 23. März) war Kongos Präsident Félix Tshisekedi lange
       schweigsam. Mehrfach hat er in den vergangenen Tagen eine angekündigte Rede
       an die Nation verschoben.
       
       Am Mittwochabend wandte er sich in einer Fernsehansprache an das Volk. Er
       versicherte, er habe bei einem Krisentreffen mit seinen höchsten Generälen
       alle Maßnahmen zur „Abwehr der Aggressoren und zur Rückgewinnung jedes
       Zentimeters unseres Staatsgebietes“ eingeleitet.
       
       Kongos Jugend rief er auf, „dem Ruf des Vaterlandes in großer Zahl zu
       folgen“ und „aufzustehen und die Energie und Kreativität in den Dienst der
       Nation zu stellen.“ Vom Privatsektor verlangte er jede Unterstützung für
       die Streitkräfte – sei es finanziell oder logistisch. Dies klingt wie ein
       Aufruf zur Generalmobilmachung.
       
       Unterdessen marschieren im Osten des Landes die M23-Rebellen, die
       [3][Ruanda] unterstützt, von der am Dienstag eroberten Millionenstadt Goma
       weiter in die Nachbarprovinz Süd-Kivu. Am Donnerstag nahmen sie Dörfer am
       Ufer des Kivusees ein. Ihr nächstes Ziel scheint der Flughafen in Kavumu zu
       sein – ein Ort 30 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Bukavu.
       
       ## Kavumu entscheidend für Verteidigung
       
       Kavumu ist für Tshisekedis Verteidigungsstrategie entscheidend. Dort parken
       die Kampfhubschrauber und Jets auf der Rollbahn, in den Hangars lagert
       Munition und Verpflegung. Über Kavumu werden auch die UN-Mission im Kongo
       (Monusco) sowie die Truppen der SADC (Südafrikanischen
       Entwicklungsgemeinschaft), deren Mitglied Kongo ist, mit Nachschub
       versorgt. Im Rahmen eines SADC-Mandats sind rund 3.000 Soldaten aus
       Südafrika, Malawi und Tansania in Goma stationiert, um Kongos Armee zu
       verstärken.
       
       Doch bei der Schlacht um Goma war den südafrikanischen Truppen die Munition
       ausgegangen. Es fehlte ihnen sogar an Sandsäcken, um sich vor den Kugeln zu
       schützen. Insgesamt 13 Südafrikaner starben im Gefecht – ein Desaster.
       Seitdem ist die SADC-Basis in Mubambiro, rund 20 Kilometer westlich von
       Goma eingekesselt von M23-Kämpfern.
       
       Zweimal telefonierte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa in den
       vergangenen Tagen mit Ruandas Präsident Paul Kagame. Ruanda unterstützt die
       von Tutsi-Offizieren geführten M23-Rebellen laut UN-Ermittlern mit Soldaten
       und Ausrüstung.
       
       Doch während Südafrikas Vizeverteidigungsminister am Donnerstag noch
       erklärte: „Unsere Regierung steht in Kontakt mit den Vereinten Nationen,
       damit diese den Abtransport der Soldaten aus Goma usw. erleichtern können“,
       schlägt Ramaphosa ganz andere Töne an. Er erklärte, sein Generalstab
       arbeite daran, dass „unsere Streitkräfte während dieser kritischen Mission
       weiter gut ausgerüstet sind und ausreichend Unterstützung erhalten.“
       
       ## Ruanda droht seinerseits Südafrika
       
       Daraufhin reagierte Ruandas Präsident Paul Kagame seinerseits mit
       Drohungen. Am Mittwochabend hielten die Staatschefs der Ostafrikanischen
       Gemeinschaft (EAC) eine Krisentreffen ab, um die Lage im Kongo, das seit
       2021 EAC-Mitglied ist, zu besprechen. In seiner Rede machte ein sichtlich
       wütender Kagame klar: „Wenn Südafrika eine Konfrontation bevorzugt, wird
       sich Ruanda jederzeit in diesem Kontext mit der Angelegenheit befassen.“
       
       Kongos Präsident Tshisekedi blieb dem EAC-Treffen fern. Er flog nach
       Angola, um dort nach Beistand zu suchen. Angolas Präsident João Lourenço
       war 2024 von der Afrikanischen Union (AU) beauftragt worden, zwischen
       Ruanda und Kongo zu vermitteln. Doch das Friedensabkommen war im Dezember
       geplatzt. Jetzt ruft er Kagame und Thisekedi auf, an den Verhandlungstisch
       zurück zu kehren.
       
       31 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Folgen-des-Rebellensiegs-in-Kongo/!6062098
 (DIR) [2] /Nach-dem-Rebellensieg-in-der-DR-Kongo/!6062352
 (DIR) [3] /Nach-Rebellensieg-in-Kongo/!6062178
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kongo
 (DIR) Südafrika
 (DIR) Ruanda
 (DIR) M23-Rebellen
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Goma
 (DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
 (DIR) Inflation
 (DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
 (DIR) Ruanda
 (DIR) Ostkongo
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Krieg in der DR Kongo: M23-Rebellen rücken weiter vor
       
       Im Osten der Demokratischen Republik Kongo könnten M23 bald einen wichtigen
       Militärflughafen einnehmen. Derweil arbeiten sie bereits am Aufbau eines
       parallelen Staates.
       
 (DIR) Nach dem Rebellenerfolg in der DR Kongo: UNO zählt 776 Tote in Goma
       
       Nach der Einnahme der Millionenstadt Goma durch die M23-Rebellen kehrt
       allmählich der Alltag wieder ein. Vertriebene gehen in ihre Dörfer zurück.
       
 (DIR) Inflation sinkt überraschend: Teuerung fällt auf 2,3 Prozent
       
       Die Inflation in Deutschland ist etwas gesunken. Das könnten gute
       Nachrichten für die deutsche Wirtschaft sein.
       
 (DIR) Nach dem Rebellensieg in der DR Kongo: „Unvorstellbares“ Leid in Goma
       
       Kongos M23-Rebellen festigen ihre Kontrolle über Goma. Aber die Lage bleibt
       volatil. In Kinshasa entlädt sich die Wut über Ruanda in Gewalt.
       
 (DIR) Reaktion auf M23-Offensive in DR Kongo: Deutschland sagt Gespräche mit Ruanda ab
       
       Das Bundesentwicklungsministerium sagt die nächsten
       „Regierungskonsultationen“ mit Ruanda ab. Es könne kein „Business as Usual“
       geben, heißt es.
       
 (DIR) Nach Rebellensieg in Kongo: Schwere Unruhen in Kinshasa
       
       Während Kongos M23-Rebellen ihre Kontrolle über Goma festigen, eskalieren
       antiruandische Proteste in der Hauptstadt.