# taz.de -- Durchbruch bei Waffenruhe in Nahost: Ein erster Schimmer Frieden
       
       > Der Deal zwischen Israel und der Hamas ermöglicht vorerst ein Ende des
       > Leids in Nahost. Doch wohin mit dem Hass?
       
 (IMG) Bild: Erleichterung am Abend in Tel Aviv, als die Meldung von einer Einigung mit der Hamas öffentlich wurde
       
       [1][Das Abkommen], auf das sich Israel und die Hamas am Mittwochabend in
       Katar geeinigt haben, ist längst überfällig. Der dreistufige Plan, der ein
       Ende der Kämpfe, einen Austausch von Gefangenen sowie den schrittweisen
       Rückzug der israelischen Armee aus Gaza vorsieht, liegt in etwa dieser Form
       schon seit Monaten auf dem Tisch.
       
       Ende Mai war US-Präsident Joe Biden als Vermittler gescheitert: Israels
       Premier Benjamin Netanjahu hatte sich gegen jeden Deal gestellt, solange
       die Hamas nicht zerstört sei. Diese wiederum konnte sich dadurch
       verhandlungsbereit präsentieren – ohne die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten
       unter Beweis stellen zu müssen.
       
       Kritiker beschuldigen Netanjahu schon lange, sich aus Angst vor seinem
       politischen Ende zum Erfüllungsgehilfen der messianischen Siedler in seiner
       Koalition zu machen. Weiten Teilen der Siedlerbewegung liegt ebenso wenig
       am Frieden wie der Hamas.
       
       Doch im Gegensatz zu Netanjahu, der seit Kriegsbeginn jede Debatte über
       eine Nachkriegsordnung in Gaza verhindert, haben sie einen Plan: die
       Vertreibung möglichst vieler Palästinenser und den Ausbau jüdischer
       Siedlungen. Um diese Agenda voranzutreiben, dient der Krieg ihnen als
       Vehikel.
       
       Die Kosten tragen andere: In den acht Monaten seit dem gescheiterten Deal
       sind in Gaza mehr als 10.000 weitere Palästinenser, mindestens acht
       israelische Geiseln und 120 israelische Soldaten getötet worden.
       
       Der Hamas als Guerilla scheint die israelische Armee trotz aller Übermacht
       ohnehin nicht beizukommen – im Gegenteil: Laut „Wall Street Journal“
       rekrutiert sie eine neue Generation an Kämpfern unter den ausgebombten und
       teils mehrfach vertriebenen Bewohnern des Gazastreifens. An der
       „Zurückhaltung“ Israels, wie manche Rechte behaupten, dürfte das kaum
       liegen: Seit Kriegsbeginn greift die Armee systematisch auch zivile
       Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Moscheen sowie
       Geflüchtetenlager an.
       
       ## Der Trump-Faktor
       
       Jetzt kommt der Impuls für das Abkommen ausgerechnet von Donald Trump.
       Dessen Unberechenbarkeit und Drohungen scheinen für Bewegung gesorgt zu
       haben: bei der Hamas womöglich aus der Einsicht, dass die Situation trotz
       der beispiellosen humanitären Katastrophe noch schlimmer werden kann. Und
       auf israelischer Seite will man sich offenbar mit Trump gut stellen, von
       dem sich viele Israelis eine Menge erhoffen.
       
       ## Die schwierigste Aufgabe kommt jetzt
       
       Selbst wenn der Waffenstillstand halten sollte, was derzeit stark
       bezweifelt werden darf: Der Schrecken des Kriegs ist so sehr Alltag
       geworden, dass dabei vergessen gehen kann, dass die schwierigsten Aufgaben
       erst nach dem Ende der Gewalt beginnen.
       
       Wie sollen die Palästinenser vergeben, dass Israel Gaza laut
       Hilfsorganisationen zum weltweit tödlichsten Ort für Kinder gemacht hat?
       Wie soll die israelische Gesellschaft vergeben, dass die Hamas sie mit
       ihrem Massaker am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Spiel mit dem
       Leben der Geiseln an ihre dunkelsten Orte gedrängt hat? Gegen den Umgang
       mit dem unvorstellbaren Ausmaß an Trauer, Wut und Hass nach fünfzehn
       Monaten Krieg erscheint das erfolgreiche Ringen um einen Waffenstillstand
       fast wie die kleinere Herausforderung.
       
       15 Jan 2025
       
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