# taz.de -- Hedonismus im Alter: Haltbar durch Rauch und Alkohol
       
       > Hedonistisches Leben im fortgeschrittenen Alter – auch dafür werden
       > Boomer jetzt gebasht. Unsere Kolumnistin hält dagegen.
       
 (IMG) Bild: Wer klug ist, hört spätestens mit 40 mit den Rauch- und Rauschmitteln auf
       
       Berlin taz | Nun hatten wir gedacht, im neuen Jahr 2025 hätte es so langsam
       ein Ende mit dem Boomerbashing – denn 2024 war ja Boomer-Jubiläum und es
       wurde viel über meine geschmähte Generation sinniert.
       
       Nun könnten wir also wieder zur Normalität übergehen und die Sache mit dem
       Generationenkampf mal vergessen – schließlich ist das Konzept der
       Generationen eh überholt und es gibt im wahren Leben erfreulicherweise
       viele unproblematische intergenerationelle Begegnungen.
       
       Aber nun gießt die internationale Wochenzeitung Economist wieder Öl ins
       Feuer! Anfang Januar erschien ein Artikel in dem die Boomer des
       „Ungraceful ageing“ – des unwürdigen Alterns bezichtigt wurden. Was soll
       das denn mit diesem „in Würde altern“? Allein das ist schon zutiefst
       ageistisch. Wer hat behauptet, Ältere müssten in Würde altern? Erwartet man
       denn von Jugendlichen, sie sollen „in Würde jung sein“?
       
       Der Autor macht unter der Überschrift „Not ok Boomer. Why People over the
       age of 55 are the new problem generation“ den absurden Vorwurf, die
       Problemgeneration der über 55-Jährigen würde im Alter ihre Gewohnheiten
       nicht aufgeben und weiter Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll frönen und damit die
       Krankenkassen und andere öffentliche Dienste belasten.
       
       [1][Boomer und die älteren der Generation X] verhielten sich rücksichtslos
       und unsolidarisch. Denn diese alten Leute konsumierten Drogen, gingen auf
       Festivals und hätten sogar mit über 75 noch Sex.
       
       ## Wein, Cannabis, Syphilis
       
       Um diese These zu untermauern, werden Statistiken aus 10 Ländern angeführt:
       Weinkonsum in Spanien bei den Alten, Anzahl der Neuerkrankungen von
       Syphilis in England bei Senioren, die wachsende Zahl der Älteren in
       amerikanischen Gefängnissen und Cannabiskonsum bei Rentnern in Australien.
       
       Namentlich erwähnt ist der Autor nicht. Ich stelle mir einen schneidigen
       jungen Mann vor, glühender Anhänger einer neoliberalen oder sonst irgendwie
       sozial kalten Partei. Es sind eben nicht nur alte, weiße Männer, die Unheil
       über die Welt bringen. Junge Männer sind manchmal noch schlimmer, weil
       ihnen die Altersmilde fehlt.
       
       So dumm der Artikel, so interessant die Frage „Wie wirken sich Drogen im
       Alter aus?“
       
       Die Forschung ist sich da nicht einig. Einerseits gibt es immer wieder
       Beweise, dass der alte Haushaltstrick „Haltbarmachung durch Rauch und
       Alkohol“ auch bei Menschen, beispielsweise Keith Richard und Iggy Pop gilt.
       
       ## Man muss weder funktionieren noch sich selbst optimieren
       
       Andererseits [2][weiß der ältere Mensch aus Erfahrung und Beobachtung]: Wer
       klug ist, hört spätestens mit 40 mit den Rauch- und Rauschmitteln auf.
       Madonna, Mick Jagger und andere Senioren toben wahrscheinlich nur so agil
       über die Bühnen, weil sie sich seit Jahrzehnten mit Yoga und Jogging plagen
       und einmal jährlich zur Blutwäsche in die Schweiz fliegen.
       
       Anderseits muss man mit 70 oder 80 auch [3][keine Angst mehr vor
       Langzeitnebenwirkungen] haben und ein wenig drogenakzeptierender Hedonismus
       kann das Älterwerden versüßen. Wer alt ist, muss weder funktionieren noch
       sich dem neoliberalen Gebot der ständigen Selbstoptimierung unterwerfen –
       denn alt macht frei!
       
       21 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ausgehtipps-fuer-Aeltere/!6057152
 (DIR) [2] /Spekulationen-einer-Boomerin/!6045584
 (DIR) [3] /Alleinstehende-an-Weihnachten/!6051645
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christiane Rösinger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
 (DIR) Altern
 (DIR) Drogenkonsum
 (DIR) Rauchen
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) wochentaz
 (DIR) Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
 (DIR) Schwerpunkt Meta
 (DIR) Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
 (DIR) Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
 (DIR) Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Generation Geburtstagsparty: Feiern ohne Ende
       
       Unsere Autorin wird mittlerweile zu Geburtstagen eingeladen, die mindestens
       ein Wochenende dauern – in Südfrankreich. Drehen jetzt alle durch?
       
 (DIR) Lebensratgeber für Boomer: Diese Tipps bringen Sie durch alle Krisen (oder auch nicht)
       
       In den Nachrichten folgt derzeit Horrormeldung auf die nächste. Wie kann
       man da gesund bleiben? Ein Blick auf die Ratschläge der
       Lebenshilfeindustrie.
       
 (DIR) Soziale Medien im Alter: Keine Storys, keine Entzugserscheinungen
       
       Ältere sind im Vorteil. Denn anders als für die Digital Natives ist für sie
       ein Leben ohne soziale Medien vorstellbar.
       
 (DIR) Ausgehtipps für Ältere: Uneitel ausgehen als Vorsatz fürs neue Jahr
       
       Dry January? Quatsch! Gerade Menschen jenseits der Lebensmitte sollten sich
       vornehmen, im neuen Jahr öfter auszugehen.
       
 (DIR) Alleinstehende an Weihnachten: Warum Ältere an Weihnachten klar im Vorteil sind
       
       Die Festtage eher traditionell oder ironisch feiern? Unsere Autorin kann
       sich im Gegensatz zu anderen selbst aussuchen, wie sie die Tage verbringt.
       
 (DIR) Spekulationen einer Boomerin: Leise Hoffnung in der Novemberdepression
       
       Draußen ist es trüb und Trump ist an der Macht. Warum es dennoch Grund für
       Zuversicht gibt und das Frühjahr überraschende Wendungen bringen könnte.