# taz.de -- Schutz der Wildnis: Kein zweiter Nationalpark für NRW
       
       > Deutschland braucht mehr Schutzgebiete und Nordrhein-Westfalen ist dabei
       > bisher Schlusslicht. Nach einem Bürgerentscheid wird das vorerst so
       > bleiben.
       
 (IMG) Bild: Wird jetzt doch kein Nationalpark: der Reichswald bei Kleve
       
       Berlin taz | [1][Nordrhein-Westfalen] wird vorerst keinen zweiten
       Nationalpark bekommen. Die Einwohner:innen des Kreises Kleve haben in
       einem Bürgerentscheid dagegen gestimmt, dass der Kreis sich mit dem
       sogenannten Reichswald beim Land NRW um den Schutzstatus bewirbt.
       
       Das Waldgebiet am Niederrhein ist 2,3-mal so groß wie der Frankfurter
       Flughafen, wäre also für einen Nationalpark recht knapp bemessen. [2][Unter
       Experten galt es deshalb als Notlösung]: klein – aber wenigstens machbar.
       Schließlich ist das ehemalige Jagdgebiet für Adelige der größte
       zusammenhängende Staatsforst in NRW, der schon größtenteils unter
       Naturschutz steht. Einen noch strengeren Schutz lehnten die
       Kreisbewohner:innen mit knapper Mehrheit von 52,59 Prozent nun ab.
       
       265.000 Menschen durften mitstimmen, knapp 42 Prozent machten von ihrem
       Wahlrecht Gebrauch. Der WDR berichtet von einer „zuletzt harsch geführten
       Auseinandersetzung“ während des Bürgerentscheids. Wahlplakate beider Seiten
       seien heruntergerissen oder beschmiert worden, „vor allem in sozialen
       Medien gab es wechselseitige Beleidigungen und Vorwürfe“, so der Sender.
       
       Der Naturschutzbund Nabu in NRW reagierte enttäuscht: „Als bereits
       bestehendes Schlusslicht beim Schutz von Wildnisgebieten verliert
       Nordrhein-Westfalen mit dem negativen Ausgang des Bürgerentscheids weiter
       an Anschluss“, so der Verband.
       
       ## „Krachende Niederlage“ für Grünen-Umweltminister
       
       „Das Ergebnis beleuchtet das zweifelhafte Engagement einiger politischer
       Akteure, vor allem der CDU im Kreis Kleve“, sagte Nabu-Landesvorsitzende
       Heide Naderer. Bei ihrem Einsatz gegen den Nationalpark und der
       Unterstützung der Initiative ‚Unser Reichswald‘ hätten sie durch „Fake News
       die Diskussionskultur vergiftet“.
       
       Das Ergebnis der Abstimmung sei für den Grünen Umweltminister Oliver
       Krischer eine „krachende Niederlage“, sagt René Schneider,
       umweltpolitischer Sprecher der SPD im Landtag NRW. In keiner einzigen
       Region sei es ihm gelungen, vom grünen Prestige-Projekt zu überzeugen.
       „Dazu war er viel zu passiv“, so Schneider. Das knappe Ergebnis habe
       gezeigt, dass mit geschlossener Unterstützung durch die Landesregierung
       mehr drin gewesen wäre.
       
       Krischer erklärte, die Landesregierung habe „immer gesagt, dass die
       Entscheidung über einen Nationalpark bei den Menschen liegt. Wir haben
       deshalb für eine faire Debatte mit möglichst hoher Beteiligung geworben“.
       
       Vor Kleve hatten sich auch die Kreise Höxter und Paderborn nach zum Teil
       giftigen Debatten dagegen entschieden, einen Nationalpark einzurichten. In
       anderen infrage kommenden Regionen, etwa dem Sauerland, [3][waren für die
       Institutionalisierung eines Nationalparks erst gar keine Schritte
       unternommen worden.] In ihrem Koalitionsvertrag hatte sich die
       schwarz-grüne Landesregierung zu einem zweiten streng geschützten
       Wildnisgebiet in NRW bekannt, nach dem 20 Jahre alten Nationalpark Eifel.
       
       17 Dec 2024
       
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