# taz.de -- Magdeburg nach dem Anschlag: Nehmt Euch in den Arm!
       
       > Nach dem Anschlag in Magdeburg mehren sich die Angriffe auf
       > Migrant:innen. Jetzt sollte die Zivilgesellschaft zusammenhalten.
       
 (IMG) Bild: Mehr Zusammenhalt: Eine Menschenkette zum Gedenken an die Opfer des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, am 23.12.24
       
       Seit nunmehr einer Woche ist Magdeburg im Schockzustand. Das spürte man,
       wenn man in den vergangenen Tagen durch die Innenstadt flanierte. Wie
       taz-Recherchen zu rassistischen Angriffen in der Landeshauptstadt von
       Sachsen-Anhalt zeigen, herrscht in Teilen ein [1][feindseliges Klima
       gegenüber Migrant:innen] und jenen, die als „ausländisch“ wahrgenommen
       werden. Das geht sogar so weit, dass unter den Angegriffenen eine
       Intensivpflegerin in einem Krankenhaus ist, die tagelang um das Leben von
       Verletzten kämpfte.
       
       Dabei müssen wir nach den Ereignissen aufeinander zugehen, innehalten,
       verarbeiten. Wir brauchen mehr Zusammenhalt untereinander und keine
       (weitere) Spaltung der Gesellschaft. Und das Allerletzte, was [2][die
       Hinterbliebenen und Betroffenen] brauchen, ist, dass auf den Gräbern der
       Toten herumgetrampelt wird, wie es in den eigenen politischen Kram passt.
       Doch das ist den Neonazis und Rassist:innen, die nach dem Anschlag auf
       dem Weihnachtsmarkt gegen Migrant:innen aufmarschiert sind, natürlich
       egal.
       
       Außer auf jene, die jetzt schon, während Schwerverletzte noch in
       Lebensgefahr schweben und die Hintergründe aufgearbeitet werden, [3][zu
       wissen meinen, wie alles hätte verhindert werden können], lohnt ein
       besonderer Blick auf die Hetzer: sowohl auf die auf der Straße als auch
       auf die, die medial ihr Unwesen treiben; auf die, die sich die Finger wund
       posten und den Fall instrumentalisieren. In den sozialen Medien ergießt
       sich eine Welle des Hasses. Manche rechtfertigen gar Angriffe als
       notwendige Selbstjustiz. Und dieser digitale Hass überträgt sich auf die
       Stimmung im öffentlichen Raum.
       
       Wenn die Zivilgesellschaft nicht interveniert und alle Anständigen der
       Gesellschaft sich nicht gegen diese Hetze zusammenschließen, hat der Täter
       sein Ziel erreicht. Die Anfeindungen und [4][Angriffe gegen
       Migrant:innen erzeugen Isolation]. Und wie der Psychologe Jan İlhan
       Kızılhan, Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung an
       der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, sagt, führt das zur
       Radikalisierung – in jede Richtung. Soll heißen: Wenn Teile unserer
       Gesellschaft Menschen mit Migrationsbiografie als Feinde markieren,
       werden diese in die Hände von Extremist:innen getrieben.
       
       Was könnte helfen? Vielleicht das hier: sich in den Arm nehmen,
       [5][gemeinsam trauern] und anerkennen, dass vom Anschlag mehr Menschen als
       die Opfer und ihre Familien und Freunde betroffen sind. Und ja, das ist
       dieser Tage auch zu beobachten – und das gibt Hoffnung. Hoffnung darauf,
       dass wir unverhandelbare Menschenrechte noch nicht über Bord geworfen
       haben. Hoffnung, dass wir zusammenstehen. Allein am Vorabend zum
       Weihnachtsfest kamen 7.000 Menschen zu einer Lichterkette der Initiative
       gegen Hass zusammen. Das sind doppelt so viele wie die, die sich lautstark
       und voller Hass am Auftakt zum Bundestagswahlkampf der AfD beteiligten.
       
       Das sind die Zeichen, die es braucht. In Magdeburg und bundesweit. Dann
       können wir es schaffen, die Gräben der Gesellschaft zu überwinden.
       
       29 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-dem-Anschlag-in-Magdeburg/!6056534
 (DIR) [2] /Gedenken-an-den-Magdeburger-Anschlag/!6059041
 (DIR) [3] /Anschlag-in-Magdeburg/!6052400
 (DIR) [4] /Bundesopferbeauftragter-ueber-Magdeburg/!6059069
 (DIR) [5] /Reaktionen-auf-Anschlag-von-Magdeburg/!6058984
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Trammer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Anschlag in Magdeburg
 (DIR) Magdeburg
 (DIR) Trauer
 (DIR) Zivilgesellschaft
 (DIR) GNS
 (DIR) Anschlag in Magdeburg
 (DIR) Olaf Scholz
 (DIR) Inflation
 (DIR) Anschlag in Magdeburg
 (DIR) Anschlag in Magdeburg
 (DIR) Nancy Faeser
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Problematischer Vorstoß der CDU: Stigma statt Sicherheit
       
       Ein Register für psychisch Kranke? Der Vorschlag des CDU-Politikers Carsten
       Linnemann hat keinen Mehrwert für die innere Sicherheit.
       
 (DIR) Neujahrsansprache des Kanzlers: Scholz ruft zu Zusammenhalt und zum Wählen auf
       
       In seiner Neujahrsansprache ruft Kanzler Scholz dazu auf, bei der
       Bundestagswahl die Stimme abzugeben. Und verteilt einen Seitenhieb.
       
 (DIR) Agrar- und Energiekonzern in der Krise: Baywa vereinbart Rettungsplan
       
       Der Konzern Baywa ist für viele Landwirte ein wichtiger Zulieferer,
       steckt aber in der Krise. Opfer der Sanierung wird wohl die
       Erneuerbaren-Sparte.
       
 (DIR) Nach dem Anschlag in Magdeburg: Das Weihnachten danach
       
       Neonazis und AfD instrumentalisieren die Amokfahrt für Hetze gegen
       Migrant:innen. Die Stimmung in Magdeburg ist bedrohlich.
       
 (DIR) Bundesopferbeauftragter über Magdeburg: „Die Sensibilität für die Belange der Opfer ist gestiegen“
       
       Pascal Kober war nach dem Anschlag vor Ort. Neben großer Solidarität hat er
       dort auch Wut und Enttäuschung wahrgenommen. Die Zahl der Hilfesuchenden
       wird höher sein als bisher angenommen, sagt er.
       
 (DIR) Aktionismus nach Magdeburg-Terror: Besser erst mal nachdenken
       
       Kurz nach dem Attentat prescht die Innenministerin mit neuen
       Sicherheitsplänen vor. FDP und Union sollen als Blockierer dastehen. Ist
       das schlau?