# taz.de -- Anschlag in Magdeburg: Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
       
       > Der Täter ist ein Terrorist, wegen seiner Tat und nicht wegen seiner
       > Herkunft. Das wird in der aktuellen Debatte mitunter vergessen.
       
 (IMG) Bild: Der Attentäter von Magdeburg ist ganz klar ein Terrorist
       
       Der Attentäter von Magdeburg hat den n[1][iederländischen Rechtspopulisten
       Geert Wilders] einen „wahren Helden“ genannt. Nicht ohne Grund also zeigt
       der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Die sogenannte
       Islamkritikerszene radikalisiert sich zunehmend.
       
       Bei der Einordnung der Tat fehlt allerdings ein wichtiger Aspekt: Der
       Terrorakt passt [2][zu den rechtsextremistischen, mit islamfeindlichen
       Motiven] verübten Anschlägen sowie zu jenen, die beispielsweise der
       Norweger Anders Behring Breivik 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya verübt
       hatte, sowie zum Anschlag auf zwei Moscheen [3][im neuseeländischen
       Christchurch 2019.]
       
       Und er ähnelt hinsichtlich der Motivation frappierend jenem Terroranschlag
       von München im Juli 2016, als ein deutsch-iranischer Rechtsextremist aus
       rassistischen Motiven neun Menschen ermordete. Ebenso zum heimtückischen
       Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Dresdener Landgericht 2009. Auch
       die Attentäter von Hanau 2020 sowie in Halle 2019 stehen im
       „terroristisch-verwandtschaftlichem“ Verhältnis zu dem Attentäter von
       Magdeburg.
       
       Alle Täter haben sich als „Islamkritiker“ und -hasser hervorgetan, alle
       hatten Verbindungen zur rechten und rechtsextremistischen Szene. Der
       Attentäter von Magdeburg ist ganz klar ein Terrorist – wegen seiner Tat und
       ihrer Umsetzung. Er ist aber kein Terrorist, weil er einen muslimischen
       Hintergrund hat, so wie das Rechtsextreme gern kommentieren. Fast alle
       Terroristen dürften „einen Hau weghaben“, wie man so schön sagt. Und sie
       sind gleichzeitig zurechnungsfähig. Es ist also falsch, eine
       psychopathologische Erklärung – psychisch labil, einsam, unter Drogen
       stehend – zu bemühen, sobald sich herausstellt, dass der Terrorist ein
       Islamkritiker, AfD-Fan oder Unterstützer israelischer Extremisten ist.
       
       Terroristen sind in erster Linie Nihilisten, Menschlichkeitsnegierer, die
       mittels Gewalt und faschistoider Ideologie anderen Menschen die Existenz
       verweigern. Und sie tummeln sich – leider – in allen Weltanschauungen und
       Religionen.
       
       [Anm. d. Red.: In einer vorangehenden Version des Textes hieß es, Geert
       Wilders habe den Attentäter einen „wahren Helden“ genannt. Das ist
       natürlich falsch. Stattdessen hat der Attentäter Geert Wilders gelobt. Wir
       haben das korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.]
       
       24 Dec 2024
       
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