# taz.de -- Zweite Staffel „Die Kaiserin“: Viel Drama, wenig Kitsch
       
       > Seit einigen Jahren tobt ein Sisi-Revival. In der Netflix-Serie stehen
       > die Konflikte im Vordergrund, die die Mächtigen im Korsett der Monarchie
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Die „Kaiserin“ hat es nicht leicht am Hof der Habsburger
       
       Wer mit „Sissi“ die 1950er-Jahre Heimatfilme verbindet, wird die Figur in
       der Netflix-Serie „Die Kaiserin“ kaum wiedererkennen. Die Netflix-Elisabeth
       weint zwar auch mal in ihre Kissen, aber vor allem bei den Schmerzen der
       Geburt ihrer zweiten Tochter, die die 50er-Jahre-Sissi nicht hatte. Das
       durch die Filme verkitschte Image der 1837 in München geborenen Elisabeth
       Amalie Eugenie von Wittelsbach verhinderte, dass sie als moderne Diva
       gefeiert wurde.
       
       Seit einigen Jahren [1][aber tobt ein Sisi-Revival.] Serien („Sisi“, RTL),
       Filme („Corsage“ von Marie Kreutzer) und Romane („Sisi“ von Karen Duve)
       inszenieren die Kaiserin nicht nur als eigensinnige, sondern vor allem als
       eigenständige Frau.
       
       Das will auch „Die Kaiserin“ und lässt diese in der zweiten Staffel
       Gedichte von Heinrich Heine vortragen, dessen Schriften verboten waren. Die
       Konflikte, die die mächtigen Individuen im engen Korsett der Habsburger
       Monarchie haben, stehen im Zentrum der Serie.
       
       ## Künstlerische Freiheiten
       
       Und [2][ein bisschen „Bridgerton“] steckt auch drin. Damit meine ich nicht
       die in beiden Serien opulent gestalteten Kostüme, Frisuren und Spielorte,
       sondern die künstlerische Freiheit, Geschichte nicht exakt zu erzählen.
       
       „Die Kaiserin“ bleibt im Wesentlichen bei den tatsächlichen Royals der
       Habsburger. Ausnahme: Ava alias Gräfin Leontine von Apafi. Umwerfend
       gespielt von Almila Bagriacik, ist diese Figur komplett erfunden. Ava ist
       Teil einer aufständischen Gruppe, die sich in den Palast als Zofe
       einschleicht, zur zweifachen Mörderin wird, aber erkennt, dass Elisabeth
       den ganzen Apparat eigentlich auch scheiße findet und reformieren will.
       
       In der zweiten Staffel verliebt sich Ava in den Innenminister, und ihre
       Zerrissenheit zwischen dem Leben unter den Adeligen und ihrer eigenen
       Herkunft wird immer dramatischer. So wie in der zweiten Staffel alles
       dramatischer wird. Der Kaiser zieht in den Krieg, die italienischen
       Angehörigen wehren sich gegen die Zentralmacht. So dramatisch „Die
       Kaiserin“ ist, so wenig kitschig ist sie.
       
       6 Dec 2024
       
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