# taz.de -- Was Südkoreas Krise für die USA bedeutet: Besorgte Blicke aus Washington
       
       > Südkorea ist für die USA der wichtigste Partner im asiatischen Raum. Das
       > Entsetzen über die politischen Unruhen in Seoul ist groß.
       
 (IMG) Bild: Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol in ruhigeren Zeiten mit Joe Biden
       
       Berlin taz | Die scheidende US-Regierung unter Präsident Joe Biden steht
       mit den [1][Turbulenzen in Seoul] womöglich vor dem Scherbenhaufen ihrer
       Bündnispolitik. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol, dessen politisches
       Überleben derzeit mehr als fraglich scheint, war in den vergangenen Jahren
       von Biden als wichtigster strategischer Partner im asiatischen Raum
       aufgebaut worden – gegen China und [2][Nordkorea], aber zunehmend auch
       gegen Russland.
       
       Auch den Presseerklärungen aus Washington ist das Entsetzen über Yoons
       kurzfristige Einführung des Kriegsrechts anzumerken: „Wir bekräftigen
       unsere Unterstützung für das koreanische Volk und das auf gemeinsamen
       Prinzipien von Demokratie und Rechtsstaat basierende Bündnis zwischen den
       USA und der Republik Korea“, heißt es in einer [3][Stellungnahme des State
       Department] kurz nach der Rücknahme des Kriegsrechts. Übersetzt heißt das
       an die Adresse Yoons: Hast du sie noch alle?
       
       Fast 30.000 US-Soldaten sind seit vielen Jahren in Südkorea stationiert –
       ein Gegengewicht zum aufgerüsteten Nordkorea, das zudem über Atomwaffen
       verfügt. Seit Nordkorea zudem sein Bündnis mit Russland verstärkt und sogar
       [4][eigene Soldaten an der Seite der russischen Truppen in den
       Ukraine-Feldzug] geschickt hat, ist die Allianz noch wichtiger geworden. Es
       gilt als eines von Joe Bidens wichtigsten außenpolitischen Zielen, das
       strategische Sicherheitsbündnis mit Japan zu einem Dreieck
       Japan/Südkorea/USA ausgebaut zu haben.
       
       Das allerdings traf in Südkorea auf den Widerstand der oppositionellen
       Demokratischen Partei (DP), die bei den Parlamentswahlen im April dieses
       Jahres zur mit Abstand stärksten Kraft wurde. Während Präsident Yoon nach
       Nordkoreas „strategischem Pakt“ mit Russland laut darüber nachdenkt,
       seinerseits die Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen, befürchtet
       die DP durch diesen – in der Bevölkerung unpopulären – Schritt eine
       Eskalation in der spannungsgeladenen Beziehung der beiden Länder. Sollte
       Yoon in diesen Tagen abtreten müssen, dürfte das auch einen Schwenk in der
       Bündnispolitik mit sich bringen.
       
       ## Liebesbriefe mit dem Diktator
       
       Wie die allerdings von US-Seite aus weitergeht, erscheint ebenfalls unklar.
       Während seiner ersten Amtszeit traf sich Donald Trump mehrfach mit
       Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un, tauschte regelrechte Liebesbriefe mit
       dem Diktator aus – was allerdings nicht dazu führte, dass Nordkorea sein
       Nuklearprogramm auch nur gedrosselt hätte. Aber die Andeutung der
       Trump-Regierung, man könne sich vorstellen, Nordkorea quasi offiziell als
       Atommacht anzuerkennen, löste damals im Süden Schockwellen aus.
       
       Die Biden-Regierung setzte hingegen auf nukleare Abschreckung und schaffte
       zwischen den USA und Südkorea die sogenannte Nuclear Consultative Group
       (NCG), womit im Wesentlichen bestätigt wurde, dass ein US-amerikanischer
       nuklearer Schutzschirm auch über Südkorea aufgespannt bleibt.
       
       Während Trump in seiner ersten Amtszeit immer und immer wieder ins Spiel
       brachte, die US-Truppen aus Südkorea komplett abzuziehen, oder von Südkorea
       enorme finanzielle Leistungen für die Aufrechterhaltung der Stationierung
       verlangte, baute Biden die Allianz aus, mit Präsident Yoon als engem
       Partner.
       
       Wenn jetzt Trump an die Macht zurückkehrt, hat sich zwar mit der
       verstärkten Allianz zwischen Nordkorea, Russland und China die Welt
       verändert. Ob Trumps Positionen aber grundsätzlich andere geworden sind,
       bleibt unklar – er strebt bekanntlich ein rasches Ende der Kampfhandlungen
       in der Ukraine und eine Einigung mit Russland an. Was das dann für
       Südkorea bedeutet und die Sicherheitsgarantien durch die USA, bleibt
       ungewiss. Und das dürfte in Seoul selbst dann für Beunruhigung sorgen, wenn
       sich auch dort die Machtverhältnisse ändern.
       
       4 Dec 2024
       
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