# taz.de -- Wahlkampfendspurt in den USA: Kamala Harris verspricht „Land vor Partei“
       
       > Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten warnt bei einer
       > Großkundgebung an einem symbolträchtigen Ort der US-Hauptstadt vor Donald
       > Trump.
       
 (IMG) Bild: Kamala Harris spricht bei ihrer Kundgebung am Dienstagabend zu zehntausenden Anhängern vor dem Weißen Haus in der US-Hauptstadt
       
       Washington, D.C. taz | Im Endspurt des US-Wahlkampfs wird der Ton immer
       rauer. US-Vizepräsidentin Kamala Harris hielt genau eine Woche vor dem
       eigentlichen Wahltag eine Rede, in der sie die Wähler vor ihrem
       Kontrahenten warnte und selbst versprach, das Land immer vor die eigene
       Partei zu stellen. Die Kundgebung am Dienstagabend in Washington hatte
       zudem großen Symbolcharakter.
       
       Die demokratische Präsidentschaftskandidatin sprach nämlich am selben Ort,
       an dem Nochpräsident Donald Trump vor mehr als drei Jahren seine Anhänger
       dazu aufforderte, zum US-Kapitol zu marschieren, um dort die Bestätigung
       von US-Präsident Joe Bidens Wahlsieg zu verhindern. Der 6. Januar 2021
       wurde einer der schwärzesten Tage in der US-Geschichte.
       
       Vor beeindruckender Kulisse, mit dem Weißen Haus im Hintergrund und
       zehntausenden Besuchern, versuchte Harris diejenigen, die noch immer nicht
       zwischen ihr und Trump entschieden haben, davon zu überzeugen, dass eine
       Stimme für Trump eine Stimme für die Tyrannei sei.
       
       „Er ist jemand, der labil ist, von Rache besessen, von Groll zerfressen und
       auf uneingeschränkte Macht aus ist“, erklärte Harris in der Rede, die von
       ihrem Wahlkampfteam als „Closing Argument“, also als Schlussplädoyer,
       angepriesen wurde.
       
       ## Umfragen sehen völlig offenen Wahlausgang
       
       Letzten Umfragen zufolge [1][ist der Wahlausgang weiterhin völlig offen].
       Laut der University of Florida sollen bereits mehr als 53 Millionen
       Amerikaner die Möglichkeit der vorzeitigen Stimmabgabe genutzt haben.
       Wahlberechtigt sind rund 244 Millionen Menschen.
       
       Für Harris ging es am Dienstagabend darum, den Kontrast zwischen ihr und
       Trump nochmals zu verdeutlichen und die [2][Gefahr, die von einer möglichen
       zweiten Amtszeit ihres Kontrahenten für die US-Demokratie ausgehe,
       hervorzuheben.] „Donald Trump hat ein Jahrzehnt damit verbracht, das
       amerikanische Volk zu spalten und Angst untereinander zu schüren. So ist
       er. Aber Amerika, ich bin heute Abend hier, um zu sagen: So sind wir
       nicht.“
       
       Sie gelobte, eine Präsidentin für „alle Amerikaner zu sein“ und das Land
       immer über die Partei zu stellen. Ob diese Argumente am Ende bei den
       verbleibenden unabhängigen und unentschlossenen Wählern ziehen werden,
       bleibt abzuwarten. In Umfragen ist der Erhalt der US-Demokratie hinter
       Themen wie Wirtschaft, Einwanderung, Kriminalität und Abtreibungsrechte
       weit abgeschlagen zu finden.
       
       Während Harris versucht, unentschlossene Wähler und republikanische Wähler,
       die keine weiteren vier Jahre Trump wollen, in den letzten Tagen vor der
       Wahl von sich zu überzeugen, versucht der Ex-Präsident seine loyalen
       Anhänger zu motivieren und frustrierte Wähler einzufangen.
       
       ## Trump bezeichnet New Yorker Kundgebung als „Lovefest“
       
       Bei einer Kundgebung in New York am Sonntag war es zu einer Reihe von
       [3][rassistischen und vulgären Äußerungen] gekommen, die Trump schaden
       könnten. Der 78-Jährige kommentierte die Aussagen der anderen Redner nicht
       und bezeichnete die Veranstaltung in New York am Dienstag als ein „Fest der
       Liebe“.
       
       Vor allem die Aussagen des Komikers Tony Hinchcliffe, der Puerto Rico als
       eine „schwimmende Insel aus Müll“ bezeichnete, wurde in der Öffentlichkeit
       und von Trump-Gegnern stark kritisiert.
       
       Für Trump spricht weiterhin, dass viele Amerikaner vom wirtschaftlichen
       Aufschwung, den das Land nach der Corona-Pandemie hingelegt hat, nichts
       spüren. Die inflationären Preissteigerungen, vor allem im Bereich von
       Lebensmitteln, machen vielen Haushalten weiterhin zu schaffen.
       
       Während einer Wahlkampfveranstaltung im Swing State Pennsylvania am
       Dienstag stellte Trump deshalb eine einfache, doch effektive Frage: „Geht
       es Ihnen jetzt besser als vor vier Jahren?“
       
       ## Trump verspricht Einfuhrzölle auf alle Importgüter
       
       Glaubt man Untersuchungen, dann sagt eine Mehrheit der Amerikaner, dass das
       Land sich in die falsche Richtung bewegt. Trump will bei einem Wahlsieg
       Einfuhrzölle auf alle Importgüter verhängen und die größten
       Abschiebemaßnahmen in der Geschichte des Landes durchführen.
       
       Bei einer Pressekonferenz in Florida attackierte er am Dienstag Harris'
       Führungsqualitäten. „Keine Person, die im In- und Ausland so viel
       Zerstörung und Tod verursacht hat, sollte jemals Präsident der Vereinigten
       Staaten sein dürfen“, sagte Trump.
       
       Im Gegensatz zu Trump, der Demokraten oft als Feinde bezeichnet, will
       Harris auch Republikaner ins Boot holen. „Er will [seine Gegner] ins
       Gefängnis werfen. Ich werde ihnen einen Platz am Verhandlungstisch geben“,
       sagte sie.
       
       Die verbleibenden Tage bis zur Wahl werden Harris und Trump mit
       Wahlkampf-Auftritten in den so wichtigen sieben Swing States verbringen.
       
       30 Oct 2024
       
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