# taz.de -- Schwangerschaftsabbrüche: Mehr Fortschritt wagen
       
       > Ob das mit dem legalen Schwangerschaftsabbruch noch was wird? Die Ampel
       > ist sich nicht einig. Es muss schleunigst ein Kompromiss her.
       
 (IMG) Bild: Demonstration für Abtreibungsrechte in Berlin-Prenzlauer Berg im September
       
       Im Frühjahr sah es so aus, als könnte der Ampel beim Thema
       Schwangerschaftsabbruch noch der große Wurf gelingen. Die eigens von der
       Regierung einberufenen Expert*innenkommission sprach sich in ihrem
       Abschlussbericht für die [1][Abschaffung des Paragrafen 218] aus. Bis heute
       kriminalisiert er ungewollt Schwangere und ihre Ärzt*innen. Dabei
       sprechen sich Bürger*innen und Ärzt*innen mehrheitlich für die
       Abschaffung aus.
       
       Die medizinische Ausbildung zu Schwangerschaftsabbrüchen sollte reformiert
       werden, um qualifizierten Nachwuchs zu garantieren. Gelänge beides – weg
       mit dem § 218 und qualifizierter Nachwuchs – wäre das ein Doppelwumms. Doch
       aus alledem scheint nichts zu werden. Die FDP möchte kein Abtreibungsrecht.
       Sie möchte lieber [2][die Eizellspende legalisieren], wogegen sich SPD und
       Grüne wehren.
       
       Die Liberalen geben sich aber kompromissbereit und rufen nach der Reform
       zur Ausbildung – SPD und Grüne behandeln das Thema nur noch am Rande, sie
       priorisieren die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen. So wurden beide
       Themen zur politischen Verhandlungsmasse.
       
       Wäre am Sonntag Bundestagswahl, würde eine politische Mehrheit in diesem
       Land sowohl die Studienreformen als auch die Gesetzesänderungen zum § 218
       für obsolet erklären – entgegen der gesellschaftlichen Mehrheit. Aber es
       sind ja noch gut zehn Monate bis zur Bundestagswahl im Herbst 2025. Die
       Ampel sollte aus den [3][Erfahrungen der Landtagswahl in Thüringen lernen]
       und drängende Fragen lieber früher als später beantworten. Beim § 218 ist
       dies nicht nur wichtig für die in Not geratenen Frauen, sondern ebenso, um
       das Medizinstudium nachhaltig zu optimieren. So könnte die
       Versorgungsstruktur durch guten ärztlichen Nachwuchs gesichert und die Lage
       für ungewollt Schwangere verbessert werden.
       
       Wenn dabei – als Kompromiss – die Eizellspende legalisiert würde, müssen
       sich SPD und Grüne zumindest nicht grämen. Die Kommission hatte sich
       ohnehin dafür ausgesprochen und in den meisten europäischen Nachbarländern
       ist sie längst legal. Beim § 218 könnte sich die Ampel an den [4][Titel
       ihres Koalitionsvertrages] erinnern: Mehr Fortschritt wagen!
       
       25 Oct 2024
       
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 (DIR) Simon Barmann
       
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