# taz.de -- Razzia bei Berliner Nachwuchsnazis: Mit 160 Beamt:innen gegen die braune Brut
       
       > Ermittlungen gegen neun junge Männer wegen räuberischer Erpressung,
       > gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl und Verstößen gegen das
       > Waffengesetz.
       
 (IMG) Bild: Auf einem Foto, das die Polizei Berlin über die Internetplattform X am 23.10.2024 veröffentlichte, sind beschlagnahmte Gegenstände zu sehen
       
       Wandlitz/Berlin dpa/taz | Die Polizei ist mit Durchsuchungen in Berlin und
       Brandenburg gegen den Neonazi-Nachwuchs vorgegangen. Die Ermittlungen
       richten sich gegen neun junge Männer im Alter zwischen 16 und 23 Jahren,
       wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin sagte. Ihnen werden
       räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Diebstahl mit Waffen
       und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Zuvor hatte die BZ
       berichtet.
       
       Nach Erkenntnissen der Ermittler:innen befinden sich unter den
       Beschuldigten Anhänger der [1][Gruppierungen „Jung und Stark“ und „Deutsche
       Jugend voran“], die die Staatsanwaltschaft als rechtsextrem betrachtet,
       sowie der „Nationalrevolutionären Jugend“, des Jugendverbands der
       neonazistischen Kleinstpartei „III. Weg“
       
       Die Polizei beschlagnahmte mutmaßliche Beute aus Straftaten, wie der
       Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Dazu zählen mögliche Tatkleidung,
       Handys, Schlagwerkzeug, Waffenteile, illegale Pyrotechnik sowie
       Schreckschusswaffen und Gaspistolen. Zudem habe man Hinweise auf eine
       weitere Gewalttat erhalten, hieß es. Sieben Verdächtige wurden von den
       Polizist:innen vor Ort angetroffen. Von ihnen wurden unter anderem
       Fingerabdrücke genommen. Festgenommen wurde aber niemand laut Sprecher.
       
       Nach den Ermittlungen sollen die Beschuldigten in unterschiedlicher Weise
       an drei Fällen beteiligt gewesen sein. Bei dem ersten Vorfall geht es um
       einen Überfall auf einem Mann, der ein Antifa-T-Shirt trug. Sieben der
       Männer sollen diesen am 13. September in Berlin-Marzahn verfolgt und auf
       ihn eingeschlagen haben. Dann sollen sie den Mann gezwungen haben, sein
       Shirt auszuziehen und ihnen zu geben.
       
       ## Foto mit Waffen und Polizeiweste gepostet
       
       Eine Woche später sollen sechs Mitglieder, zum Teil vermummt, in
       Berlin-Hellersdorf an einer Bushaltestelle auf einen unbekannten Mann
       eingeschlagen und eingetreten haben. Von dem Angriff existieren Videos aus
       Überwachungskameras, deshalb konnten einige der Neonazis identifiziert
       werden. Das Opfer konnte sich in einen BVG-Bus retten. Laut
       Staatsanwaltschaft konnte der Mann bislang nicht ausfindig gemacht werden.
       Allerdings trafen alarmierte Polizist:innen in der Nähe auf drei
       Verdächtige.
       
       Im dritten Verfahren geht es um eine Social-Media-Post eines Neonazis. Der
       20-Jährige aus dem Stadtteil Marzahn-Hellersdorf zog die Aufmerksamkeit der
       Ermittler:innen auf sich durch ein Foto, auf dem er in einer
       ballistischen Schutzweste der Berliner Polizei mit zwei Waffen zu sehen
       sein. Der Mann soll laut Staatsanwaltschaft Sympathisant von „Jung und
       Stark“ und „Deutsche Jugend voran“ sein und als Handwerker Zugang zu einem
       Polizeigebäude gehabt haben. In der Zeit von April bis Dezember 2023 soll
       er dies für den Diebstahl von Weste und Waffen genutzt haben.
       
       Insgesamt zwölf zwölf Durchsuchungsbeschlüsse hatte die Staatsanwaltschaft
       erwirkt. In Brandenburg wurden zwei Wohnungen in Wandlitz im Landkreis
       Barnim und in Letschin in Märkisch-Oderland durchsucht, in Berlin lag der
       Schwerpunkt im Osten der Stadt – im Lichtenberger Ortsteil
       Neu-Hohenschönhausen, in Hellersdorf und Köpenick. Insgesamt waren rund 160
       Beamt:innen an den Razzien beteiligt, darunter der Staatsschutz, das
       Berliner Landeskriminalamt, Spezialeinsatzkräfte und Hundertschaften, wie
       es hieß.
       
       ## Rechtsextremistische Organisationen in Berlin aktiv
       
       Die Gruppen „Jung und Stark“ und „Deutsche Jugend Voran“ sind zuletzt
       bundesweit durch Störaktionen beim Christopher Street Day aufgefallen. Am
       vergangenen Wochenende beteiligten sich etwa 100 Menschen in Marzahn an
       einer Neonazi-Demonstration. Diese war als Gegenveranstaltung zu einer
       linken Versammlung angemeldet worden, die ebenfalls am Samstag in Marzahn
       erfolgte und [2][an der laut Polizei 1.500 Menschen teilnahmen].
       
       Die Versammlung der Neonazis per Megafon koordiniert hatte der in Wandlitz
       lebende 23-jährige Julian M., der als Leiter des Berliner „Deutsche Jugend
       Voran“-Ablegers fungiert. Auch an Neonazi-Aufmärschen in Oranienburg,
       Leipzig und Bautzen soll Julian M. maßgeblich beteiligt gewesen sein. Nun
       gehört er laut Informationen des Tagesspiegels zu den von den
       Durchsuchungen Betroffenen.
       
       Laut Verfassungsschutz wird die rechtsextremistische Kleinstpartei
       [3][„III. Weg“ auch in Berlin immer aktiver] und löst so zunehmend die NPD
       ab. Teil der Kleinstpartei ist auch eine eigene Jugendorganisation, die
       „Nationalrevolutionäre Jugend“. Diese tritt laut Verfassungsschutz
       besonders in den Bezirken Pankow und Hellersdorf in Erscheinung.
       
       23 Oct 2024
       
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