# taz.de -- Daniel Chapo zum Wahlsieger erklärt: Mosambiks neuer Präsident im Schatten der alten Garde
       
       > Als neuer Präsident steht Daniel Chapo vor enormen Herausforderungen und
       > innerparteilichem Widerstand.
       
 (IMG) Bild: Die Wahlkommission in Mosambik hat Daniel Chapo zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt
       
       Berlin, Maputo taz | Mosambik ist wie ein Bus und es braucht einen
       erfahrenen Busfahrer: [1][mit solchen Sprüchen trat Daniel Chapo gern im
       Wahlkampf auf]. Hochgewachsen, im roten Hemd, ließ sich der
       Präsidentschaftskandidat der einst sozialistischen Befreiungsorganisation
       Frelimo (Frente de Libertação de Moçambique) auf seiner Abschlusskundgebung
       von seinem scheidenden Amtsvorgänger Filipe Nyusi feiern: „Ich traue ihm,
       er wird alles machen, was ich nicht konnte.“ Am vergangenen Donnerstag
       erklärte die Wahlkommission Chapo [2][zum Sieger der Wahlen vom 9.
       Oktober], mit knapp 71 Prozent.
       
       Der 47-Jährige wird bei seiner Amtsübernahme im Januar 2025 der erste
       Präsident Mosambiks, der nach der Unabhängigkeit 1975 geboren ist. Bisher
       sind alle Staatschefs Veteranen des Befreiungskrieges der Frelimo gegen die
       brutale Kolonialmacht Portugal. Der historische Frelimo-Gründer [3][Samora
       Machel] war Mosambiks erster Präsident; als er 1986 in einem dubiosen
       Flugzeugabsturz über Apartheid-Südafrika ums Leben kam, folgten erst
       Frelimo-Mitgründer [4][Joaquim Chissano], dann Frelimo-General [5][Armando
       Guebuza] und schließlich der amtierende Präsident [6][Filipe Nyusi], der
       immerhin im Alter von 14 Jahren als Frelimo-Kindersoldat im tansanischen
       Trainingslager diente, bevor Mosambik frei wurde.
       
       Chapo ist nicht nur kein Kriegsveteran, er hat auch keine militärische
       Vergangenheit. [7][Dass der Jurist Frelimos militaristisches
       Selbstverständnis überwindet] und Mosambik erstmals eine wirklich zivile
       und pluralistische Politik schenken könnte, glauben seine Gegner allerdings
       nicht. Seit 15 Jahren macht er brav Karriere in der Regierungspartei. 2009
       begann er als Distriktverwalter der Hafenstadt Nacala-a-Velha, wo sich der
       tiefste natürliche Hafen des südlichen Afrika befindet – von dort
       exportiert Mosambik Kohle nach Asien. 2015 wechselte er zum Distrikt Palma
       weit im Norden, später Ausgangspunkt einer islamistischen Rebellion. 2016
       wurde Chapo Gouverneur der Provinz Inhambane im Süden, wo immer wieder
       Tropenstürme aus dem Indischen Ozean auf Land stoßen.
       
       ## Schwere Unruhen nach Chapos Sieg
       
       Mit allen Herausforderungen Mosambiks ist der neue Präsident also vertraut.
       Aber noch nie stieß ein Frelimo-Präsidentschaftskandidat auf so großen
       Widerstand im eigenen Lager. Als Präsident Nyusi ihn im Mai dem
       250-köpfigen Zentralkomitee als Nachfolger vorschlug, wurde Chapo erst gar
       nicht zur Abstimmung zugelassen und erhielt dann nur 41 Prozent der Stimmen
       – erst dann setzte er sich gegen den amtierenden Frelimo-Generalsekretär
       durch, der prompt zurücktrat. Er vertritt eine neue Generation, erscheint
       aber als eine Marionette der alten Garde.
       
       [8][Das könnte Probleme bringen]. Mosambik ist ein fragiles Land. Der
       Befreiungskrieg gegen Portugal erweiterte sich ab der Unabhängigkeit 1975
       in einen Bürgerkrieg zwischen den rivalisierenden Guerillabewegungen
       Frelimo und Renamo, der bis zum Friedensschluss 1992 zwei Millionen Tote
       forderte. Seit 2017 wüten Islamisten im Norden des Landes.
       
       Chapos Wahlsieg [9][hat schwere Unruhen ausgelöst]. Eine
       Menschenrechtsorganisation meldete am Sonntag elf Tote seit Donnerstag. Die
       EU-Wahlbeobachter haben moniert, es habe während der Stimmauswertung
       „ungerechtfertigte Veränderungen der Wahlergebnisse“ gegeben. Selbst nach
       den amtlichen Zahlen sind weniger als 45 Prozent der Wahlberechtigten an
       die Urnen gegangen. Der neue Präsident startet mit einem großen
       Glaubwürdigkeitsproblem.
       
       27 Oct 2024
       
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