# taz.de -- Alexandra Popp beendet Karriere: Der Star verlässt den Platz
       
       > Alexandra Popp beendet ihre Karriere als Nationalspielerin. Damit
       > verliert die Auswahl des DFB das bekannteste Gesicht des deutschen
       > Frauenfußballs.
       
 (IMG) Bild: Applaus, Applaus! Alexandra Popp nach dem Sieg gegen Kanada im Viertelfinale der Olympischen Spiele
       
       Berlin taz | Der Fußball der Frauen in Deutschland muss sich neu
       aufstellen. Alexandra Popp verlässt die große Bühne und zieht sich aus der
       Nationalmannschaft zurück. Aus der waren jüngst schon Verteidigerin Martina
       Hegering und Torfrau Merle Frohms zurückgetreten. Nun also auch Alexandra
       Popp, die Kapitänin. Es ist eine Zäsur. Mit Popp verliert die
       Nationalmannschaft die prägende deutsche Fußballerin des vergangenen
       Jahrzehnts.
       
       Das liegt nicht allein an den Erfolgen, die sie mit der Auswahl feiern
       konnte. 2016 war sie Olympiasiegerin, in diesem Sommer hat sie noch einmal
       Bronze bei den Spielen gewonnen. Als das Team [1][bei der EM 2022 in
       England] zweite wurde, hat sie in jedem Spiel ein Tor geschossen – nur im
       Finale nicht, bei dem sie wegen einer Muskelverletzung nicht hat spielen
       können.
       
       Alle Aufmerksamkeit hat sich während dieses Turniers, das in Deutschland
       Millionen Menschen verfolgt haben, auf Popp fokussiert. Sie war das Gesicht
       des Teams, der Star. Wahrscheinlich ist sie der einzige Star, den der
       deutsche Fußball der Frauen seit 2010 hervorgebracht hat. Man kennt sie.
       
       Dabei hat sie die Bühne betreten, als die guten, alten Zeiten des deutschen
       Frauenfußballs gerade zu Ende gingen. Als größtes deutsches Talent betrat
       sie 2011 die WM-Bühne beim Heimturnier, das der DFB sich an Land gezogen
       hatte, um der Welt zu beweisen, dass er allen anderen überlegen ist.
       
       ## Premiere in der Krise
       
       Im Jahr zuvor hatte sie mit der U20-Auswahl den WM-Titel geholt und dabei
       begeistert. Weil es eine Art Testturnier für die Heim-WM war, hatten die
       jungen Frauen mehr Publikum als je zuvor. Sie wurden gefeiert. Ein Jahr
       später musste der DFB feststellen, dass die Nationalmannschaft, damals
       Titelverteidigerin, spielerisch und taktisch den Anschluss an die Weltelite
       verloren hatte. Popps Nationalmannschaftskarriere begann in der Krise.
       
       In all den Jahren bis zum heutigen Tag hat es die nun 33-Jährige auf 144
       Einsätze in der Nationalmannschaft gebracht. 67 Tore hat sie dabei erzielt.
       Beinahe jedes davon zog mehr Aufmerksamkeit auf sich als all die Tore, die
       sie für ihren Klub, den VfL Wolfsburg erzielt hat, mit dem sie sieben Mal
       deutsche Meisterin wurde und für den sie weiter auflaufen wird. Bei den
       Frauen sind es immer noch die Ländervergleiche, die ungleich mehr
       Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als dies beim Klubfußball der Fall ist.
       
       Popp, die 2019 zum ersten Mal bei einer WM als Kapitänin aufgelaufen ist,
       war auch dabei, als die Nationalmannschaft im vergangenen Jahr ihren
       Tiefpunkt erreicht hat. Die WM in Australien und Neuseeland, bei der das
       Team schon in der Vorrunde scheiterte, sollte ihr Turnier werden.
       Rechtzeitig zum Fußballsommer erschien ihre Autobiografie „Dann zeige ich
       es euch eben auf dem Platz – wie ich meinen Traum lebe“.
       
       Darin schildert sie auch ihre Kindheit und Fußballjugend im Ruhrgebiet,
       erzählt, wie ihre Eltern verarmt sind, dass sie schon als Jugendliche ihre
       Eltern finanziell unterstützt hat. Während der WM wird nicht nur über ihr
       gefürchtetes Kopfballspiel berichtet, es geht plötzlich auch um ihr Leben
       neben dem Platz. Auch fußballerisch ist alles auf sie ausgerichtet. Der
       Fußball, den die Nationalmannschaft spielen ließ, könnte man getrost als
       Kick and Popp bezeichnen. Vielleicht war es zu viel Verantwortung, die man
       ihr da aufgebürdet hatte. Popp, Popp noch einmal Popp und [2][am Ende dann
       das Vorrundenaus].
       
       Als Altmeister Horst Hrubesch die kriselnde Gruppe von der unglücklich
       agierenden [3][Martina Voss-Tecklenburg] übernommen und als coachende
       Kultfigur alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, fiel bei den
       Olympischen Spielen nicht mehr ganz so viel Scheinwerferlicht auf Alexandra
       Popp. Sie konnte einfach Fußball spielen. Schon in Paris hatte sie
       angedeutet, dass Olympia ihr letztes Turnier im deutschen Trikot sein
       könnte. Das steht nun fest. Bundestrainer Christian Wück wird nun ohne sie
       ein neues Team aufbauen müssen – eins ohne Star.
       
       30 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rezeption-der-Frauen-EM/!5868382
 (DIR) [2] /Deutsches-Ausscheiden-bei-der-WM/!5944198
 (DIR) [3] /Martina-Voss-Tecklenburg/!5971357
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) Alexandra Popp
 (DIR) DFB Team Frauen
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) Fußball
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) Martina Voss-Tecklenburg
 (DIR) Kolumne Oben 
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2022
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutsche Fußballerinnen in Wembley: Spektakel statt Ikea-Norm
       
       Neu-Bundestrainer Christian Wück hat beim Debüt endlich Mut und
       Variabilität ins deutsche Spiel gebracht. Ohne Popp-Fokus wirkte das Spiel
       befreit.
       
 (DIR) Popps Abschied aus dem Nationalteam: Ein letztes Spiel für Schwarz-Rot-Gold
       
       Stürmerin Alexandra Popp beendet ihre Karriere bei der deutschen
       Nationalmannschaft. Auch ihr Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft zum
       Saisonende aus.
       
 (DIR) Neuanfang bei DFB-Frauen: „Alles bleibt anders“
       
       Wie Christian Wück, der Bundestrainer der Frauenfußball-Nationalmannschaft,
       sein erstes Länderspiel gewinnen will.
       
 (DIR) Deutsches Ausscheiden bei der WM: Brüchiges Fundament
       
       Um den deutschen Frauenfußball steht es schlecht. Doch Kritik wird nur
       samtpfötig vorgetragen. Das erschwert das Vorantreiben notwendiger
       Reformen.
       
 (DIR) Deutsches Team bei der WM 2023: Unsere Elf heißt Poppi
       
       Das DFB-Team der Frauen hat sich einen Namen gemacht. Allerorten ist von
       „Popp und Co“ die Rede. In Deutschland hat sich einiges getan.
       
 (DIR) Rezeption der Frauen-EM: Popp-Kultur und der echte Fußball
       
       Für fußballspielende Frauen war lange nicht mehr als ein Platz am
       Katzentisch reserviert. Eine EM lang waren sie nun Mainstream – gut so?