# taz.de -- Raketen zwischen Israel und Libanon: Zerrüttetes Sicherheitsgefühl
       
       > Der israelische Geheimdienst Mossad lässt im Libanon Funkgeräte der
       > Hisbollah explodieren. Die Attacken wirken sich auf die ganze Bevölkerung
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Israels Armee hat heute auch ein Ziel in Libanons Hauptstadt Beirut angegriffen
       
       Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge am Freitagmittag [1][ein
       Ziel in Libanons Hauptstadt Beirut angegriffen] und weitet damit den Krieg
       auf den Libanon aus. Laut der libanesischen staatlichen Nachrichtenagentur
       NNA sollen bei dem Angriff Zivilist*innen getötet worden sein. Zwei
       Sicherheitsquellen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, der Angriff habe
       führenden Vertretern der Hisbollah gegolten.
       
       Zuvor waren im Libanon T[2][ausende Pager] und [3][Walkie-Talkies]
       explodiert, die der israelische Geheimdienst wohl mit Sprengstoff
       manipuliert hatte. Dabei wurden 37 Menschen getötet, darunter auch zwei
       Kinder und medizinisches Personal. Das [4][libanesische
       Gesundheitsministerium meldete] 2.931 Verletzte, davon lagen am Freitag
       noch 287 auf Intensivstationen.
       
       Die Hisbollah hatte die 5.000 Pager wohl Anfang des Jahres geliefert
       bekommen. Die schiitische Organisation nutzt die Funkmeldeempfänger für
       Textnachrichten, damit ihre Kommunikation nicht überwacht werden kann.
       
       Die Pager und Funkgeräte wurden demnach hauptsächlich an Personen verteilt,
       die mit der Organisation in Verbindung stehen, zu der zivile und
       militärische Mitglieder gehören. Aber auch viele [5][unbeteiligte
       Zivilist*innen wurden getroffen].
       
       Das jüngste Opfer ist die neunjährige Fatima Abdullah. Das Mädchen sei in
       der Küche gewesen, als ein Pager auf dem Tisch zu piepen begann, erzählte
       ihre Tante der [6][New York Times]. „Sie hob das Gerät auf, um es ihrem
       Vater zu bringen, und hielt es in der Hand, als es explodierte, ihr Gesicht
       zerfetzte und den Raum blutverschmiert zurückließ.“
       
       ## In der Bevölkerungen werden Traumata geweckt
       
       Die Funkmeldeempfänger explodierten am Dienstag in Privathäusern,
       Supermärkten oder auf der Straße. Augenzeug*innen und Ärzt*innen
       berichteten, die Geräte hätten [7][kurz vor der Explosion gepiept] oder
       [8][eine Nachricht angezeigt], woraufhin viele Opfer die Geräte in die Hand
       genommen hätten.
       
       In der Bevölkerung ist der Schock groß. Die Menschen haben Angst, weil
       alltäglich aussehende Geräte zu Sprengkörpern umfunktioniert und in
       Hosentaschen von Unwissenden im ganzen Land herumgetragen wurden.
       
       Fast jede*r im Libanon hat Videos und Fotos von Explosionen an
       öffentlichen Orten und von blutenden Verletzen gesehen. Chaos auf den
       Straßen, Schreie, die Sirenen der Krankenwagen und überfüllte
       Krankenhäuser, die dringend Blutspenden brauchen – das sind Trigger für
       akkumulierte Traumata der Beiruter Hafenexplosion, des Bürgerkriegs und der
       Kriege mit Israel.
       
       Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sagte in einer Rede am Donnerstag: „Dieser
       kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich.“ Israel habe [9][alle
       roten Linien überschritten]. Die Kämpfer der Hisbollah würden
       zurückschlagen – wo, wann und wie, ließ Nasrallah offen.
       
       ## USA fürchten eine Bodenoffensive Israels
       
       Derweil verschärft sich der gegenseitige Beschuss an der gemeinsamen
       Grenze. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen im Libanon wurde am Freitag der
       Süden der Hauptstadt Beirut Ziel von israelischen Luftangriffen. Israel
       spricht von gezielten Angriffen gegen Einrichtungen der Hisbollah. Der
       Libanon soll wiederum nach israelischen Angaben etwa 150 Raketen auf Israel
       abgeschossen haben.
       
       Am Vortag seien im Libanon vier Menschen bei dem bisher stärksten
       Bombardement seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7.
       Oktober verletzt worden. Ob es sich um Hisbollah-Mitglieder handelte, war
       nicht klar. Die israelische Armee teilte mit, ein Soldat und ein Reservist
       seien im Norden des Landes getötet worden. Acht weitere Soldaten seien bei
       einem Angriff verletzt worden.
       
       Durch israelische Angriffe im Libanon wurden bislang 623 Menschen getötet,
       darunter [10][mindestens 141 Zivilist*innen]. Das zählt die
       Nachrichtenagentur AFP. Auf israelischer Seite einschließlich der
       annektierten Golanhöhen wurden nach israelischen Behördenangaben bislang 24
       Soldaten und 26 Zivilist*innen getötet.
       
       Nun wächst die Sorge vor einer möglichen [11][Bodenoffensive Israels im
       Süden des Libanon]. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte bereits am
       vergangenen Montag zu hochrangigen Pentagonbeamten, er befürchte diesen
       Schritt.
       
       20 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6037605
 (DIR) [2] /Detonationen-im-Libanon/!6037493
 (DIR) [3] /Krieg-in-Nahost/!6034370
 (DIR) [4] https://www.moph.gov.lb/en/Media/view/75438/1/abiad-presentes-a-total-of-the-two-days-of-the-hostile-security-breach
 (DIR) [5] /Attacken-im-Libanon/!6037614
 (DIR) [6] https://www.nytimes.com/2024/09/18/world/middleeast/lebanon-funeral-pager-attack.html
 (DIR) [7] https://www.bbc.com/news/articles/cx2kn10xxldo
 (DIR) [8] https://edition.cnn.com/2024/09/18/world/video/lebanon-pagers-attack-wedeman-digvid
 (DIR) [9] /Krieg-in-Nahost/!6034369
 (DIR) [10] /Alltag-im-Krieg-im-Suedlibanon/!6033549
 (DIR) [11] /Explosionswelle-im-Libanon/!6037705
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Neumann
       
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