# taz.de -- Linker Präsident in Sri Lanka: Neuer Kompass
       
       > Mit dem Wahlsieg Anura Kumara Dissanayakes könnte eine neue Ausrichtung
       > des Landes anstehen. Aber wohin? Kurs auf China? Abkehr von Korruption?
       
 (IMG) Bild: Sollte schließlich als Sieger hervorgehen: Anura Kumara Dissanayake beim Verlassen des Wahllokals
       
       Hambantota taz | Geduldig steht Raseen Muhammed an einer Straßenecke
       außerhalb der Stadt Hambantota im Süden Sri Lankas. Die Umgebung ist
       sonnengebleicht, ein leichter Wind weht. Autorikschas rumpeln den Seitenweg
       zum buddhistischen Tempel hinauf, der an diesem Samstag, 21. September, als
       eines der 13.000 Wahllokale dient. Vor dem Eingang patrouilliert ein
       Sicherheitsbeamter mit einem Maschinengewehr, während sich hinter einer
       weißen Mauer eine lange Schlange gebildet hat.
       
       Mehr als 17 Millionen Menschen waren am Samstag im Inselstaat aufgerufen,
       aus 38 männlichen Kandidaten einen neuen Präsidenten zu wählen. Neben den
       Namen auf dem Wahlzettel lassen sich Symbole finden. Sie helfen jenen, die
       nicht lesen können, ihren Kandidaten zu erkennen. Überall im Land sind an
       Wänden verblasste Reste von Plakaten mit den bekanntesten Parteisymbolen zu
       finden: Der Kompass steht für Anura Kumara Dissanayake (NPP), das Telefon
       für Sajith Premadasa (SJB), und mit dem Gaszylinder wirbt der amtierende
       Präsident Ranil Wickremesinghe (UNP). Es sind die drei aussichtsreichsten
       Bewerber um das Amt.
       
       Raseen Muhammed ist am Samstag früh am Wahllokal. Seit sieben Uhr morgens
       hat es geöffnet. Der 43-jährige Geschäftsmann, der sonst Kosmetika
       importiert, war in den vergangenen Wochen als politischer Helfer engagiert.
       „Wir wollten keine Stimme verschenken“, sagt er und erklärt
       Gleichgesinnten, wie man auf dem Wahlzettel eine 1 oder ein X neben das
       entsprechende Symbol setzt. Muhammeds linker Fingernagel ist blau gefärbt,
       das Zeichen dafür, dass er seine Stimme bereits abgegeben hat.Für wen, das
       ist kein Geheimnis. Unter seinem Hemdsärmel lugt ein dunkelrotes Gummiband
       mit einem Kompass hervor, das Symbol der Nationalen Volksfront (NPP) unter
       Anura Kumara Dissanayake. Dieser gründete das Bündnis aus rund 28
       politischen Parteien und anderen Organisationen 2019. Für viele Menschen in
       Hambantota verkörpert der 55-jährige AKD, wie Dissanayake genannt wird,
       einen Neuanfang. „Wir haben die Korruption satt“, sagt Muhammed.
       
       Die Stadt Hambantota ist für ihren von China finanzierten Tiefseehafen
       berüchtigt und gilt als Beispiel für die „chinesische Schuldenfalle“.
       Während der Hafen strategisch wichtig ist und immer mehr als Umschlagplatz
       genutzt wird, bleibt der Gewinn für Sri Lanka gering, da China den Großteil
       des Betriebs kontrolliert. Die Pacht läuft noch über 90 Jahre, um die
       Schulden für den Bau zu tilgen. Was damals von der Regierung Rajapaksas als
       Prestigeprojekt angepriesen wurde, steht heute für vieles, was
       schiefgelaufen ist. Die einflussreiche Familie regierte das Land über
       mehrere Jahre, Mahinda Rajapaksa war von 2005 bis 2015 Präsident des
       Landes. Vier Jahre später konnte sich sein jüngerer Bruder Gotabaya
       Rajapaksa als Präsident durchsetzen. Doch eine Reihe politischer
       Fehlentscheidungen stürzte Sri Lanka in eine tiefe Wirtschaftskrise
       
       Davon profitiert der linke Dissanayake. Doch auch er kämpft mit der Last
       der Vergangenheit: Seine Partei, die Janatha Vimukthi Peramuna (JVP),
       führte vor und während des Bürgerkriegs (1983–2009) zwei blutige Aufstände
       gegen die Regierung an. Die ältere Generation hat das noch gut in
       Erinnerung. Dennoch gab es einen bemerkbaren Wählerwechsel von der
       buddhistisch-nationalistischen Sri Lanka Podujana Peramuna (SLPP) hin zur
       linksmarxistischen National People’s Power (NPP). Dabei hatte das Bündnis
       NPP bei den letzten Parlamentswahlen 2020 nur drei von 225 Sitzen gewonnen.
       
       Für viele Wähler steht nun aber eine komplette Neuausrichtung der Politik,
       ein möglicher Neuanfang im Vordergrund. Obwohl in NPP und SLPP die Mehrheit
       der Anhänger:innen aus der dominierenden Volksgruppe der Singhalesen
       stammt, gibt es erhebliche ideologische Unterschiede zwischen den
       Gruppierungen.
       
       Der 55-jährige AKD ist der Sohn eines Arbeiters, der den sozialen Aufstieg
       schaffte. Er sticht damit aus der Reihe der bekannten Kandidaten heraus.
       Seine Partei war noch nie an der Macht. Im Gegensatz zu seiner Partei JVP
       trägt das neue Bündnis NPP kaum Altlasten mit sich, sagt Meinungsforscher
       Ravi Rannan-Eliya vom Institut für Gesundheitspolitik (IHP) in Colombo.
       Allerdings haben alle großen politischen Parteien einschließlich derer im
       Norden und Osten Sri Lankas Blut an ihren Händen, erklärt er. „Niemand ist
       unschuldig. Das ist die Geschichte zweier niedergeschlagener maoistischer
       Aufstände, eines tamilischen Separatistenkriegs und einer indischen
       Invasion.“
       
       Unbehagen mag Teilen der Wirtschaft nun bereiten, dass Dissanayake und
       seine Partei als chinafreundlich wahrgenommen werden, das sich derzeit
       weiter vom Westen distanziert. Allerdings besuchte AKD Anfang Februar Neu
       Delhi, Hauptstadt von Chinas Konkurrent Indien, wo er mit hochrangigen
       Politikern und Beamten zusammentraf.
       
       Nach der verheerenden Wirtschaftskrise blicken die Menschen mit großen
       Erwartungen auf die Wahl. Auch Muhammed wünscht sich einen Neuanfang. Dass
       dieser mit Amtsinhaber Ranil Wickremesinghe kommen könne, glaubt er nicht.
       Dafür stehe er der alten Regierung der Rajapaksa-Familie und ihrer
       buddhistisch-nationalistischen SLPP zu nahe, sagen viele.
       
       Wickremesinghe fehlt der Zugang zur Bevölkerung, er gilt als alte Elite.
       Das zeigt sich auch am Sonntag bei der Auszählung: Der 75-Jährige erhielt
       nur den dritten Platz hinter Sajith Premadasa, der ein Drittel der Stimmen
       erhielt und gemeinsam mit AKD in eine zweite Auszählrunde ging.
       
       Mehr als 17 Millionen Menschen in Sri Lanka sind wahlberechtigt. Etwa eine
       Million davon sind Erstwähler:innen. Jeder hatte drei Stimmen: für den
       ersten, zweiten und dritten Favoriten. Bisher wurden in Sri Lankas
       Geschichte die Zweit- und Drittstimmen aber nicht gezählt, da das Ergebnis
       ohne sie ausschlaggebend war.
       
       Der Präsident von Sri Lanka verfügt über weitreichende Befugnisse und ist
       Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt den Premier,
       Kabinettsminister:innen und Richter:innen. Unter der Regierung von
       Gotabaya Rajapaksa wurde diese Rolle durch den 20. Verfassungszusatz 2020
       noch gestärkt.
       
       In Umfragen lag seit Wochen das AKD-Lager vorne. „Der Kompass wird
       gewinnen“, war bei Teegesprächen oft zu hören. Davon war auch Muhammed
       überzeugt. Er zeigt auf seinem Handy ein Foto mit Dissanayake. Auf der
       Schutzhülle seines Telefons klebt ein roter Sticker der NPP.
       
       Der Süden Sri Lankas, einst fest in der Hand der Familie Rajapaksa, hat
       sich verändert. Projekte wie der „einsamste internationale Flughafen der
       Welt“ und das gigantische Kongresszentrum stehen heute für gescheiterte
       Träume. Hambantota liegt im Zentrum der geopolitischen Interessen Chinas,
       doch für die Menschen vor Ort zählt etwas anderes: Arbeit, Bildung und
       eine Perspektive. Die Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung und neue
       Jobs haben sich in Enttäuschung verwandelt. Die Regierung Rajapaksa wollte
       den für den Inselstaat wichtigen Tourismussektor ankurbeln, doch einige
       Bauten erwiesen sich als Fehlplanung. Mit ihren mit chinesischen Krediten
       finanzierten Großinvestitionen haben sich die Rajapaksa in den Augen vieler
       keinen Gefallen getan.
       
       Peking weitet seinen Einfluss in Sri Lanka aus. Als Symbol dafür steht der
       2019 eingeweihte Lotus-Fernsehturm im Zentrum der Hauptstadt Colombo. Der
       damalige Präsident Mahinda Rajapaksa soll große Kredite von China
       aufgenommen haben, um ihn zu finanzieren. „Chinas strategisches Interesse
       an Sri Lanka liegt darin, dass die Öllieferungen durch die Gewässer in der
       Nähe von Hambantota laufen“, sagt Paikiasothy Saravanamuttu, Gründer des
       Centre for Policy Alternatives (CPA) in Colombo, gegenüber taz. Hambantota
       ist dabei ein Baustein in der Neue-[1][Seidenstraßen-Initiative] entlang
       der Land- und Seehandelsrouten Richtung Westen. Vor zwei Jahren geriet das
       verschlafene Städtchen Hambantota erneut in die Schlagzeilen, als das
       chinesische Schiff „Yuan Wang 5“, ausgerüstet mit Satellitenschüsseln und
       Radarsystemen, in Hambantota anlegte. „Indien und die USA befürchten, dass
       der Hafen von Hambantota in einen militärischen oder militarisierten Hafen
       umgewandelt werden könnte“, sagt Saravanamuttu. Die sri-lankische Regierung
       versicherte, dass das nicht passieren werde. Dass Sri Lanka in einen
       Konflikt zwischen China und Indien hineingezogen wird, glaubt er derzeit
       nicht. „Die beiden Länder stehen vielleicht in einem intensiven Wettbewerb,
       aber sie führen keinen Krieg gegeneinander, da China Indiens größter
       Handelspartner ist“, sagt er.
       
       Mit dem Importverbot für Düngemittel 2021 begannen selbst treue
       Unterstützer der Rajapaksas zu zweifeln: Die Landwirtschaft, neben der
       Fischerei und dem Tourismus das Rückgrat der Region, geriet ins Wanken. Die
       Folgen der politischen Fehlentscheidung waren überall zu spüren. Im April
       2022 stellte Sri Lanka schließlich die Zahlungen für seine Auslandsschulden
       in Höhe von über 12,5 Milliarden US-Dollar ein. Seitdem arbeitet es an
       einer Umstrukturierung seiner Schulden, von denen rund 10 Prozent auf China
       entfallen.
       
       Doch erst jetzt, zwei Jahre nach dem Rücktritt von Gotabaya Rajapaksa, hat
       die Bevölkerung die Chance, an der Wahlurne einen Wechsel herbeizuführen.
       Die Wahlen sind ein Referendum über die Übergangspräsidentschaft von Ranil
       Wickremesinghe. Ihm ist es zwar gelungen, durch eine vom Internationalen
       Währungsfonds (IWF) unterstützte Sparpolitik eine gewisse Stabilität
       wiederherzustellen. Diese Maßnahmen, zu denen auch Steuererhöhungen
       gehören, sind bei vielen Wählern aber unpopulär. Die Not treibt junge
       Sri-Lanker ins Ausland. „Viele Ärzte haben das Land bereits verlassen“,
       sagt Tushmi Rasangi. Auch einer ihrer engen Freunde ist nach Japan gezogen,
       um dort als Elektriker zu arbeiten, erzählt die 23-Jährige. Dabei müsste
       mehr in die Gesundheit und Bildung investiert werden. Das geht aus einer
       Umfrage des Instituts für Gesundheitspolitik (IHP) hervor.
       
       Rasangi hofft auf die Antikorruptionsbotschaften von Dissanayake. Der
       Wendepunkt kam für viele im Jahr 2022. In der Hauptstadt Colombo formierte
       sich die Bürgerprotestbewegung Aragalaya (singhalesisch für „Kampf“).
       Wirtschaftliche Not trieb die Menschen auf die Straße. [2][Und sie zwangen
       Premierminister Mahinda Rajapaksa und schließlich den Präsidenten Gotabaya
       Rajapaksa zum Rücktritt.] Von November 2019 bis Mai 2022 waren beide Brüder
       in den Ämtern des Präsidenten beziehungsweise Premierministers Sri Lankas.
       Nach deren Sturz verlor die SLPP nach und nach ihren Rückhalt in der
       Bevölkerung. Ihre Abgeordneten stimmten im Parlament schließlich für Ranil
       Wickremesinghe als Nachfolger im Präsidentenamt. Auch wenn keine politische
       Partei offiziell die Führung der Aragalaya-Bewegung beanspruchte, spielte
       die NPP eine aktive Rolle durch die Beteiligung von Mitgliedern.
       
       Auch aus Hambantota gingen Menschen zum Protest in Colombo. Am
       Küstenstreifen selbst ist es meist friedlich bis auf die peitschenden
       Geräusche des Meeres. Der helle Sandstrand greift über die blaue Weite.
       Auch wenn hier der Tourismus weniger ausgeprägt ist als im benachbarten
       Galle, zieht der Ort Besucher:innen an. Für Fischer Jalaudeen ist das
       alles kein Problem. „Aber seitdem der Hafen läuft, werden unsere
       Fischernetze von Schiffen zerstört“, sagt er. Sie hatten das Problem bei
       den Behörden gemeldet, aber bisher keine Kompensation erhalten. Die
       wirtschaftliche Lage im Land hat sich verbessert, Engpässe bei
       Lebensmitteln, Medikamenten und Benzin sind überwunden, doch die Preise für
       Treibstoff sind hoch. Den brauche er, um mit seinen Booten aufs Meer
       hinauszufahren, das bereite ihm manchmal sorgen. Chancen auf einen anderen
       Job hat er kaum.
       
       Fahad ist einer der wenigen Einheimischen, die im Hafen von Hambantota
       arbeiten. Vor 2017 war seine Lage schlechter. Der 33-Jährige spricht
       fließend Englisch und hat einen College-Abschluss. Doch die fehlende
       Qualifikation vieler Menschen in der Region sei ein Hindernis, sagt er.
       „Aber das wahre Problem sind die Kontakte. Viele Jobs werden nur durch
       Beziehungen vergeben“, das habe er immer wieder erlebt.
       
       Trotz seines vergleichsweise guten Gehalts von 300 Euro im Monat hat Fahad
       bereits nach Stellen im Ausland gesucht. „Eigentlich sollten wir im Land
       bleiben“, sagt er, aber das Gehalt reicht nicht zum Sparen. „Ich bin
       Alleinverdiener für meine fünfköpfige Familie. Mein Vater ist krank, und
       ich bezahle seine Medikamente.“
       
       Fahad wurde 2019 über ein Subunternehmen eingestellt. Diese Praxis
       kritisiert der ehemalige Hafenmitarbeiter Suranjith Lakmal. „Die Rajapaksas
       hatten uns Jobs in der Region versprochen. Ich wollte eigentlich zur
       Marine, aber habe mich dann für die Stelle am Hafen entschieden.“ Ein
       Jahrzehnt war Lakmal dort beschäftigt. Doch als der Hafen an chinesische
       Betreiber überging, folgte eine Entlassungswelle. Seitdem kämpft er um eine
       angemessene Abfindung. „Am Ende wurde die Summe auf ein Fünftel gekürzt.“
       Dieses Geld bräuchte er, denn gut bezahlte Jobs sind in Hambantota selten.
       „Meine jüngste Tochter ist pflegebedürftig“, sagt er. „Wegen ihr möchte ich
       nicht weggehen, um Arbeit zu finden“, sagt er. Um seine Familie zu
       ernähren, fährt Lakmal heute Autorikscha.
       
       Die zunehmende chinesische Kontrolle über den Hafen führte zu Befürchtungen
       eines Souveränitätsverlustes, da der Hafen für militärische Zwecke genutzt
       werden könnte, was das benachbarte Indien alarmierte. Die Proteste gegen
       das Abkommen wurden von verschiedenen politischen Akteuren und Teilen der
       Regierung getragen.
       
       Mit der Lage muss sich die Bevölkerung aber zurechtfinden: Shanthi Paala
       fährt mit seinem Motorrad zum Feld hinaus. Nachts wechseln er und Bekannte
       sich mit Taschenlampen in einem Baumhaus ab, um Elefanten vom Acker
       fernzuhalten. „Seitdem all diese Vorhaben umgesetzt worden sind, der
       Flughafen, der Hafen und weitere Grundstücke übernommen wurden, haben wir
       immer mehr Probleme mit wilden Elefanten“, sagt der 59-Jährige. Heute
       müssen sie ihre Felder mehr denn je vor den Dickhäutern schützen, bestätigt
       Nachbarin Indika Kanthi. Doch nicht alle können sich elektrische Zäune
       leisten.
       
       Nicht nur das Verhältnis zu Elefanten ist schwieriger geworden. Auch der
       Rückhalt der Politikerfamilie Rajapaksa bei dieser Wahl ist in Hambantota
       gesunken. Der Neffe von Gotabaya Rajapaksa, Namal, der antrat, wurde
       vorhersehbar abgestraft. Er kandidierte, um das politische Erbe seines
       Vaters Mahinda fortzuführen und um das, was von der Partei SLPP übrig ist,
       zu vereinen. Im vergangenen Jahr rügte das oberste Gericht Sri Lankas seine
       Familie, die Grundrechte des Volkes verletzt haben, indem sie die
       Wirtschaft schlecht verwaltet und eine beispiellose Wirtschaftskrise
       verursacht haben.
       
       Die Spannung blieb am Sonntag lange, da kein Kandidat auf Anhieb die für
       einen Gesamtsieg erforderlichen 50 Prozent der Stimmen erhielt. Am
       Nachmittag begann die zweite Runde der Stimmenauszählung zwischen dem
       marxistisch orientierten Anura Kumara Dissanayake und dem 57-jährigen
       Oppositionsführer Sajith Premadasa. Bei den Wahlen 2019 hatte Premadasa 42
       Prozent der Stimmen bekommen, Gotabaya Rajapaksa 52 Prozent. Doch ohne eine
       breitere Zustimmung seitens der singhalesischen Mehrheit, die 80 Prozent
       der Bevölkerung stellen, konnte er sich nicht durchsetzen. Die Wahlen vor
       fünf Jahren schienen von einem starken Ethnonationalismus geprägt zu sein.
       Heute scheint dies keine entscheidende Rolle mehr zu spielen. Über alle
       religiösen und ethnischen Grenzen hinweg wünscht sich ein Großteil der
       Bevölkerung einen Neuanfang. Dafür wird Wahlsieger Dissanayake viele Hürden
       überwinden müssen.
       
       Die Möglichkeiten zur Finanzierung und Restrukturierung sind aufgrund der
       Schuldenlast begrenzt, die Erwartungen der Öffentlichkeit aber hoch, meint
       der politische Beobachter Ashwin Hemmathagama. Er warnt davor, dass Sri
       Lankas derzeitige Devisenreserven nur die Importe von drei Monaten decken
       können und damit kein Raum für Experimente bleibt. Raseen Muhammed
       beobachtet diese Entwicklungen in seinem Land mit einer Mischung aus
       Skepsis und Hoffnung. Er spürt den Aufwind und den Wandel in seiner
       Heimatstadt. „Früher hätten hier alle für die Rajapaksas gestimmt“, sagt
       er. „Doch nach der Krise denken die Menschen anders. Sie wollen
       Veränderung, und das gibt uns eine echte Chance.“
       
       Mitarbeit: Nishantha Hewage
       
       22 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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