# taz.de -- Festival des fantastischen Films: „Von Corona erzählen – mit Zombies“
       
       > Am Mittwoch hat das Kommunalkino Hannover ein neues Festival des
       > fantastischen Films eröffnet. Neben Klassikern gibt es 13
       > Neuerscheinungen.
       
 (IMG) Bild: Sitz des kommunalen Kinos Hannover: Künstlerhaus
       
       taz: Wiebke Thomsen, Sie gründen einfach mal ein neues Filmfestival und
       geben ihm auch noch einen seltsamen Namen – was, bitte, bedeutet „Broyhan“? 
       
       Wiebke Thomsen: Wir haben etwas gesucht, das einerseits wie ein mysteriöser
       Fantasiename klingt, aber auch einen Bezug zu Hannover hat: „Broyhan“ hieß
       ein hannoveraner Bierbrauer im 16. Jahrhundert, der eine Biersorte erfunden
       hat, die dann nach ihm benannt wurde.
       
       taz: Gibt es da am Ende noch einen Sponsoren? 
       
       Thomsen: Nein, aber ein Braumeister braut extra für uns ein „Broyhan
       Fantastik Bier“. Das kann man nur vom Fass und auf dem Festival trinken.
       
       taz: Auf dem [1][Filmfest München] gab es in diesem Jahr ein „Fantastic
       Summit“, die Vorstellung von Genre-Filmfestivals im deutschsprachigen Raum.
       Davon sind einige gerade erst ins Leben gerufen worden – gibt es da gerade
       eine Art Gründungsphase? 
       
       Thomsen: Ja, und ich denke, das liegt daran, dass es zwar großen
       Publikumszuspruch gibt, das Genrekino aber trotzdem unterrepräsentiert ist.
       Denn es gibt noch kaum Festivals dafür. In anderen Ländern ist das anders.
       
       taz: Und was genau hat Sie nun dazu bewogen, „Broyhan“ anzuschieben? 
       
       Thomsen: Uns interessiert an fantastischen Filmen, dass sie
       gesellschaftspolitische Themen ganz anders behandeln. Von der
       Coronapandemie kann man zum Beispiel auch mit Zombies erzählen. Im
       Genrekino ist es oft leichter, Dinge zu verhandeln, die aktuell wichtig
       sind. Und das auf eine unterhaltsame und lustvolle Art und Weise. Ich
       glaube, dass viele, die sich nicht mit diesen Genres befassen meinen: alles
       nur Blut, Gemetzel und Quatsch. Aber ich finde, sie bieten einen spannenden
       Blick aufs Filmemachen – und auf die Gesellschaft.
       
       taz: Welche Filme zeigen Sie nun? 
       
       Thomsen: An zehn Tagen zeigen wir 13 Neuerscheinungen, die in einem
       Wettbewerb mit einem Publikumspreis laufen, der mit 500 Euro dotiert ist:
       aus den USA, europäischen Ländern, ein Film aus den Philippinen ist auch
       dabei. Sechs davon sind Deutschlandpremieren, auch die anderen liefen hier
       noch nicht in den Kinos. Dann gibt es eine Retrospektive, bei der nur Filme
       auf analogem Material gezeigt werden, also 16 und 35 Millimeter: Das sind
       ältere, eher unbekannte Produktionen. Wir zeigen zum Beispiel „Panik im
       Tokyo Express“, die japanische Vorlage zu „Speed“. Dann gibt es auch noch
       den Programmstrang „Broyhan Fantastik jugendfrei“.
       
       taz: Was ist das? 
       
       Thomsen: Das sind Vorstellungen am Vormittag, gezeigt werden Filme für
       Kinder, Jugendliche und Genre-Einsteiger. Zum Beispiel die Verfilmung von
       George Orwells „1984“, aber auch der Dokumentarfilm „Mikrokosmos“ mit
       seinen extremen Insekten-Nahaufnahmen.
       
       taz: Wie definieren Sie fantastische Filme? 
       
       Thomsen: Da gab es viele lange Diskussionen unter den Kolleginnen und
       Kollegen. Für mich gehören dazu Zukunftsvisionen, Filme mit Monstern,
       Geistern und Vampiren sowie Geschichten, die makaber, verschroben und
       bizarr erzählt werden. Wir haben entschieden, dass [2][fantastische Filme]
       einfach nicht zu den klassischen Genres gehören – Liebesfilm, Komödie,
       Drama und Krimi.
       
       taz: Gibt es Trends bei den Neuproduktionen? 
       
       Thomsen: Es fällt auf, dass mehrere Filme in der Tradition des [3][„Blair
       Witch Projekt“] mit Fake Found Footage arbeiten, also fingiertem,
       vermeintlich authentischem Material. Einige der neuen Produktionen wurden
       auch auf 16 Millimeter gedreht – nicht nur im Arthouse-Kino gibt es eine
       analoge Retrowelle.
       
       22 Sep 2024
       
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