# taz.de -- Kriminalität in NRW: Zehn Maßnahmen gegen Messer
       
       > NRW-Innenminister Herbert Reul will gegen Messerkriminalität im
       > öffentlichen Raum vorgehen. Um Solingen soll es dabei nicht gehen.
       
 (IMG) Bild: NRW-Innenminister Herbert Reul bei dem Pressetermin zum Thema „Gewaltkriminalität mit dem Tatmittel Messer im öffentlichen Raum“
       
       „Ich habe lange überlegt, wenn ich ehrlich bin, ob ich das heute mache“,
       sagte [1][Herbert Reul], Innenminister von Nordrhein-Westfalen, am
       Mittwoch, bevor er das Lagebild zu Messerkriminalität in NRW vorstellte. Es
       gehe bei den Zahlen explizit nicht um [2][Solingen]. Doch der mutmaßlich
       islamistische motivierte Angriff am vergangenen Freitag überschattet die
       Zahlen aus dem Lagebericht. „Ich bin ein paar Jahre im Amt und die letzten
       Jahre waren ja auch nicht immer einfach und es gab auch schwierige Zeiten“,
       sagt Reul. Dazu gehöre nun auch diese Freitagnacht. „Die werde ich mein
       Leben lang nicht mehr vergessen“, so Reul.
       
       Man müsse klar differenzieren: zwischen dem Fall in Solingen, dem in Moers,
       wo am Dienstagnachmittag mutmaßlich ein Mann mit zwei Messern auf
       Polizeibeamte losgegangen war, worauf diese ihn erschossen, und anderen
       Fällen. „Es gibt die, die terroristisch unterwegs sind, bei denen es
       übrigens egal ist, ob die ein Messer haben oder einen Lastwagen nehmen. Die
       werden ein Mittel finden“, so Reul. Und es gebe die anderen, „die auf den
       Straßen und Plätzen unterwegs sind und weil sie das Messer dabei haben und
       offensichtlich nicht richtig damit umgehen können, es ziehen und damit
       Leute verletzen oder umbringen“, sagt Reul. Das seien „zwei verschiedene
       Paar Schuhe“.
       
       Reul betonte, dass es in den Zahlen, die er vorstellt, ausschließlich um
       Messerkriminalität im öffentlichen Raum gehe. 2023 gab es davon laut
       Polizeibericht in NRW 3536 Fälle. 15 Menschen sind als Folge der Taten
       gestorben. In 94 Prozent der Fälle waren die Tatverdächtigen Männer. In
       fast der Hälfte der Fälle waren sie unter 21 Jahre alt. 45 Prozent der
       Tatverdächtigen hatten laut Zahlen der Polizei keinen deutschen Pass. „Ich
       sage das zum wiederholten Male: Es hat nichts damit zu tun, dass alle
       Ausländer böse sind, oder von Geburt an kriminell. Das ist Quatsch.“ Reul
       betonte das, als sei diese Erkenntnis überraschend. „Aber bei den Taten,
       die wir erleben, sind sie eben überproportional vertreten und deswegen muss
       man das benennen“, so Reul.
       
       So sehr Reul sich zu Beginn der Pressekonferenz bemühte, nicht zu
       verallgemeinern und klar zwischen verschiedenen Motiven zu differenzieren,
       so sehr scherte er im Laufe der Vorstellung Menschen ohne deutschen Pass
       über einen Kamm: „Es muss aber auch noch irgendeinen kulturellen Faktor
       geben“, vermutet Reul, ohne Belege zu nennen. „Bei den Tatverdächtigen ohne
       deutschen Pass sind Leute aus dem arabischen Raum öfter vertreten als Leute
       aus anderen Kulturkreisen.“
       
       ## 10 Punkte gegen Messerkriminalität
       
       Reul sagte, es sei Aufgabe der Polizei, ihr Bestmögliches zu tun, um
       Messerkriminalität zu verhindern und die Lage einzudämmen. In der
       Zusammenarbeit mit kommunalen Polizeibehörden sei ein „Werkzeugkoffer“ mit
       zehn Maßnahmen entstanden, um Messergewalt zu bekämpfen.
       
       Der CDU-Politiker schlug unter anderem vor, mehr Aktionstage gegen
       [3][Messerkriminalität] zu veranstalten, wie es sie in den vergangen Jahren
       bereits in mehreren Städten gegeben habe. Es solle mehr Prävention in
       Flüchtlingsunterkünften geben. Individuelle Waffentrageverbote für
       Intensivtäter und Messerverbotszonen hält Reul unter bestimmten Bedingungen
       für sinnvoll. Außerdem soll nach Messertaten künftig auch der Verlust des
       Führerscheins drohen. Die Straßenverkehrsbehörden würden künftig informiert
       und könnten dann die Eignung der Führerscheinbesitzer nach einer Gewalttat
       mit einem Messer überprüfen.
       
       Reul betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit kommunaler Akteure sei. „Jede
       Polizeibehörde soll das Thema stärker auf dem Schirm haben.“ Reul sagte:
       „Hätte man mit einer dieser Maßnahmen die Tat in Solingen verhindern
       können? Nein.“ Man müsse die Debatte grundsätzlicher führen.
       
       28 Aug 2024
       
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 (DIR) Marie Sophie Hübner
       
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