# taz.de -- Deutsches Gold im Tischtennis: Keine Angst gegen Angstgegnerin
       
       > Bei den Olympischen Spielen war Tischtennis aus deutscher Sicht eine
       > Randnotiz. Anders bei den Paralympics: Dort gewann Sandra Mikolaschek nun
       > Gold.
       
 (IMG) Bild: Sandra Mikolaschek feiert ihre Tischtennis-Goldmedaille bei den Paralympischen Sommerspielen
       
       WIEN taz | [1][Das deutsche Tischtennis] steckt in der Krise. Aber wer
       dichtete einst, wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch? Nun, ganz so
       pathetisch muss es nicht sein. Doch in diesem Sommer rund um Olympia und
       Paralympics in Paris ist in dem beliebten Breitensport mit dem kleinen
       weißen Ball aus deutscher Sicht viel passiert. [2][Timo Boll], lange bester
       Deutscher an der Platte, hat den Schläger zumindest international endgültig
       an den Nagel gehängt. Und wo bei den Damen eine Nina Mittelham von
       Verletzungen gebeutelt wird, steht eine Annett Kaufmann bereit, um mit
       ihren 18 Jahren unerschrocken die Gegnerinnen von der Platte zu putzen.
       
       Dennoch: Bei den Olympischen Spielen war Tischtennis aus deutscher Sicht
       eher eine Randnotiz. Anders bei den [3][Paralympics] gut sechs Wochen
       später. Erst holen die deutschen Athletinnen und Athleten reihenweise
       Medaillen. Dann setzte sie nach den drei Finalniederlagen ihrer Kollegen
       und Kolleginnen noch eins drauf – und holte Gold: Sandra Mikolaschek gewann
       am Sonntag das Finale in der Klasse WS4 gegen die serbische
       Weltranglistenerste Borislava Perić-Ranković mit 3:1 (11:5, 11:3, 6:11,
       11:8). Ihr Gold wurde so zur insgesamt fünften Medaille für das deutsche
       Tischtennis bei den Paralympics und zur zehnten Goldmedaille für das
       deutsche Team in Paris insgesamt.
       
       „Ich musste mir aktiv Druck machen, dass ich mich nicht auf der
       Silbermedaille ausruhe. Ich wollte das Spiel trotzdem gewinnen“, ließ
       Mikolaschek nach dem Finale wissen. „Ich musste in den letzten Jahren oft
       lernen, dass mutiges Spiel belohnt wird und nicht, wenn man einfach nur den
       Ball rüberspielt.“ Trotzdem hat sie besonders ihr Schupfspiel, also ihr
       vorsichtiges Ballverteilen, stark verbessert. Gegen die Serbin, die für
       Mikolaschek bislang als beinah unschlagbare Angstgegnerin galt, spielte sie
       von Anfang an souverän, mutig und nahezu fehlerfrei. Bundestrainer Volker
       Ziegler war begeistert vom überragenden Auftritt seiner Spielerin: „Das war
       ein Tischtennisfest statt Tischtennisarbeit.“
       
       Geboren wurde die jetzt 27-Jährige im sachsen-anhaltinischen Eisleben; ihre
       Karriere wurde maßgeblich im Deutschen Tischtenniszentrum in Düsseldorf
       gefördert. Mit der dort beheimateten Borussia gewann sie auch schon dreimal
       den Titel als Deutscher Mannschaftsmeister im Rollstuhltischtennis; in der
       Weltrangliste liegt sie hinter der Serbin Perić-Ranković auf Rang 2. Sandra
       Mikolascheks Behinderung basiert auf einer eingeengten Halsschlagader bei
       der Geburt. Nach darauffolgenden Operationen waren Nerven im Rückenmark
       abgeklemmt. Sie nutzt von Kindheit an einen Rollstuhl.
       
       Tischtennis gilt in der Breite als eigentlich optimal inklusiver Sport;
       allein in der Spitze werden die üblichen Trennungen wirksam. Die einzige
       Sonderregel beim Spielen mit oder als Rollstuhlfahrende/n besteht darin,
       dass beim Aufschlag der Ball nicht über die Seite die gegnerische
       Tischhälfte verlassen darf, da der Bewegungsradius mit Rollstuhl natürlich
       etwas eingeschränkt ist.
       
       8 Sep 2024
       
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