# taz.de -- Aktionswoche Görlitzer Park: Offener Park statt Zaunbau
       
       > Beim Sozialgipfel im Görli diskutieren Anwohnende und Experten über
       > Probleme und Lösungen. Eine Mauer will hier niemand.
       
 (IMG) Bild: Fahrrad-Demo gegen den Zaun-Bau
       
       Berlin taz | Trotz brütender Hitze kamen rund 120 Interessierte in den
       Görlitzer Park, die sich am ehemaligen Pamukkale-Brunnen verteilten. Im
       Rahmen ihrer [1][Aktionswoche gegen den geplanten Zaunbau] hat das Bündnis
       Görli Zaunfrei am Dienstagnachmittag zum Sozialgipfel geladen. Unter den
       Gästen sind neben Anwohnenden auch zwei Vertreter der Linkspartei – und ein
       verwirrter Mann, der, mal zum Ärger, mal zur Belustigung der Anwesenden,
       laut herumschrie.
       
       Im Gegensatz zum [2][Sicherheitsgipfel des Senats] vor fast genau einem
       Jahr fand die Diskussion mit Expert*innen aus der praktischen Arbeit in
       aller Öffentlichkeit statt. In mehreren Kleingruppen wurde zunächst über
       verschiedene Aspekte der Nutzung des Parks diskutiert. Etwa die Situation
       für FLINTA* oder Schwarze Menschen sowie die zunehmende
       [3][Crack-Problematik]. Mit Abstand am besten besucht war die Gruppe „Was
       tun, wenn Leute im Treppenhaus Drogen konsumieren?“, in der Anwohnende nach
       Lösungen suchten.
       
       In der anschließenden Podiumsdiskussion räumte Dirk Schäffer von der
       Deutschen Aidshilfe ein, dass es für die Probleme im und um den Görli keine
       einfachen Lösungen gebe. Doch die Herausforderungen könne man nicht mit
       einem Zaun lösen, ist er überzeugt. Auch Astrid Leicht, Geschäftsführerin
       von Fixpunkt, meint, dass es sich der Senat zu leicht mache: „Komplexe
       Probleme kann man nicht mit einer Maßnahme und auch nicht schnell beheben“,
       urteilte Leicht, die schon vor Jahren ein Handlungskonzept für den
       Görlitzer Park mit erarbeitet hat.
       
       ## Multiple Probleme
       
       Der Görli sei ein sozialer und kultureller Ort für die westafrikanische
       Community, ergänzte Moro Yapha. Er ist interkultureller Mediator im Park.
       Doch viele von ihnen hätten mit Problemen wie Wohnungslosigkeit, fehlenden
       Papieren oder fehlender Arbeitserlaubnis zu kämpfen. Einige der
       Drogenhändler wären zudem selbst abhängig. Dagegen helfe keine Mauer.
       
       Der Zaun wird vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) auch mit dem
       Schutz von Frauen begründet. „Die Gewalt findet im Privaten statt“, stellte
       Stadtforscherin Stephanie Bock klar. Der Angst von Frauen im öffentlichen
       Raum könne im Görli mit einer guten Parkgestaltung begegnet werden. Ihr
       Vorschlag, die Mauern einzureißen, statt zu schließen und Gebüsche stärker
       zu beschneiden, stieß jedoch nicht bei allen auf Gegenliebe.
       
       Für den Kriminologen Tobias Singelnstein ist der Görlitzer Park ein
       „interessanter Ort“: „Es gibt Nutzungskonflikte, es gibt soziale Probleme –
       es ist aber auch einfach eine Grünanlage in Berlin, ein ganz normaler Ort.“
       Schon seit Jahren werde der Görli vor allem als Sicherheitsproblem gesehen.
       Befeuert durch die Medien habe die Politik den Eindruck, sie müsse
       Sicherheitsbedürfnisse auch von Leuten befriedigen, die den Park nur aus
       der Zeitung kennen. „Dadurch findet eine politische Debatte statt, die
       eigentlich nicht an der Lösung der Sachfragen vor Ort interessiert ist,
       sondern vor allem symbolische Maßnahmen generiert, um die öffentliche
       Debatte zufriedenzustellen und zu zeigen, dass man etwas unternimmt.“
       
       Die angeregte Diskussion setzte sich bis Sonnenuntergang fort.
       Zwischendurch radelt ein Mann vorbei, auf dessen Gepäckträger drei Kinder
       sitzen, die rufen: „Der Görli bleibt auf!“ Am Ende steht zwar nicht die
       eine Lösung, aber mehrere Vorschläge. Stadtpolitik von unten statt Law and
       Order von oben, bringt es die Moderatorin auf den Punkt. Das sehen freilich
       nicht alle Anwohner*innen so, von denen einige die Wirksamkeit von rein
       sozialen Maßnahmen bezweifeln. Ob es nicht auch mehr Polizei brauche? „Die
       Polizeipräsenz wird seit Jahren verstärkt und das macht es nur schlimmer“,
       wirft jemand anderes ein.
       
       Die Aktionswoche geht noch bis Sonntag, wo sie „mit lustigen Spielen“ wie
       Zaunzerschneiden oder Farbbeutelwerfen endet.
       
       4 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Darius Ossami
       
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