# taz.de -- Ukraine-Unterstützung bröckelt: Dem Hai zum Fraß
       
       > Der ukrainische Erfolg in Kursk scheint militärisch nicht zu wirken wie
       > erhofft. Ausgerechnet in dieser Situation bröckelt die westliche
       > Solidarität.
       
 (IMG) Bild: Nach erneut schweren russischen Luftangriffen in der Stadt Charkiw
       
       Frankreich hat die Schlacht verloren, aber nicht den Krieg.“ Mit diesen
       Worten wandte sich Charles de Gaulle, der spätere Präsident Frankreichs,
       am 18. Juni 1940 an seine Landsleute. Es war ein Appell, um nach einer
       unerwartet schnellen Niederlage gegen das Deutsche Reich den Kampf gegen
       die Nazis fortzusetzen.
       
       Vielleicht mag der berühmte Ausspruch auch Kyjiwer Militärstrategen durch
       den Kopf gegangen sein, bevor ukrainische Truppen am 6. August quasi
       handstreichartig und [1][ohne größere Gegenwehr in die russische Region
       Kursk vordrangen].
       
       Zweifellos: Diese Entwicklung dürfte den Willen vieler Ukrainer*innen, sich
       auch noch nach zweieinhalb Jahren eines brutalen und zermürbenden
       Angriffskrieges dem russischen Aggressor zu widersetzen, bestärken. Doch
       abgesehen davon stochern selbst Militärexpert*innen dreieinhalb Wochen
       später – in dieser Zeit haben ukrainische Truppen in Kursk stetig weitere
       Ortschaften unter ihre Kontrolle gebracht – immer noch im Nebel.
       
       Was genau soll mit dieser „Operation“ erreicht werden? Sollte es eine
       Intention gewesen sein, einen teilweisen Rückzug der russischen Truppen von
       der Frontlinie im Donbass zu erzwingen, so ist diese Rechnung bislang nicht
       aufgegangen. Stattdessen kämpfen sich russische Truppen dort langsam, aber
       unaufhaltsam vor. [2][Die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt
       Pokrowsk], die wie Awdijiwka und Bachmut in Schutt und Asche gebombt wird,
       ist wohl nicht mehr aufzuhalten.
       
       Vor diesem Hintergrund und angesichts des Umstandes, dass Russlands
       erklärtes Ziel (nachzulesen bei Ex-Präsident Dmitri Medwedjew) immer noch
       die Auslöschung der Ukraine ist, mutet die Diskussion über eine weitere
       militärische Unterstützung des angegriffenen Landes fast schon gespenstisch
       an.
       
       Man stehe an der Seite Kyjiws, heißt es ja immer wieder so schön, [3][so
       auch beim Treffen der EU-Außenminister in dieser Woche.] Gleichzeitig soll
       die Ukraine, um westliche Waffen gegen militärische Ziele in Russland
       einsetzen zu dürfen, jeweils um Erlaubnis bitten. Ganz so, als ob das
       Zeitfenster riesengroß wäre. Ernsthaft?
       
       Wie schön, dass es so aufgeklärte Geister wie Sahra Wagenknecht gibt. Sie
       hat gerade zwei Wahlkämpfe im Osten Deutschlands bestritten – mit einer
       Friedensbotschaft, die in Bezug auf die Ukraine so einfach wie klar ist:
       überhaupt keine Waffen mehr liefern und sich an den Verhandlungstisch
       setzen.
       
       Das Perfide ist, was dabei unausgesprochen bleibt: Denn in letzter
       Konsequenz bedeutet das, die ganze Ukraine komplett zum russischen Abschuss
       freizugeben. Dass dieses Credo bei vielen Wähler*innen ihres neuen
       Bündnisses am Sonntag einzahlen könnte, ist tragisch.
       
       30 Aug 2024
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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