# taz.de -- Antwort auf immer größere Pkw: Müllwagen werden kleiner
       
       > Die Zahl der Pkw steigt, sie werden breiter und länger. Weil es für die
       > Müllabfuhr auf manchen Straßen zu eng wird, sollen Laster nun abspecken.
       
 (IMG) Bild: Weil Pkw immer breiter werden, kommt die Müllabfuhr nicht überall gut durch – hier im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg aber schon
       
       Berlin taz | Es klingt nach einer Diät für alle: „schlanke Lösung“. Doch
       sie soll vor allem ihr helfen: der Müllabfuhr. [1][Im SUV-Zeitalter] kommen
       ihre Fahrzeuge nicht mehr so einfach durch. Darum bewirbt Mercedes-Benz die
       „schlanke Lösung“, eine Sonderanfertigung eines Müllautos: 2,40 breit und
       damit zehn Zentimeter schmaler als die bisher üblichen Modelle.
       
       So könne „der Stress für die Fahrer, die Unfallgefahr und die Belastung der
       anderen Verkehrsteilnehmer im knapper werdenden Verkehrsraum zumindest
       teilweise ausgeglichen werden“, erklärt ein Sprecher von Mercedes-Benz
       Trucks. Jeder Millimeter zählt.
       
       Das Problem dahinter kennt im Grunde jeder, der Auto und Rad fährt oder
       auch zu Fuß geht. Vielerorts ist es eng geworden. Paketdienste und
       Lieferfahrzeuge parken in zweiter Reihe. Es drängeln sich mehr Autos denn
       je auf deutschen Straßen. Anfang dieses Jahres waren [2][49,1 Millionen Pkw
       zugelassen], zehn Jahre zuvor waren es noch 43,9 Millionen. Und: Jedes
       dritte neu zugelassene Auto ist ein SUV.
       
       [3][Autos werden insgesamt wuchtiger, breiter und länger.] Darum hat ein
       Fachgremium, die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen
       (FGSV), Städten sogar empfohlen, vor allem beim Neubau von Parkhäusern und
       Tiefgaragen Parkplätze deutlich größer zu bemessen als bisher.
       
       ## Breiter als zwei Meter
       
       Zum Vergleich: 1980 waren Autos, Außenspiegel nicht einbezogen, im Schnitt
       1,65 Meter breit. Heute sind es gut 1,87 Meter – 22 Zentimeter mehr. Das
       rechnet der ADAC vor. Grundlage ist seine Datenbank mit mehr als 150.000
       Fahrzeugen, die in Deutschland offiziell verkauft werden. Demnach haben die
       Autos seit 1980 darüber hinaus um 64 Zentimeter in der Länge zugelegt – auf
       rund 4,82 Meter.
       
       Dieser Trend macht auch vor dem meistverkauften Auto in Deutschland nicht
       Halt, dem Durchschnittswagen der Deutschen sozusagen. „1978 war der
       VW-Golf, ein Auto der Kompaktklasse, 1,59 breit, heute sind es 1,78“, sagt
       ein Sprecher des ADAC. „Rechnet man die Außenspiegel mit dazu, sind
       mittlerweile 70 Prozent aller neu zugelassenen Autos breiter als zwei
       Meter.“
       
       Das sei zum Beispiel für viele Autobahnstellen zu breit. Denn verengte
       Spuren, vor allem auf der linken Seite, seien oft nur für Pkw bis zu 2
       Metern zugelassen. Grundsätzlich aber dürften nach der
       Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung Pkw bis zu 2,50 Meter breit sein. Beim
       Parken müsse 3,05 Meter Platz bleiben für durchfahrende Fahrzeuge.
       
       Selbst wenn sich alle daran halten würden, in einer ohnehin nicht breiten
       Wohnstraße, Parkplätze auf beiden Seiten, wird das Fahren und Rangieren der
       Müllwerker komplizierter, wenn die Autos dicker werden. Auch in
       Stichstraßen, in denen sich nicht wenden lässt, gibt es Probleme. Darum
       kaufen Firmen, die die Müllabfuhr übernehmen, nun kleinere Modelle.
       
       In der Hauptstadt zum Beispiel. Die Berliner Stadtreinigung, das größte
       kommunale Abfallwirtschaftsunternehmen Deutschlands, hat vor zwei Jahren 30
       schmalere neue Fahrzeuge auf die Straße geschickt. Auch das hessische Hanau
       hat extra Müllautos für enge Gassen angeschafft. Oder Norderstedt in
       Schleswig-Holstein: Dort kurven ebenso kleinere Müllwagen herum.
       
       Diese spielten in „etlichen Betrieben eine Rolle“, erklärt Jan Thomsen. Er
       spricht für den Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und
       Kreislaufwirtschaft. „Das muss nicht immer gleich der ganze Fuhrpark sein,
       aber es gibt Touren, die nur von schmaleren oder insgesamt kleineren
       Fahrzeugen bewältigt werden können.“
       
       Auch ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) bestätigt:
       „Städtebauliche Gegebenheiten plus die größere Anzahl breiterer Fahrzeuge,
       also SUV, die in den Straßen geparkt werden, stellen für kommunale
       Abfallentsorger eine immer größer werdende Herausforderung dar. Schmalere
       Fahrzeuge sind da eine Lösung und bereits im Einsatz.“ Manche schmaleren
       Laster hätten zwar dieselbe Ladekapazität wie die herkömmlichen, meist
       seien die kleineren Modelle aber schneller voll. Wird die Müllabfuhr dann
       teurer? „Hier wird es in der Regel zu keinen Gebührensteigerungen kommen,
       und wenn, dann ist das kaum spürbar“, sagt der VKU-Sprecher.
       
       16 Aug 2024
       
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