# taz.de -- Debatte um Kandidatur in USA: Biden geht in den Angriffsmodus
       
       > US-Präsident Joe Biden hält an seiner Kandidatur fest und tut alles, um
       > die Debatte darüber zu beenden. Unterstützung bekommt er auch von links.
       
 (IMG) Bild: Präsident Biden mobilisiert seine Unterstützer:innen
       
       Berlin taz | US-Präsident Joe Biden geht in der Diskussion über seine
       erneute Kandidatur in die Offensive. Bis Ende vergangener Woche hatten
       nicht nur etliche Medien, sondern auch immer mehr demokratische
       Kongressabgeordnete und Großspender*innen gefordert, Biden solle nach
       dem verheerenden Auftritt bei der TV-Debatte gegen Donald Trump seine
       Kandidatur zurückziehen und für jemand anderen Platz machen. Um damit die
       Siegeschancen gegen Trump im November zu erhöhen. Jetzt mobilisiert der
       Präsident seine Unterstützer*innen.
       
       Am Montag, als die Kongressabgeordneten und Senator*innen nach einer
       Pause nach Washington D.C. zurückkehrten und laut Medienberichten in
       diversen Gesprächsrunden über die Zukunft der Biden-Kandidatur beraten
       wollten, erwartete sie dort ein [1][Brief des Präsidenten.] Er bleibe bei
       seiner Kandidatur, halte sich für absolut qualifiziert, im übrigen sei er
       mit 87 Prozent der Stimmen als Kandidat gewählt worden und habe nicht vor,
       den demokratischen Vorwahlprozess einfach so über den Haufen zu werfen.
       
       Gleichzeitig traten in verschiedenen Fernsehstationen
       Unterstützer*innen auf: [2][Alexandra Ocasio-Cortez, die bekannte
       linke Abgeordnete aus New York, und der linke Senator Bernie Sanders aus
       Vermont] riefen dazu auf, jetzt alle Kräfte hinter Joe Biden zu versammeln,
       um im November Donald Trump zu schlagen. Nach einem Treffen mit
       Abgeordneten sagte der Demokratische Fraktionsführer im Repräsentantenhaus,
       Hakeem Jeffries, Biden sei der Kandidat der Demokraten, Punkt.
       
       Biden selbst rief am Montagmorgen überraschend in der bekannten MSNBC-Show
       [3][„Morning Joe“] an, um in energischen Worten klarzumachen, wie viel
       Unterstützung er in den vergangenen Tagen erhalten habe. Er sei kreuz und
       quer durchs Land gereist und habe mit vielen Menschen gesprochen, um sich
       zu versichern, dass seine Instinkte ihn nicht trügen, die ihm sagten, dass
       die Menschen ihn nach wie vor als Kandidaten wollten. Spontane Anrufe bei
       freundlich gesinnten Morgenshows kannte man bislang nur von Donald Trump,
       der in seiner Amtszeit immer mal wieder bei „Fox and Friends“ anrief, der
       Morgensendung des rechten Murdoch-Senders Fox News.
       
       ## Macht Biden diese Woche keinen Riesenfehler, wird er bleiben
       
       In vielen Medien hält sich dennoch der Diskurs, Bidens Auftritt bei der
       TV-Debatte habe eine lang vom Weißen Haus, der Biden-Familie und den
       engsten Berater*innen des Präsidenten verschleierte Wahrheit
       offengelegt: dass Bidens mentale Fähigkeiten sich rasant im Niedergang
       befänden und er nicht in der Lage sein wird, weitere vier Jahre im Weißen
       Haus durchzustehen.
       
       Dazu trugen auch neue Berichte über regelmäßige Besuche eines auf Parkinson
       spezialisierten Neurologen im Weißen Haus bei, die Bidens Presseteam
       schnell zu entkräften versuchte: Der Mann sei nicht wegen Joe Biden
       gekommen, hieß es.
       
       Allen jedoch scheint klar zu sein, dass der jetzige Zustand – Teile der
       Partei wollen Biden zum Abtreten bewegen, er selbst hält an der Kandidatur
       fest – schnell enden muss. Auch deshalb ist von der [4][Handvoll
       Alternativen], die bislang als möglicher Biden-Ersatz genannt wurden,
       zunehmend nur noch Vizepräsidentin Kamala Harris im Spiel. Sie wird im
       Wahlkampf ohnehin eine größere Rolle spielen müssen, sollen Wähler*innen
       Vertrauen darin gewinnen, auch dann eine fähige Person an der Spitze zu
       haben, wenn Biden etwas zustößt. Und als einzige Person hätte sie direkten
       Zugriff auf Wahlkampfkasse und Organisation des Biden-Teams.
       
       Aber: Sollte Joe Biden in dieser Woche als [5][Gastgeber des Nato-Gipfels]
       nicht ein massiver Fehler unterlaufen, sieht inzwischen alles so aus, als
       bliebe es bei seiner Kandidatur.
       
       9 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.nytimes.com/interactive/2024/07/08/us/read-biden-letter-democrats.html
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=c1tXiBvpAQU
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=8aziuR76Cek
 (DIR) [4] /Moeglicher-Ersatz-fuer-Joe-Biden/!6019202
 (DIR) [5] /Nato-Gipfel-in-Washington/!6019526
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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