# taz.de -- Erste TV-Debatte im US-Wahlkampf 2024: Showdown Trump vs. Biden
       
       > In dieser Form hat es ein TV-Duell zwischen zwei US-Kandidaten noch nie
       > gegeben. Was kann man von der Debatte in der Nacht zu Freitag erwarten?
       
 (IMG) Bild: Biden versus Trump: jetzt auch im Kino, Salt Lake City
       
       Berlin taz | TV-Debatten der beiden führenden Kandidat*innen gehören
       zum Standardprogramm eines US-Präsidentschaftswahljahres. Aber diesmal ist
       alles anders. Noch nie hat ein TV-Duell so früh im Jahr stattgefunden wie
       jetzt, wenn sich Joe Biden und Donald Trump schon am Donnerstagabend zur
       US-Primetime in einem Studio des Fernsehsenders CNN treffen. Beide sind
       noch nicht einmal bei den entsprechenden Parteitagen offiziell als
       Kandidaten nominiert worden – jener der Republikaner*innen ist im
       Juli, der der Demokrat*innen im August.
       
       Noch nie haben ein Amtsinhaber und sein Vorgänger die Debatte bestritten.
       Und noch nie hat ein einziger Sender Ausrichtung, Moderation und Regeln
       bestimmen können – das war sonst immer Aufgabe der Unabhängigen Kommission
       für Präsidentschaftsdebatten.
       
       Die Regeln diesmal: 90 Minuten Gesamtzeit, kein Publikum, 2 Minuten
       Antwortzeit, 1 Minute Gegenrede und 1 Minute Antwort darauf. Und vor allem:
       Das Mikrofon dessen, der gerade nicht gefragt ist, ist abgeschaltet. In
       seinen Debatten mit Hillary Clinton 2016 und Joe Biden 2020 redete Trump
       ununterbrochen dazwischen, bis Biden irgendwann rief, er möge einfach mal
       den Mund halten.
       
       Und obwohl [1][Stimmen für Drittkandidaten] bei der erwartbar engen Wahl im
       November womöglich entscheidend werden könnten, ist niemand weiteres zur
       Debatte eingeladen. Die von CNN angelegten Kriterien entsprechen weitgehend
       denen der Unabhängigen Kommissionen sonst: Wer teilnimmt, muss 15 Prozent
       Zuspruch in den Umfragen haben und in ausreichend Bundesstaaten zugelassen
       sein, um wenigstens theoretisch eine Mehrheit im Wahlleutegremium erzielen
       zu können. Das trifft nur auf Joe Biden und Donald Trump zu.
       
       ## Biden wollte so früh schon sprechen
       
       Es war offenbar Joe Biden, der auf den frühen Debattentermin gedrängt hat,
       um noch vor seiner offiziellen Nominierung im August beweisen zu können,
       dass er keineswegs altersschwach ist. Donald Trump legt bei jeder
       Gelegenheit öffentlich nahe, „Sleepy Joe“ werde unter Aufputschdrogen
       stehen und womöglich habe es ja auch seine Bewandnis mit dem kürzlich im
       Weißen Haus gefundenen Kokain-Beutelchen.
       
       Im Verbund mit den trumpnahen Medien belächelt er Biden dafür, dass der
       sich für die Vorbereitung fast eine Woche Zeit genommen hat und in einem
       als Studio umgebauten Raum in Camp David fleißig mit einem Trump-Double
       übt, („er übt wohl überhaupt 90 Minuten stehen zu können“, ätzte er mit
       einem konservativen Interviewer), während er selbst, Trump, weiter auf
       Wahlkampf toure, mit dem Volk spreche und daher keine Fachexperten zur
       Vorbereitung brauche.
       
       Im Übrigen aber bleibt Trump eben Trump. Wo immer er unterliegen könnte,
       erfindet er bereits vorher Gründe für diese Gemeinheit. Das war bei den
       Wahlen 2016 und erst recht 2020 so, und so ist es auch im Vorfeld dieser
       TV-Debatte.
       
       Vor wenigen Tagen erklärte Trump in einem [2][Interview mit der rechten
       Plattform Real America’s Voice], er werde eventuell mit Absicht die Debatte
       verlieren, weil Biden sonst womöglich noch von den Demokraten aus dem
       Rennen genommen würde, und das wäre nicht gut.
       
       ## Moderatoren können sich auf Geschimpfe einstellen
       
       Eine Angriffslinie bleibt Trump in jedem Fall: CNN. Während seiner gesamten
       Präsidentschaft bezeichnete Trump den Kabelsender stets als „Fake News“,
       [3][schloss gar CNN-Korrespondenten aus dem Presseraum des Weißen Hauses
       aus]. Sobald die CNN-Moderator*innen Jake Tapper und Dana Bash ihm am
       Donnerstag kritische Fragen stellen oder Lügen entlarven, wird das
       Geschimpfe losgehen, sie seien parteiisch und unfair – entweder noch im
       Studio oder unmittelbar danach. Die konservativen Medien haben damit schon
       längst angefangen: Den beiden Moderator*innen wird Voreingenommenheit
       und mangelnde Fairness attestiert, bevor die Debatte überhaupt begonnen
       hat.
       
       Unsicher sind sich US-Wahlexpert*innen, welche Bedeutung die Debatten –
       eine zweite soll im September folgen – eigentlich wirklich für den
       Wahlausgang haben werden. Bis zum November ist noch sehr viel Zeit, um
       gegebenenfalls Fehler auszubügeln. Aber jeder kleine Fauxpas
       verselbstständigt sich als Videoschnipsel im Netz sofort und kann, mit
       entsprechendem Spin versehen, mehr Wirkung zeigen als die Debatte an sich.
       Solche Faux-Pas zu vermeiden ist wohl die Aufgabe, auf die sich beide
       Kandidat*innen am meisten konzentrieren müssen.
       
       27 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Unabhaengige-Kandidaten-im-US-Wahlkampf/!6001038
 (DIR) [2] https://twitter.com/i/status/1801358889822339569
 (DIR) [3] /Journalist-Jim-Acosta-ohne-Akkreditierung/!5550827
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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