# taz.de -- Rentnerin in der Ukraine: Spenden für den Sieg
       
       > Seniorin Tamara Lasarenko wurde im Zweiten Weltkrieg geboren. Heute
       > unterstützt sie die ukrainische Armee – mit dem, was von ihrer Rente
       > übrig bleibt.
       
 (IMG) Bild: „Das mache ich schon ganz automatisch“, sagt die 81-jährige Tamara Lasarenko
       
       Luzk taz | Mit 81 Jahren ist Tamara Lasarenko zum Social-Media-Star
       geworden. Denn niemand Geringeres als Kyrilo Budanow, Chef des
       Militärnachrichtendienstes der Ukraine, hatte ihr persönlich gratuliert.
       Der Grund: Die Seniorin aus Luzk spendet schon seit geraumer Zeit jeden
       Monat einen Teil ihrer Rente an die ukrainischen Streitkräfte.
       
       Ihre Freundinnen nennen Lasarenko jetzt Hollywoodstar. Sogar von der Front
       rufen Soldaten bei ihr an. Im Winter hatte ihre Enkelin Sofija auf Tiktok
       ein kurzes Video davon veröffentlicht, wie ihre Oma in einem Schreibheft
       penibel all ihre Spenden notiert. In der linken Spalte stehen die
       jeweiligen Geldbeträge, in der rechten vermerkt sie, wie viele russische
       Besetzer die ukrainische Armee getötet hat. Inzwischen führt sie auch Buch
       über alle Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte, die durch
       ukrainische Raketen und Drohnen versenkt wurden.
       
       „Wenn die Rente kommt, überweise ich immer als Erstes einen Teil an die
       Armee, dann kaufe ich Medikamente und von dem Rest lebe ich dann. Wenn am
       Monatsende noch Geld übrig ist, schicke ich das auch noch den Jungs an der
       Front“, erzählt Lasarenko.
       
       Im April hat sie insgesamt drei Spenden überwiesen: für die Marine, für die
       Luftaufklärung und für Aufklärungsdrohnen. Anfangs hatte die Seniorin ihrer
       Tochter und Enkelin noch Bargeld gegeben und sie gebeten, es auf
       entsprechende Konten zu zahlen. Doch dann wurden im Fernsehen Spendenkonten
       verbreitet; seitdem überweist sie das Geld selbst.
       
       ## Bis die Russen verjagt sind
       
       „Das mache ich schon ganz automatisch. Niemand zwingt mich dazu, das mache
       ich aus eigenem Antrieb. Auch, wenn man nicht viel geben kann, 20, 50 oder
       100 Hrywnja [umgerechnet etwa 2,30 Euro] kann man schon dafür zur Seite
       legen. Wenn das alle machen, bringt uns das den Sieg näher. Wäre ich noch
       fit und gesund, ginge ich selbst an die Front“, sagt die alte Dame.
       
       Tamara Lasarenko war noch ein Kind, als der Zweite Weltkrieg begann. Damals
       starb ihr Vater. Ihre Mutter half den sowjetischen Partisanen, brachte
       ihnen Brot in den Wald. „Ich bin im Krieg geboren und werde im Krieg
       sterben“, meint sie.
       
       Eigentlich stammt sie aus dem 300 Kilometer südöstlich gelegenen Gebiet
       Wynnizja. Nach Luzk kam sie 1952, als sie heiratete. Sie ist hier längst
       fest verwurzelt, hat hier zwei Söhne, Enkel- und Urenkelkinder. Ihr
       verstorbener Mann war Soldat, und auch sie selbst arbeitete in einer
       Armeeeinheit.
       
       Die Glückwünsche von Budanow haben Tamara zu Tränen gerührt: „Ohne Sie und
       Millionen von Ukrainern wäre es für uns schwerer gewesen, die „Sergei
       Kotow“ und andere feindliche Schiffe zu versenken. Menschen wie Sie
       beflügeln uns, [1][die Feinde der Ukraine zu bekämpfen]“, sagte
       Geheimdienstchef Budanow. Die „Sergei Kotow“ war ein russisches
       Kriegsschiff, das ukrainischen Seedrohnen im März versenkt hatten.
       
       Tamara Lasarenko ist für viele Ukrainer zum Vorbild geworden, gerade jetzt,
       da russische Truppen verstärkt versuchen, den Donbass zu erobern, und
       Städte wie [2][Charkiw] und Sumy bedrohen. Enkelin Sofija erzählt, dass die
       Bekanntheit ihre Oma noch mehr beflügelt habe: „Sie hat verstanden: Egal
       wie alt du bist, du kannst in schweren Zeiten immer noch nützlich für die
       Ukraine sein.“ Star hin oder her: Die 81-jährige Lasarenko will weiter an
       die Armee spenden – bis die Russen verjagt sind.
       
       Aus dem Russischen: Gaby Coldewey
       
       21 Jun 2024
       
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