# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Warten auf Israels Antwort
       
       > Israel will den iranischen Großangriff nicht unbeantwortet lassen. Wie
       > genau die Reaktion aussehen wird, ist noch nicht entschieden.
       
 (IMG) Bild: Wird die Lage zwischen Israel und dem Iran weiter eskalieren? Auf einer Werbetafel in Teheran stehen die Raketen am 15. April 2024 bereit
       
       Tel Aviv dpa | Israel will den Iran für dessen Drohnen- und Raketenangriff
       bestrafen, ohne internationalen Rückhalt zu verlieren. Man wäge die
       weiteren Schritte ab, sagte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi
       am Montag. Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf Israel werde eine
       Reaktion folgen. Zugleich fügte Halevi hinzu: „[1][Der Angriff des Iran hat
       neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit im Nahen Osten geschaffen.] Wir
       bewerten die Lage und halten uns auf höchstem Niveau bereit.“
       
       Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte einem Bericht des
       israelischen Rundfunksenders Kan zufolge bei einem Treffen mit Ministern
       seiner Likud-Partei, auf den Angriff des Iran müsse eine kluge Reaktion
       folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion
       erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen
       sei.
       
       Am Montag war erneut das israelische Kriegskabinett zusammengetreten.
       [2][Eine offizielle Stellungnahme zu Ergebnissen des Treffens gab es
       zunächst nicht.] Der Fernsehsender Channel 12 berichtete ohne Angabe von
       Quellen, es seien verschiedene Szenarien erörtert worden, wie auf den
       iranischen Großangriff reagiert werden könne. Israels Ziel ist es demnach,
       dem Iran zu schaden, ohne einen umfassenden Krieg auszulösen.
       
       Die US-Regierung wollte sich nicht öffentlich zu einem möglichen
       Gegenschlag Israels äußern. „Wir werden den Israelis das Wort überlassen“,
       sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John
       Kirby, am Montag. Die USA seien nicht an dem Entscheidungsprozess
       beteiligt.
       
       ## Washington will sich nicht an Vergeltungsschlag beteiligen
       
       Israels Militär hatte bei der erfolgreichen Abwehr des iranischen Angriffs
       Unterstützung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens
       bekommen. Die USA bekräftigten nach dem Angriff auch ihr „eisernes
       Bekenntnis“ zu Israels Sicherheit. Allerdings will sich Washington an einem
       möglichen Vergeltungsschlag nicht beteiligen und dringt wie andere
       Verbündete auf eine Deeskalation. Auf die Frage, ob die USA besorgt seien,
       dass ein israelischer Vergeltungsschlag amerikanische Streitkräfte in der
       Region gefährden könne und die USA sich deshalb nicht beteiligen wollten,
       erklärte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag, es liege an Israel, zu
       entscheiden, ob es auf den Angriff reagieren werde oder nicht.
       
       ## Israels Verteidigungsminister diskutiert weiteres Vorgehen in Rafah
       
       Der iranische Angriff habe gezeigt, wie wichtig Israels Beziehungen zu den
       USA wie auch zu anderen Partnern seien, schrieb das Wall Street Journal am
       Montag. Analysten zufolge werde dies wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt
       sein, wenn Israel – das vorher wegen seines harten Vorgehens im Gazakrieg
       zunehmend isoliert war – seinen nächsten Schritt abwäge. Auch die
       Kriegsziele im Kampf gegen die mit dem Iran verbündete Hamas im
       Gazastreifen dürften demnach Teil der Kalkulationen Israels sein,
       einschließlich der geplanten Offensive gegen die mit Flüchtlingen
       überfüllte Stadt Rafah im Süden des abgeriegelten Küstengebiets.
       
       Israels Verteidigungsminister Joav Gallant erörterte am Montagabend mit
       Vertretern seines Ministeriums und der für Kontakte mit den Palästinensern
       und humanitäre Hilfe zuständigen Cogat-Behörde [3][das weitere Vorgehen in
       Rafah]. Nach Angaben der Regierungspressestelle ging es bei dem Treffen vor
       allem um die Evakuierung von Zivilisten aus der Stadt und die Ausweitung
       von Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen. Vor dem iranischen
       Großangriff auf Israel hatte Regierungschef Netanjahu verkündet, es gebe
       schon einen Termin für eine Offensive. Gallant widersprach dem jedoch kurz
       darauf.
       
       ## EU könnte den Iran mit neuen Sanktionen belegen
       
       In der EU werden unterdessen mögliche neue Sanktionen gegen den Iran
       erwogen. Wie mehrere Diplomaten am Montagabend nach Gesprächen von
       Vertretern der Mitgliedstaaten in Brüssel sagten, dürfte das Thema an
       diesem Dienstag bei einer Videoschalte der Außenminister auf den Tisch
       kommen. Neue Strafmaßnahmen könnten demnach über eine Sanktionsregelung
       verhängt werden, die nach dem Beginn der iranischen Unterstützung des
       russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch Drohnenlieferungen
       eingerichtet wurde. Über sie wurde bislang unter anderem die Ausfuhr von
       Bauteilen in den Iran verboten, die für den Bau und die Produktion von
       Drohnen verwendet werden. Zudem sind auch Personen und Organisationen von
       Strafmaßnahmen betroffen.
       
       Gegen neue scharfe Sanktionen könnte laut Diplomaten allerdings das Risiko
       einer Eskalation sprechen. So will der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell
       weiter versuchen, den Iran dazu bewegen, wieder ein Abkommen zur
       Einschränkung seines Nuklearprogramms einzuhalten. Es soll verhindern, dass
       der Iran eine Atombombe baut. Bei der wegen des iranischen Angriffs auf
       Israel einberufenen Videokonferenz am Dienstag soll grundsätzlich darüber
       gesprochen werden, wie die Europäische Union zu einer Deeskalation in der
       Region beitragen kann.
       
       ## Erdoğan spricht mit Emir von Katar über Gaza-Krieg
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan telefonierte nach Angaben
       seines Büros mit dem Emir von Katar und forderte angesichts des Gazakriegs
       eine verstärkte Zusammenarbeit islamischer Länder. Diese müssten ihre
       Bemühungen verstärken, um Israels „brutale Angriffe“ im Gazastreifen zu
       stoppen und das Land für „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zur
       Rechenschaft zu ziehen, hieß es am Montag in einer Mitteilung des
       Präsidialamts. Es sei entscheidend, zügelnd auf Israel einzuwirken und mit
       gesundem Menschenverstand zu handeln, um eine Ausbreitung der Spannungen in
       der Region zu verhindern. Der iranische Angriff auf Israel wurde nicht
       explizit erwähnt.
       
       16 Apr 2024
       
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       Die EU und USA kündigen neue Sanktionen gegen den Iran an. Der
       UN-Sicherheitsrat stimmt über den Antrag der Palästinenser auf
       Vollmitgliedschaft ab.