# taz.de -- Die Rolle Ankaras im Nahost-Konflikt: Aus Mangel an Alternativen
       
       > Die Türkei könnte die Vermittlerrolle Katars übernehmen, sollte das
       > Emirat sich zurückziehen. Auch wenn es für Israel eine bittere Pille
       > wäre.
       
 (IMG) Bild: Hamas-Politbürochef Haniyeh sieht zu, wie der türkische Präsident Erdogan den Ex-Hamas-Politbürochef Maschal begrüßt
       
       Wer die Umarmungen und Küsse gesehen hat, mit denen Recep Tayyip Erdoğan
       die Hamas-Chefs am Wochenende in Istanbul begrüßte, dem muss sich der Magen
       umgedreht haben. Hamas-Politbürochef Ismael Hanijeh und sein Amtsvorgänger
       Chaled Meschal sind gern gesehene Gäste bei dem türkischen Präsidenten. Das
       blutige [1][Massaker vom 7. Oktober], das die Hamas zu verantworten hat,
       ändert für Erdoğan nichts.
       
       Wenn überhaupt, ist aus Sicht des türkischen Präsidenten an dem Massaker
       nur Israel schuld, das jetzt im Gazastreifen „kein Gelände gewinnen dürfe“,
       wie er seinen Gästen gegenüber versicherte. Die enge Verbundenheit mit dem
       Feind ist bitter für die Regierung in Jerusalem, die noch wenige Wochen vor
       dem Hamas-Massaker auf eine weitere Annäherung setzte.
       
       Regierungschef Benjamin Netanjahu und Erdoğan trafen am Rande der
       UN-Generalkonferenz in New York zusammen, planten intensivierte
       Handelsbeziehungen und Zusammenarbeit in den Bereichen Cybersicherheit,
       Energie und KI. Aktuell passiert das Gegenteil: Erst Anfang April erließ
       die Türkei neue Handelsbeschränkungen gegen Israel.
       
       Sollte sich [2][Katar als Vermittler zwischen Israel und der Hamas
       zurückziehen], was das Land Berichten zufolge plant, wird Israel die Türkei
       als Ersatz akzeptieren müssen. Genau darum geht es dem türkischen
       Präsidenten, wenn er die politische Spitze der Hamas so überschwänglich in
       seinem Land willkommen heißt: Er will auch in diesem Konflikt als
       Vermittler eine Rolle spielen. Und darum geht es den palästinensischen
       Islamisten, die es Katar zu lange zu schwer gemacht haben bei den
       Verhandlungen, und denen nun offenbar [3][der Rausschmiss aus dem Emirat]
       droht.
       
       Es braucht für [4][Verhandlungen um einen Waffenstillstand] und die
       Befreiung der noch immer im Gazastreifen verharrenden Geiseln einen
       Vermittler, der das Vertrauen der Hamas genießt. Weder Ägypten noch
       Saudi-Arabien können diese Rolle übernehmen. Netanjahu wird wohl oder übel
       in den sauren Apfel beißen müssen, wenn ihm an Verhandlungen gelegen ist.
       
       21 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Sexualisierte-Gewalt-durch-Islamisten/!5977286
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/ausland/israel-hamas-krieg-katar-will-vermittlerrolle-bei-verhandlungen-ueberdenken-a-c3f48c96-db25-46b8-9746-62387abe8035
 (DIR) [3] /Palaestinensische-Partei-im-syrischen-Exil/!5101447
 (DIR) [4] /Geisel-Verhandlungen-in-Nahost/!5988996
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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