# taz.de -- Steinmeier besucht İmamoğlu in Istanbul: Eine andere Türkei ist möglich
       
       > Bei seinem Staatsbesuch trifft der Bundespräsident erstmal die
       > Opposition. Damit bereitet er die Beziehungen auf eine
       > Post-Erdogan-Türkei vor.
       
 (IMG) Bild: Bundespräsident Steinmeier während seines Besuchs auf dem Bosporus unterwegs
       
       Mit seinem Besuch in der Türkei setzt Bundespräsident Frank-Walter
       Steinmeier ein starkes Zeichen: Er trifft die Opposition und erinnert an
       die türkischen Einwanderer nach Deutschland. Dass der Bundespräsident die
       Zuwanderung aus der Türkei zu einem Schwerpunkt seines Besuchs im
       Herkunftsland dieser Menschen macht, ehrt ihn. Es ist höchste Zeit,
       Einwanderung als Erfolgsgeschichte zu erzählen, statt immer nur Probleme in
       den Vordergrund zu stellen.
       
       Doch wichtiger ist der zweite Akzent dieser Reise: die Treffen mit
       Oppositionspolitikern. Steinmeier ist der erste hohe deutsche
       Repräsentant, der seit der Wahlniederlage Erdoğans bei den Kommunalwahlen
       am 31. März in die Türkei gereist ist. Empfangen wird er vom Sieger dieser
       Wahlen, dem alten und neuen Oberbürgermeister Istanbuls, Ekrem İmamoğlu.
       
       Der überzeugende Sieg İmamoğlus in der größten Metropole des Landes war
       gleichzeitig das Sinnbild der Niederlage des Präsidenten Recep Tayyip
       Erdoğan. Es ist kein Zufall, dass sich Steinmeier zum Auftakt seines
       dreitägigen Besuches nicht in Ankara mit Erdoğan trifft, sondern [1][in
       Istanbul] mit dessen größten Konkurrenten. Man kann es als eine erste
       Witterungsaufnahme lesen.
       
       Für die Opposition in der Türkei ist das wichtig: Deutschland und Europa
       halten [2][eine andere Türkei] offenbar für möglich. Daraus sollten dann
       aber auch Taten folgen. Erdoğan versucht, die von der [3][Opposition
       regierten Metropolen] finanziell zu strangulieren, Kredite aus Europa
       könnten da viel bewirken. Denn İmamoğlu und die anderen Bürgermeister der
       Opposition müssen nun in der Praxis zeigen, dass sie für die Bürger etwas
       tun können. Und dafür brauchen sie Geld.
       
       Für die Menschen in der Türkei könnte Steinmeier aber auch noch etwas
       anderes tun – und damit auch für das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen
       Deutschen und Türken. So sollte sich Deutschland auf EU-Ebene dafür
       einsetzen, dass Türkinnen und Türken endlich visafrei für Besuche in die EU
       einreisen können.
       
       22 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Die-Kulturpolitik-von-Ekrem-mamolu/!6004302
 (DIR) [2] /Sieg-der-Opposition-in-der-Tuerkei/!5998843
 (DIR) [3] /OB-Kandidatin-in-der-Tuerkei/!5998644
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Wahlen in der Türkei 2023
 (DIR) Staatsbesuch
 (DIR) Frank-Walter Steinmeier
 (DIR) Ekrem İmamoğlu
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Türkei
 (DIR) Türkei
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Ekrem İmamoğlu
 (DIR) Schwerpunkt AKP
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Steinmeier in der Türkei: Auf Versöhnungskurs
       
       In der Türkei glättet Bundespräsident Steinmeier die Wogen mit Präsident
       Erdoğan. Dieser will auf die Freilassung israelischer Geiseln hinarbeiten.
       
 (DIR) 100 Jahre deutsch-türkische Beziehungen: Die gemeinsame Geschichte würdigen
       
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist für drei Tage zu Besuch in der
       Türkei. Dort wird er nicht nur mit offenen Armen empfangen.
       
 (DIR) Die Rolle Ankaras im Nahost-Konflikt: Aus Mangel an Alternativen
       
       Die Türkei könnte die Vermittlerrolle Katars übernehmen, sollte das Emirat
       sich zurückziehen. Auch wenn es für Israel eine bittere Pille wäre.
       
 (DIR) Die Kulturpolitik von Ekrem İmamoğlu: Es boomt die Kunst am Bosporus
       
       Istanbuls kürzlich im Amt bestätigter Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu von
       der oppositionellen CHP tritt gegen eine Islamisierung an – mit Kultur.
       
 (DIR) Sieg der Opposition in der Türkei: Erdoğans Götterdämmerung
       
       Sein Ziel, eine islamische Verfassung durchzusetzen, wird Erdoğan nun wohl
       nicht mehr erreichen. In der Kurden-Frage könnte er aber etwas
       hinterlassen.