# taz.de -- 4. Staffel „Charité“: Mit Chips im Kopf
       
       > Die neue Staffel „Charité widmet sich medizinischen Utopien. Und bleibt
       > dabei doch im besten Sinne eine Schwarzwaldklinik der Zukunft.
       
 (IMG) Bild: Blick in die Zukunft: CHARITÉ ist eine sechsteilige Serie im Rahmen des ARD Thementages „Die Medizin von morgen“
       
       Gerade wird wieder [1][diskutiert, ob die Coronamaßnahmen nötig waren] und
       die ARD ballert diese Frage in eine Krankenhausserie: „Die Hitze hält an
       und Sie verwehren den Menschen seit drei Tagen den Zugang zum Wasser. Wann
       öffnen Sie die Strände wieder?“ Der Gesundheitsminister im Jahr 2049 weiß
       nicht so recht, was er der Reporterin antworten soll.
       
       Dr. Maral Safadi, Koryphäe der Charité, hat ein neues Bakterium entdeckt –
       in einem Patienten, der davon zugrunde gerichtet wird, und davor in der
       Nordsee war. Also müssen die Strände gesperrt werden. Die Forschung läuft
       an, die Politik hinterher.
       
       Dieser Handlungsrahmen hält die vierte Staffel „Charité“ zusammen, mehr
       macht er nicht. Braucht er auch gar nicht. Wird es eine Heilung geben?
       Dürfen die Deutschen wieder in ihre Nordsee? Irrelevant. Das Feld von
       Medizin, Macht, Moral ist viel größer als ein Paläobakterium. Und das zeigt
       „Charité“ zum Glück auch.
       
       In der quälenden Sonne protestieren vor der Klinik wütende Menschen gegen
       eine Medizinreform, die Benachteiligte noch mehr benachteiligt, weil nur
       jene Menschen die bestmögliche Behandlung bekommen, die sich fit gehalten
       haben. Dr. Safadi hat bei der Sache beraten, weshalb die Reform auch die
       Beziehung zu ihrer Mutter belastet. Die ist Chirurgin und steht im OP, als
       der Computer plötzlich den Dienst verweigert.
       
       ## Die Genesung liegt in der Auseinandersetzung
       
       Die Krankenkasse hat die Kostenübernahme für die Organtransplantation bei
       einer Diabetikerin zurückgezogen. Die ist Arbeiterin, kümmert sich als
       Mutter und Großmutter um die Familie, hält alle emotional und
       organisatorisch beisammen und ja, manchmal isst sie halt ein Stückchen
       Schoki. Und die Chirurgin? Beginnt mit ihrer ersten illegalen OP. Bald wird
       sie die Schattenklinik gründen.
       
       [2][Während die ersten drei Staffeln „Charité“] in der Vergangenheit der
       deutschen Medizingeschichte gestochert haben, widmet sich die neue der
       Zukunft. Menschen mit Ganzkörperlähmung können in digitalen Welten Sport
       machen, Epileptiker*innen anfallfrei leben mit Chips im Kopf.
       
       All diese Visionen mutet die Serie dem Publikum zu. Und bleibt dabei doch
       im besten Sinne eine Schwarzwaldklinik der Zukunft: Die Lösung zur Genesung
       ist oft genug die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie, der eigenen
       Angst, den eigenen Prinzipien. „Charité“ seziert gesellschaftliche
       Zustände, Partnerschaftsmodelle, politische und wirtschaftliche
       Verquickungen in der Medizin.
       
       „Charité“, 4. Staffel, ab 5. April in der ARD-Mediathek, ab 9. April im TV
       
       3 Apr 2024
       
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