# taz.de -- Konzentration in der Presse: Was nicht zusammengehört
       
       > Im lokalen Mediengeschäft mischen längst andere Player mit als nur die
       > üblichen Verdächtigen: Auch T-Online baut seine Regionalberichterstattung
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Christoph Schwennicke, Mitglied der Chefredaktion des Nachrichtenportals T-Online, spricht auf einer Podiumsdiskussion
       
       Madsack aus Hannover kauft die Sächsische Zeitung, der Schwäbische Verlag
       aus Ravensburg die Schweriner Volkszeitung. Und die Südwestpresse Ulm
       übernimmt das früher im Volksmund liebevoll „Neckar-Prawda“ genannte
       Schwäbische Tagblatt nun komplett. Die Konsolidierung der [1][deutschen
       Regionalpresse] ist in voller Fahrt.
       
       [2][Konsolidierung?] Quatsch, Konzentration muss es heißen. Die Großen
       fressen die Kleinen natürlich nicht, sondern nehmen sie liebevoll unter
       ihre Fittiche. Die Pressevielfalt guckt wie immer in die Röhre, und die
       eine und der andere regen sich drüber auf. Gut so.
       
       Auf ganz anderem Terrain tut sich aber auch etwas, das solche „Jetzt wächst
       zusammen, was nicht zusammengehört“-Nummern wie kalten Kaffee aussehen
       lässt. Im Geschäft mit regionalen News mischen längst andere Player wie
       Ströer mit. Offiziell macht Ströer in Außenwerbung.
       
       Die Werbe- und Stadtmöbelfritzen stehen aber auch hinter T-Online. Das hat
       heutzutage nix mehr mit Telefonieren, sondern nur noch mit Mail zu tun –
       und natürlich mit Nachrichten. Auch das ist nicht neu, 1&1 macht das bei
       den Startseiten von web.de und gmx.de genau so. Wie früher auf Seite 1 der
       Lokalzeitung findet sich hier ein schöner Agenturfriedhof der wichtigsten
       Meldungen.
       
       ## Die Fluktuation ist immens
       
       Doch T-Online will mehr. Heimlich still und leise macht der von
       Ex-Spiegel-Online-Chef Florian Harms geführte Laden den Lokal- und
       Regionalzeitungen Konkurrenz. Das Portal baut seine
       Regionalberichterstattung mehr und mehr aus, meist als One-Person-Show vor
       Ort. Von so was wie einem Tarifvertrag darf nicht mal geträumt werden, die
       Fluktuation ist immens. Aber hey, es läuft. Und nutzt gezielt die
       Schwächen der klassischen Regionalpresse.
       
       Jetzt darf Christoph Schwennicke, früher mal Chefredakteur von Cicero, noch
       eine Kolumnistenschiene aufbauen, die mit großen Namen nur so um sich
       schmeißt. Putin-Experte Wladimir Kaminer ist mit der „Russendisko“ dabei,
       der Fußballversteher Stefan Effenberg auch. Uwe Vorkötter macht den Elder
       Statesman, und die Kolumne der Klimaexpertin Sara Schurmann heißt „Klima“.
       
       So weit geht das völlig okay. Aber was ist das? Der Ex-Spiegel und
       Messe-Berlin-Coffetable-Autor mit vierstelligem Tagessatz [3][Gerhard
       Spörl] schreibt montags als „Der Welterklärer“. Das ist mindestens so
       ironisch gemeint wie das Zeit-Interview seiner Gattin Patricia Schlesinger,
       warum sie der RBB nie verstanden hat.
       
       Aber auch bedenklich. Denn hier erobert ein Stadtraumvermarkter den
       Journalismus und durchlöchert ihn gleichzeitig. „Ach, man kann doch Medien
       mal anders denken und Lokalzeitung einen neuen Raum geben“, meint die
       Mitbewohnerin. „In der Smart-Station wird man so schön medial beschallt,
       dass es niemanden mehr stört, wenn der Bus zu spät kommt.“
       
       19 Jan 2024
       
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