# taz.de -- Mystery-Horror-Thriller: Eingeschlagen wie ein Komet
       
       > In „Leave the world behind“ dient ein Ferienhaus als Bastion gegen den
       > Untergang. Ein Endzeitfilm für die Familie – und dabei erstaunlich
       > radikal.
       
 (IMG) Bild: Normal unglücklich, aber bald ist ohnehin alles vorbei: Sandfords and Friends
       
       Ein Spitzencast und ein beliebtes Thema in einer Gesellschaft, die sich im
       Party-Nihilismus eingerichtet hat beziehungsweise sich für Zukunft nur noch
       in Bezug auf die Entwicklung der interstellaren Raumfahrt interessiert:
       Kein Wunder, dass der dystopische Mystery-Horror-Thriller „Leave the world
       behind“, der auf Netflix zu sehen ist, einschlägt wie ein Komet.
       
       Die Sandfords, ein normal unglückliches New Yorker Boomer-Paar mit
       halbwüchsigen Kindern, bucht ein Spontanwochenende im Umland in einer
       Designervilla. Erstes Anzeichen, dass etwas nicht stimmen könnte, ist ein
       am Beach strandender Öltanker. Wieder zurück im Luxusanwesen wird es dann
       wirklich schlimm: Das Internet geht nicht!
       
       Das hat zu Weihnachten noch mal eine besondere Komponente, denn bekanntlich
       ist das ja das Fest, an dem es sich begibt, dass Kinder zu ihren Eltern
       reisen, um die Computertechnologie auf Vordermann zu bringen, nicht zuletzt
       deswegen, weil die angereisten Kinder auf gar keinen Fall den Kontakt
       verlieren möchten zu ihrer selbstgewählten Welt jenseits der Eltern.
       
       ## Vergnügungen der Vergangenheit
       
       Tochter Rose ist dann auch an [1][der Entwicklung der Apokalypse] nur
       insofern interessiert, als die Technik ihren Geist ausgerechnet unmittelbar
       vor der [2][letzten Folge von „Friends“] aufgibt. Sich auf die Suche nach
       einem sicheren Ort zu begeben, an dem grauenvolle Gegenwart und zerstörte
       Zukunft keine Rolle mehr spielen, sondern an dem sie sich ganz analog den
       Vergnügungen der Vergangenheit widmen kann, macht die präpubertäre Rose zum
       aktivsten Charakter des Films.
       
       Die anderen wussten entweder schon, was kommt (zwischen cool und kaputt:
       Mahersala Ali als hausbesitzender Börsenguru), finden die Menschen ohnehin
       entsetzlich (herrlich hysterisch: Julia Roberts als Amanda Sandford) oder
       warten eh nur noch auf den nächsten Fick oder Joint (so wahrhaftig, dass es
       wehtut: Ethan Hawke als Clay Sandford). Ein Film für die ganz Familie eben!
       
       2 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Neue-Staffel-Black-Mirror-auf-Netflix/!5941465
 (DIR) [2] /Nachruf-auf-Matthew-Perry/!5966906
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Dystopie
 (DIR) Netflix
 (DIR) Thriller
 (DIR) Sucht
 (DIR) Serien-Guide
 (DIR) Drogen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nachruf auf Matthew Perry: Tyrannei der Monotonie
       
       Matthew Perry starb letzte Woche mit 54. Er wünschte sich, nicht nur als
       Chandler von „Friends“ erinnert zu werden. Die Rolle war Teil seiner
       Tragik.
       
 (DIR) Neue Staffel „Black Mirror“ auf Netflix: Dämonen streamen
       
       Dystopie reiht sich auch in der sechsten Staffel „Black Mirror“ an
       Dystopie. Die Botschaft dahinter: So geht es nicht weiter.
       
 (DIR) Kinofilm „Ben is Back“: Dilemma der Drogenabhängigkeit
       
       In „Ben is Back“ geht es um den Teufelskreis von Misstrauen, Schwäche und
       Rückfall. Der Film mit Julia Roberts ist treffend inszeniert.