# taz.de -- Studie zu Fossilkonzernen: Tödliche Emissionen
       
       > Durch die Treibhausgase von Öl- und Gasunternehmen wie Shell steigt die
       > durchschnittliche Temperatur. Greenpeace hat berechnet, wie tödlich das
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Darf's noch eine Tankladung sein?
       
       Berlin taz | 360.000 vorzeitige Todesfälle könnte es bis Ende des
       Jahrhunderts durch extreme Temperaturen geben, die die
       Treibhausgasemissionen von neun großen europäischen Öl- und Gaskonzernen
       verursacht haben – und zwar nur die aus dem Jahr 2022. Zu diesem Ergebnis
       kommt eine [1][Greenpeace-Studie], die am Dienstag auf der
       Weltklimakonferenz vorgestellt wurde. Laut der Studie ist allein Shell für
       mehr als ein Drittel der Fälle verantwortlich.
       
       „Kommen Fossilkonzerne mit Mord davon?“, fragte Lisa Göldner von
       Greenpeace. „Die Emissionen aus nur einem Jahr schlagen schon tödliche
       Wellen bis zum Ende des Jahrhunderts. Wenn die fossile Industrie weiter
       fossile Kraftstoffe auf heutigem Niveau fördert und verbrennt, könnten
       Millionen von Menschen vorzeitig sterben.“
       
       Die StudienautorInnen haben die Treibhausgasemissionen von Shell,
       TotalEnergies, BP, Equinor, Eni, Repsol, OMV, Orlen und Wintershall Dea aus
       dem Jahr 2022 addiert. Dafür haben sie die Angaben der Konzerne genutzt.
       Aufsummiert geht es demnach um 2,7 Milliarden Tonnen CO₂. Zum Vergleich:
       Insgesamt hat die Welt in dem Jahr laut der Internationalen Energieagentur
       36,8 Milliarden Tonnen CO₂ verursacht.
       
       Greenpeace warnt, der Anteil der neun Konzerne daran könnte eigentlich noch
       höher sein. Zu TotalEnergies gebe es beispielsweise eigene Berechnungen,
       nach denen die eigentlichen Emissionen fast viermal höher liegen würden als
       vom Unternehmen angegeben.
       
       ## Dann auch noch Stürme, Fluten und Luftverschmutzung
       
       Die StudienautorInnen haben auf Basis der 2,7 Milliarden Tonnen berechnet,
       wie viele Menschen pro zusätzlicher Tonne Kohlenstoff vorzeitig sterben –
       und zwar nur aufgrund von extremen Temperaturen, also vor allem Hitze. Die
       durch die Treibhausgase ausgelöste Klimakrise begünstigt aber auch anderes
       extremes Wetter, etwa Starkregen, Dürre, starke Stürme. Fossile
       Energieträger zu verbrennen, verschmutzt außerdem die Luft. Diese
       potenziell tödlichen Folgen berücksichtigt die aktuelle Studie nicht.
       
       Andernfalls würden die Todesfälle wohl noch deutlich höher liegen. Nach
       einer kürzlich in einem medizinischen Fachjournal veröffentlichten Studie
       tötet die [2][von fossilen Brennstoffen verursachte Luftverschmutzung] etwa
       5 Millionen Menschen pro Jahr, weil sie zu Herzerkrankungen und
       Schlaganfällen führt.
       
       Grundlage der aktuellen Berechnungen ist das Temperaturszenario RCP 2.6 des
       Weltklimarats (IPCC), wonach sich die Welt bis 2100 um 2,4 Grad Celsius
       erwärmt. Bleibt es bei den bis jetzt beschlossenen klimapolitischen
       Maßnahmen, ist das noch zu optimistisch. Laut dem Projekt Climate Action
       Tracker, das die Thinktanks New Climate Institute und Climate Analytics
       zusammen betreiben, [3][laufen die aktuell eher auf 2,7 Grad hinaus].
       
       Die Sterblichkeitsrate wurde einer Übersichtsstudie entnommen, die den
       Anstieg der Mortalität für bestimmte Erwärmungsszenarien berechnet. Danach
       führen 9.318 Tonnen CO₂ in der Atmosphäre im Jahr 2020 zu einem
       zusätzlichen Todesfall im Zeitraum 2020 bis 2100. Die Greenpeace-Studie hat
       die Werte für 2020 durch die Werte für 2022 ersetzt, also die 2,7
       Milliarden Tonnen CO₂ als Basiswert genommen.
       
       Die Studie wurde auf der Weltklimakonferenz in Dubai auch vom
       internationalen Publikum kommentiert. „Fossile Brennstoffe sind der
       Schlüsselfaktor für Umweltzerstörung, insbesondere für die Menschen im
       Globalen Süden“, sagte die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate. „Es
       ist kein Geheimnis, dass die Verbrennung von Öl und Gas die Klimakrise
       verschlimmert.“ Nakate wurde hierzulande bekannt, als eine
       Nachrichtenagentur [4][sie als einzige Schwarze Aktivistin aus einem Foto
       mit Greta Thunberg und Luisa Neubauer schnitt].
       
       5 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.greenpeace.org/nl/todaysemissionstomorrowsdeaths/
 (DIR) [2] /Studie-zu-Luftverschmutzung/!5973233
 (DIR) [3] https://climateactiontracker.org/global/cat-thermometer/
 (DIR) [4] /Vanessa-Nakate-und-das-Foto-der-AP/!5656696
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Enno Schöningh
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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