# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Bitte auch ans Völkerrecht denken
       
       > Israels Truppen kämpfen jetzt auch im Süden des Gazastreifens.
       > Deutschland fordert Israel auf, sich an das Völkerrecht zu halten.
       > Erdoğan will Netanjahu anklagen.
       
 (IMG) Bild: Vom israelischen Militär abgefeuerte Leuchtraketen in der Nacht zu Montag über Chan Junis
       
       ● Die Bundesregierung hat Israel aufgefordert, sich bei der Bodenoffensive
       in Gaza [1][an das Völkerrecht zu halten]. 
       
       ● Der türkische Präsident Erdoğan will Israels Ministerpräsidenten
       Netanjahu [2][als Kriegsverbrecher anklagen lassen].
       
       ● Die israelische Armee hat ihre Bodenoffensive nun auch [3][auf den Süden
       des Gazastreifens ausgeweitet]. 
       
       ● Huthi-Rebellen haben Schiffe der US-Marine [4][im Roten Meer attackiert]. 
       
       ## Bundesregierung fordert Israel auf, sich an das Völkerrecht zu halten
       
       Die Bundesregierung fordert von Israel bei den Kampfhandlungen im
       Gazastreifen, die Zivilbevölkerung möglichst zu schonen. „Es droht sich die
       humanitäre Not zu verstärken“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in
       Berlin. Deshalb appelliere er, die notwendige Hilfe in das Gebiet
       einzulassen. Im südlichen Gazastreifen hielten sich nunmehr 1,8 Millionen
       Menschen auf. „Daher ist es uns besonders wichtig, dass Israels Vorgehen
       diesem Umstand Rechnung trägt und ziviles Leid vermeidet“, sagt der
       Sprecher. „Und es ist genauso wichtig, dass sich Israel an das humanitäre
       Völkerrecht hält.“ (rtr)
       
       ## Erdoğan will Netanjahu anklagen lassen
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärt, Israels
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde als Kriegsverbrecher wegen der
       Offensive im Gazastreifen angeklagt werden. Einzelheiten nennt er zunächst
       nicht. Bereits früher hatte Erdoğan das Vorgehen der israelischen Armee
       scharf kritisiert. In einer Rede vor der Organisation für Islamische
       Zusammenarbeit in Istanbul sagt er weiter, der Gazastreifen sei
       palästinensisches Land und werde es immer bleiben. (rtr)
       
       ## Israel meldet bisher 76 tote Soldaten beim Bodeneinsatz
       
       Das israelische Militär verzeichnet nach eigenen Angaben bislang 76 Tote in
       den eigenen Reihen, die bei Bodeneinsätzen im Gazastreifen umgekommen sind.
       Israel greift das Küstengebiet aus der Luft, vom Meer und zu Boden an. Der
       Krieg brach aus, nachdem Hamas-Kämpfer am 7. Oktober ein Massaker im Süden
       Israels angerichtet und zahlreiche Geiseln genommen hatten. Nach Angaben
       der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen wurden seitdem inzwischen mehr als
       15.500 Menschen getötet. Auch diesen Montag wurden von palästinensischer
       Seite bereits mehrere Tote gemeldet. (rtr)
       
       ## Israels Armeesprecher: Hamas im Norden noch nicht besiegt
       
       Israels Bodentruppen stoßen nun im Süden des Gazastreifens vor, doch der
       seit Wochen andauernde Einsatz gegen die islamistische Hamas im Norden ist
       noch nicht beendet. „Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig
       militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht“, erklärte
       der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus am Montag dem US-Sender
       CNN. Man habe von Anfang gesagt, dass der Kampf gegen die Hamas nicht
       leicht werde und Zeit benötige. Man habe es mit einem Feind zu tun, „der
       kein Problem damit hat, Zivilisten für seine militärische Sache zu opfern“,
       so Conricus.
       
       Vorwürfe von Hilfsorganisationen, den Hunderttausenden von Zivilisten im
       völlig überfüllten Süden des abgeriegelten Küstenstreifens werde von
       Israels Armee nicht genug Zeit gegeben, sich vor Angriffen in Sicherheit zu
       bringen, wies der Armeesprecher zurück. Man tue alles, um Zivilisten zu
       schützen. „Wenn sich die Hamas außerhalb städtischer Gebiete hinbegeben
       hätte und uns dort bekämpfen würde, dann wäre die Zivilbevölkerung
       natürlich nicht betroffen. Aber das hat die Hamas nicht getan, sie nutzt
       die Zivilisten, sagte Conricus.
       
       Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, hatte die
       israelischen Angriffe zuvor scharf kritisiert. Im Süden finde ein „Blutbad“
       statt. Die Angaben über sogenannte „sichere Zonen“ für die Bevölkerung in
       Gaza bezeichnete Elder als „Falschdarstellung“. (dpa)
       
       ## Israelische Bodentruppen im gesamten Gazastreifen im Einsatz
       
       Israelische Bodentruppen sind nach Angaben eines Armeesprechers im gesamten
       Gazastreifen gegen die radikalislamische Hamas im Einsatz. „Die
       israelischen Streitkräfte (IDF) weiten ihre Bodenoperationen gegen
       Hamas-Zentren im gesamten Gazastreifen aus“, sagte Militärsprecher Daniel
       Hagari am Sonntagabend zu Journalisten in Tel Aviv. „Die Streitkräfte
       begegnen den Terroristen von Angesicht zu Angesicht und töten sie.“
       
       Die Taktik im Süden des Gazastreifens soll der im Norden ähneln. „Wir haben
       im nördlichen Gazastreifen stark und gründlich gekämpft, und wir tun es
       jetzt auch im südlichen Gazastreifen“, teilte Generalstabschef Herzi Halevi
       mit. Vor rund fünf Wochen hatte die israelische Armee ihre Bodenoffensive
       im Norden des Gazastreifens nach einem Angriff der Hamas auf israelische
       Zivilisten gestartet. (rtr)
       
       ## Weiter diplomatische Bemühungen um Deeskalation
       
       Während Israels Armee ihre Einsätze am Boden auf den gesamten Gazastreifen
       ausgeweitet hat, gehen die diplomatischen Bemühungen um eine Entschärfung
       des Konflikts weiter. US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprach auf ihrem
       Rückflug von der Klimakonferenz in Dubai mit Israels Staatspräsidenten
       Isaac Herzog sowie mit dem Präsidenten der Palästinensischen
       Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, über die Lage in Gaza, wie das Weiße Haus
       mitteilte. Außenminister Antony Blinken habe zudem mit dem Emir von Katar,
       Tamim bin Hamad al-Thani, über „die laufenden Bemühungen, die sichere
       Rückkehr aller verbleibenden Geiseln zu ermöglichen und die Hilfe für die
       Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen“, gesprochen.
       
       Harris habe die Unterstützung der USA für das Recht Israels auf
       Selbstverteidigung bekräftigt. Zudem äußerte sie demnach ihre Besorgnis
       über Schritte, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten, wie
       der Gewalt extremistischer israelischer Siedler im Westjordanland. Sie habe
       erneut darauf hingewiesen, wie wichtig die Planung für den Tag nach Ende
       der Kämpfe in Gaza sei, hieß es. (dpa)
       
       ## Palästinenser melden Angriff auf Krankenhaus
       
       In der Nacht wurde nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur
       Wafa bei einem Angriff ein Eingang des Krankenhauses Kamal Adwan im Norden
       der Stadt Gaza getroffen und mehrere Menschen getötet. Israel wirft der
       Hamas vor, Stellungen unter Krankenhäusern installiert zu haben und
       Zivilisten als Schutzschilde zu benutzen. Die israelische Armee reagierte
       zunächst nicht auf AFP-Anfrage, ob das Krankenhaus gezielt unter Beschuss
       genommen worden sei. (afp)
       
       ## Angriff auf US-Marine im Roten Meer
       
       Während Israels Bodentruppen ihre Kämpfe gegen die islamistische Hamas im
       Gazastreifen ausweiten, befeuern die von Israels Erzfeind Iran
       unterstützten [5][Huthi-Rebellen] aus dem Jemen den Nahost-Konflikt durch
       erneute Attacken auf Handelsschiffe. Ein Zerstörer der US-Marine kam den
       Schiffen im Roten Meer zu Hilfe und schoss mehrere Drohnen ab. Es sei noch
       unklar, ob der US-Zerstörer „USS Carney“ selbst Ziel gewesen sei, teilte
       das US-Militär mit.
       
       Die Huthis drohten mit weiteren Attacken auf israelische Frachter. Es seien
       alle Schiffe ein Ziel, die unter der Flagge Israels führen, die im Besitz
       israelischer Unternehmen seien oder die von israelischen Firmen betrieben
       würden, drohte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari am Sonntag erneut.
       
       Israel betonte dagegen, nichts mit den Schiffen zu tun zu haben. Derweil
       laufen diplomatische Bemühungen um eine Deeskalation im Nahen Osten. (rtr)
       
       ## Katar fordert Untersuchung möglicher Verbrechen Israels
       
       Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober im Süden Israels nach israelischen
       Angaben 1.200 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln genommen, darunter
       Ausländer und Doppelstaatler. Israel startete daraufhin einen
       großangelegten Militäreinsatz im Gazastreifen.
       
       Einem Medienbericht zufolge will Israel die Hamas im Ausland verfolgen.
       Israel werde die Hamas im Libanon, in der Türkei und in Katar jagen, auch
       wenn es Jahre dauern sollte, sagte der Chef des israelischen
       Inlandsgeheimdienstes Schin Bet in einer Aufzeichnung, die der
       öffentlich-rechtliche israelische Fernsehsender Kan ausstrahlte. Es war
       unklar, wann der Chef des Schin Bet, Ronen Bar, diese Äußerungen machte und
       an wen er sie richtete. Die Behörde selbst lehnte eine Stellungnahme zu dem
       Bericht ab. Außer im Gazastreifen halten sich die Hamas-Anführer im
       Libanon, in der Türkei und in Katar auf oder besuchen diese Länder häufig.
       Katar half bei der Vermittlung einer einwöchigen Feuerpause, die am Freitag
       endete.
       
       Katar forderte dem TV-Sender Al Jazeera zufolge eine umfassende und
       unabhängige internationale Untersuchung von möglichen Verbrechen Israels im
       Gazastreifen. Damit müsse unverzüglich begonnen werden, berichtete der
       Sender unter Berufung auf Ministerpräsident Scheich Mohammed Bin
       Abdulrahman al-Thani. Katar stehe weiter als Vermittler für eine weitere
       Feuerpause und schließlich einen Waffenstillstand zur Verfügung. (rtr)
       
       4 Dec 2023
       
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