# taz.de -- Neuer Job für Hannovers Ex-OB: Schostok darf wieder Geld verteilen
       
       > Seine „Rathausaffäre“ ist juristisch noch nicht beendet. Trotzdem
       > arbeitet Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) an einem
       > Comeback.
       
 (IMG) Bild: Hat keine Lust auf Ruhestand: Hannovers affärengeplagter Ex-OB Stefan Schostok (SPD) im Jahr 2020
       
       Hannover taz | Weihnachten, Zeit der Vergebung: Eine zweite Chance bekommt
       nun auch Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok. Er wird
       Vorsitzender der Bürgerstiftung Hannover, wie die HAZ zuerst berichtet.
       
       Und das, obwohl [1][seine unrühmliche „Rathausaffäre“] juristisch immer
       noch nicht endgültig aufgearbeitet ist. Für alle, die hier den Faden
       verloren haben: Schostok wurde Untreue vorgeworfen, er soll unzulässige
       Gehaltszulagen an zwei Spitzenbeamte geduldet haben. Darunter sein
       Büroleiter, der über drei Jahre hinweg rund 49.500 Euro zu viel erhalten
       hatte.
       
       Schostok wurde wegen Untreue angeklagt, 2020 vom Landgericht Hannover
       freigesprochen, 2021 wurde das Urteil vom Bundesgerichtshof kassiert, 2022
       verurteilte eine andere Kammer des Landgerichtes Hannover den Ex-OB zu
       einer Geldstrafe von 9.000 Euro, was wiederum der Staatsanwaltschaft zu
       wenig erschien, die daraufhin erneut vors BGH zog, das entschied, dass die
       Strafzumessung noch einmal verhandelt werden muss… Ende offen, aber die
       Verurteilung wegen Untreue bleibt bestehen.
       
       Den Rückzug vom Amt des Oberbürgermeisters in den vorzeitigen Ruhestand
       hatte Schostok 2019 nur ausgesprochen widerwillig angetreten – aber da war
       er ja auch gerade einmal 55 Jahre alt. Mittlerweile ist er 60 und hat seine
       eigene Beratungsfirma gegründet: Die Schostok creative consulting, deren
       [2][Webseite] aussieht, als hätte der Ersteller gerade erst den
       Volkshochschulkurs „Homepage basteln mit Pfiff!“ absolviert, die aber
       immerhin auch Social-Media-Kampagnen offeriert.
       
       Den Vorsitz der Bürgerstiftung – übrigens ein Ehrenamt – hat man ihm aber
       vermutlich auch nicht deshalb offeriert, sondern weil „Schostok in der
       Stadt sehr gut vernetzt“ ist, wie die Stiftung der Hannoverschen
       Allgemeinen Zeitung mitteilte. Das allerdings würden selbst eingefleischte
       Schostok-Gegner nicht bestreiten: Auf harmlose und freundliche
       Veranstaltungen wie Feierstunden, Schützenfesten und Karnevalssitzungen
       ließ er sich in seiner Amtszeit stets gern blicken und fotografieren.
       
       Die 1997 gegründete Bürgerstiftung Hannover ist im Übrigen eine Erfindung
       des ehemaligen SPD-Justizministers und früher medial omnipräsentem
       Kriminologen Christian Pfeiffer. Sie gehört zu den ersten Bürgerstiftungen
       Deutschlands, die amerikanische Community Foundations nachahmen.
       
       Pfeiffer ärgerte sich damals sehr, dass [3][ihm die Gütersloher zuvor
       kamen] und es nun deshalb nicht die erste Bürgerstiftung heißen kann. Aber
       in der Kapitalakquise waren die Bertelsmänner halt einfach schneller, weil
       Unternehmer Reinhard Mohn einmal ganz tief in die Tasche griff.
       
       Die [4][Bürgerstiftung Hannover] verwaltet eigenes Stiftungskapital, aber
       auch eine Vielzahl von kleineren Namensstiftungen, mit denen sich
       wohlhabende Bürger ein kleines Denkmal setzen. Damit wird dann eine
       Vielzahl von kleinen Einzelprojekten aus ganz unterschiedlichen Bereichen
       gefördert – alles, was sich irgendwie unter Soziales, Kultur und Jugend
       verbuchen lässt und in Stadt und Region Hannover verankert ist.
       
       1.580 Projekte sollen es nach Angaben der Stiftung seit der Gründung
       gewesen sein, mit mehr als 8,7 Mio. Euro Fördermitteln. Immerhin kehrt
       Schostok mit dem neuen Amt quasi zu seinen Kernkompetenzen zurück: Der
       Sozialdemokrat und Diplom-Sozialpädagoge darf endlich wieder Geld
       verteilen, das ihm nicht gehört.
       
       20 Dec 2023
       
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