# taz.de -- Überall Streit: Zwei kläffende Milliardäre
       
       > Während sich die Regierung im Haushalt einigt, streitet sich Söder mit
       > dem Gendersternchen. Und Zuckerberg mit Musk.
       
 (IMG) Bild: Söder und sein Genderverbot: bald in allen bayrischen Klassenzimmern?
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Überangebot an Themen in dieser Rubrik.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Keine Gewöhnung.
       
       Rechtzeitig vor Weihnachten wurde der Haushaltsstreit beendet. Steht die
       Ampel auf Grün, Gelb oder Rot? 
       
       Immer doof, wenn die Eltern eine Taschengelderhöhung einkassieren, die man
       vorher gar nicht gefordert hatte. Das tut doppelt weh: Die Streichung beim
       Agrardiesel verteuert Lebensmittel, der steilere CO2-Pfad jagt
       Energiepreise hoch, ein E-Auto oder eine Wärmepumpe werden für viele
       unbezahlbar. Und Klimageld zum Trost gibt's auch nicht. Das ist schon
       ziemlich gelb, also FDP. Sie versäumt die historische Chance, sich neu zu
       positionieren: Klimaschutz und Spaß dabei. Als die 60er-Jahre-Liberalen
       sich der Ostpolitik von Willy Brandt anschlossen, schalteten sie sich für
       eine ganze Epoche frei: Geld verdienen mit einem Zukunftsthema. Nun
       schalten sie sich für eine Epoche frei, die populär sein mag. Und in der
       Vergangenheit liegt.
       
       In Bayern und Hessen soll ein Genderverbot an Schulen und anderen
       Institutionen kommen. Was folgt daraus? 
       
       Es wird keine Sintflut, [1][wenn Söder in den Staudamm pisst]. Der
       Neusprech wird sich rundschleifen wie Flusskiesel, und viele werden sich
       noch dran abarbeiten, dass die Sprechenden eh quatschen, wie ihnen das Maul
       gewachsen ist. Das kann man entspannt abwarten. Und vielleicht ein bisschen
       mit den Varianten spielen und Spaß haben. Sprache kommt einem Körperteil
       schon sehr nahe, jeder fremde Zu- wird schnell als Übergriff empfunden.
       Deswegen taugt es so prima zum Emotionalisieren. Wenn die Obrigkeit sich da
       überhaupt einmischen will, sollte es mit einem dezenten Hinweis auf das
       Diskriminierungsverbot getan sein: Niemand soll wegen Genderns – oder wegen
       Nichtgenderns – benachteiligt werden. Fertig.
       
       WHO-Chef Ghebreyesus schätzte schon im April, dass eine von zehn
       Corona-Infektionen zu Long-Covid führt. Auch vor Long-Flu, den
       Langzeitfolgen einer Infektion mit Grippeviren, wird gewarnt. Wie sollen
       wir mit diesen Erkenntnissen umgehen? 
       
       Vor ein, zwei Jahren wurde die Version vom „sozialen Ende der Pandemie“
       noch brüsk zurückgewiesen. Die verheerende „Spanische Grippe“ endete Anfang
       der 1920er schlicht mit Gewöhnung an eine neue, oft tödliche Bedrohung.
       Geheilt war da nichts. Angesichts Corona dominierte die Forderung nach
       Impfung, Heilung, Medikamenten – undenkbar, sich mit der Krankheit schlicht
       abzufinden. Aber: Machbar. Das passiert gerade. [2][Corona grassiert], und
       der Vergleich mit der Influenza und ihren Folgen erzeugt nicht noch mehr
       Alarm, sondern noch mehr Gewöhnung.
       
       Diese Woche hat der Bundestag das E-Rezept und die elektronische
       Patient:innenakte verabschiedet. Macht uns das gesünder oder nur
       durchsichtiger? 
       
       Ziehen Sie sich doch bitte schon mal aus: Beim E-Rezept hatten
       Datenschützer moniert, ein gekonnter Hacker-Angriff auf Apotheken böte
       Zugriff auf alle Rezepte der PatientInnen. Auch bei der elektronischen
       Patienten-Akte ist der letzte Poller die ärztliche Schweigepflicht.
       [3][Künftig wissen alle Helfenden eines Patienten alles.] Nutzer können den
       Gebrauch ihrer Daten für Wissenschaft und Forschung ausschließen,
       Pharmakonzerne würden töten für diese Daten. Man schickt die Digi-Produkte
       jetzt mal so los, und, wenn's nicht besser wird, kommen Sie nächste Woche
       nochmal vorbei.
       
       Bei der UN-Versammlung stimmten 153 Staaten für einen „sofortigen
       humanitären Waffenstillstand“ in Gaza, Deutschland enthielt sich. Gut so? 
       
       Deutschlands Solidarität zu Israel grenzt und überschreitet die Solidarität
       mit sich selbst. Das ist schwer zu ertragen – aber nichts gegen das, was
       Juden wegen Deutschland auszuhalten hatten. Die Enthaltung ist die maximal
       mögliche Distanzierung; Israel wünscht, dass wir wie die USA gegen die
       Resolution stimmen. Die große Mehrheit der Länder – wie auch Frankreich und
       Österreich – stimmte dafür. Da kann man nur schlecht aussehen. Und was ist
       schlecht aussehen schon.
       
       Statt im Kolosseum wird im Netz gekämpft: Musks Twitter bekam die Woche
       Konkurrenz von Zuckerbergs Threads. Wer gewinnt? 
       
       Ob der eine Oligarch dem anderen eins auswischt, ist die Frage, die an der
       Oligarchenherrschaft festhält. Die ganze brandgefährliche
       Schnatterwirtschaft gehört reguliert. Zuckerberg verschleppte die
       Einführung von „Threads“ in Europa, weil er personenbezogene Daten auch
       über die hier geltenden Digitalgesetze hinaus verwenden wollte. Das ist ein
       Gewinn für gesellschaftliche Kontrolle, und der ist gut.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Man konnte sich Sorgen machen über den Job von Trainer Edin Terzic. Nun
       fordert Lothar Matthäus seinen Rücktritt. Da kann er bleiben.
       
       Fragen: Lara Ritter
       
       17 Dec 2023
       
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