# taz.de -- Auszeichnung für Bremerin: Bexte holt den Karikaturenpreis
       
       > Bettina Bextes erstes Buch erschien im Selbstverlag, inzwischen hat sie
       > eine Graphic Novel und einen Trickfilm geschaffen.
       
 (IMG) Bild: Hierfür gab's den Geflügelten Bleistift in Gold: „Virtual Christmas-Reality“
       
       Hamburg taz | Ihr Bild hängt gleich neben der großen Flügeltür zum
       Plenarsaal der Bremer Bürgerschaft: Eine Cartoon-Zeichnung unter Glas,
       prämiert mit dem ersten Preis des Deutschen Karikaturenpreises, der
       jährlich vergeben wird. „Das ist der Oscar unserer Berufszunft und das
       Tollste, was man erreichen kann“, sagt Bettina Bexte, die in Bremen
       Illustration und Trickfilm studierte und seitdem hier lebt.
       
       MitbewerberInnen waren Cartoon-Größen wie Hauck + Bauer, der tägliche
       [1][taz-Comiczeichner ©TOM] oder Til Mette, langjähriger Cartoonist der
       taz Bremen; insgesamt bewarben sich 293 KünstlerInnen mit 1.329
       Einsendungen. Die Beiträge, die auf die Shortlist kamen, sind derzeit im
       Haus der Bremer Bürgerschaft zu begutachten.
       
       Übergeordnetes Thema war diesmal „[2][Künstliche Intelligenz]“, eine
       Entwicklung, die Bexte durchaus umtreibt: „Im Moment kann die KI noch keine
       Satire produzieren, aber vielleicht ist das nur eine Frage der Zeit“, sagt
       sie. Zeichnungen könne man sich per KI-Programm ja schon fertigen lassen:
       „Wenn eine KI nun mit genügend Witzen gefüttert wird, sodass sie weiß,
       worauf es ankommt, werden wir dann vielleicht auch bald überflüssig?“
       
       Beim [3][Karikaturen-Wettbewerb] war sie schon einmal vorne dabei, im Jahr
       2016 erreichte sie den dritten Platz: „Ich dachte damals, jetzt wird was
       passieren, aber es passierte gar nichts.“ Niemand kam auf sie zu, kein
       Verlag klopfte an. Also beschloss sie, die Sache selbst in die Hand zu
       nehmen: Sie veröffentlichte im [4][Selbstverlag mit „Fluch der Akribik“]
       eine Sammlung ihrer bisher besten Cartoons. „Das war zugegeben aus der Not
       geboren, aber es wurde von den Erfahrungen her ein tolles Projekt“, erzählt
       sie.
       
       Nicht allein, weil es genügend Vorbestellungen gab, die den Druckkosten den
       Schrecken nahmen, sondern auch ob des zustimmenden Zuspruchs von
       KollegInnen. „Und der Vorteil ist, dass man alles selbst bestimmen kann,
       vom Papier bis zum Umfang, und außerdem macht es natürlich Spaß, wenn einem
       niemand reinredet, man eng mit der Druckerei zusammenarbeitet und man so
       mitbekommt, wie ein Buch überhaupt gemacht wird.“
       
       Eine krisenhafte Situation, Momente von Zweifeln haben sie auch danach
       weitergebracht: während der langen Corona-Monate. „Am Anfang ging es noch
       super mit den Corona-Cartoons, weil alle in der gleichen Situation waren,
       aber bald konnte man die ja nicht mehr sehen“, erinnert sie sich. Dazu
       fielen alle Ausstellungen, alle Cartoon-Lesungen ersatzlos aus. Nicht nur,
       aber auch ein finanzielles Desaster.
       
       Sie hat sich hingesetzt und sich gefragt: Was würdest du gerne noch mal
       machen? „Dazu kam, dass bei uns im Haus zwei ältere Damen wohnten, zwei
       Schwestern, für die ich einkaufen ging – und von deren Leben ich plötzlich
       so einiges mitbekam“, sagt sie. Und so lautete die nächste Frage: „Könnte
       ich das: nicht nur einzelne Witze erzählen, sondern eine Graphic Novel
       zeichnen?“
       
       Erst entsteht mit „Die zwei von oben“ ein kurzer Trickfilm, dann zwei
       gezeichnete Lebenserzählungen, die sie ‚Graphic Biography‘ nennt: über zwei
       über 80-jährige SeniorInnen und eine Migrantin aus Simbabwe, die ihr je von
       ihren Brüchen im Leben erzählten, und auch vom Sich-aufrappeln – gefördert
       durch zwei Stipendien der Stadt Bremen.
       
       Daraus soll nun ein nächstes Buch entstehen, diesmal aber ist ein Verlag
       mit im Boot. Wichtiger aber war die zeichnerische Herausforderung: „Man
       muss die Figuren anders darstellen und auch Geschichten erzählen, die nicht
       unbedingt lustig sind“, sagt sie. Und setzt hinzu: „Nur Humor nützt ja
       nix.“
       
       4 Dec 2023
       
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