# taz.de -- Baustellen-Unfall in Hamburgs Hafencity: Lange Mängelliste vor dem Einsturz
       
       > Fünf Arbeiter starben bei einem Unfall auf einer Baustelle in der
       > Hamburger Hafencity. Kurz zuvor stellten Kontrolleure Mängel beim
       > Arbeitsschutz fest.
       
 (IMG) Bild: Wer war schuld? Großeinsatz nach dem Unfall auf der Baustelle in der Hamburger Hafencity
       
       Hamburg taz | Noch immer ist unklar, wie es Ende Oktober auf einer
       Großbaustelle im Überseequartier in der Hamburger Hafencity zu einem
       tödlichen Unfall kommen konnte: Dort war ein Baugerüst aus dem achten
       Obergeschoss in einen Fahrstuhlschacht gestürzt, [1][fünf Bauarbeiter kamen
       ums Leben]. Doch völlig unvorhersehbar war ein Unfall auf der Baustelle
       wohl nicht, wie nun Angaben des Hamburger Senats zeigen. So hatten die
       Behörden wenige Tage vor dem Einsturz mehrere Mängel auf der
       Unglücksbaustelle festgestellt.
       
       Auf zwei parlamentarische Anfragen der oppositionellen CDU- und der
       Linksfraktion bestätigt der Senat, dass es nur zehn Tage vor dem Unfall
       eine Kontrolle der Baustelle durch das zuständige Amt für Bauordnung und
       Hochbau gab. Die Kontrolleure stellten diverse Mängel bei der
       [2][Arbeitssicherheit] fest. Unter anderem fehlten Absturzsicherungen,
       Verkehrswege seien nicht sicher begehbar gewesen und die persönliche
       Schutzausrüstung der Arbeiter gegen einen Absturz war nicht geprüft worden.
       Außerdem bemängelten die Kontrolleure, dass es nicht genügend
       weisungsbefugtes Aufsichtspersonal gab, das auch Deutsch spricht.
       
       Dennis Thering, CDU-Fraktionschef in der Bürgerschaft, betont, dass dem
       Senat diese Mängel bekannt gewesen seien. „Die Sicherheit auf Hamburgs
       Baustellen muss höchste Priorität haben“, sagt Thering. „Vor diesem
       Hintergrund ist es für mich fraglich, wieso der Senat auf der
       Unglücksbaustelle nicht eingriff.“
       
       Die Anfrage der beiden Linkenabgeordneten Olga Fritzsche und David Stoop
       zeigt, dass bei jeder der 23 seit Anfang 2022 durchgeführten Kontrollen
       Mängel im Arbeitsschutz zutage kamen, die zum Teil erst nach mehrfachen
       behördlichen Anordnungen abgestellt wurden. „Folgen scheint das keine
       gehabt zu haben, die Baustelle wurde jedenfalls nicht wegen der [3][laxen
       Sicherheitskultur] stillgelegt“, kritisiert Fritzsche.
       
       ## Immer wieder schwere Unfälle
       
       Die [4][Hafencity] ist derzeit das größte innerstädtische
       Stadtentwicklungsvorhaben Europas. Der schwere Unfall auf der Baustelle im
       Überseequartier war im Jahr 2023 schon der fünfte gemeldete Unfall auf den
       Baustellen in der Hafencity und auch in den letzten Jahren kam es zu
       mehreren schweren Unfällen.
       
       An fehlenden Kontrollen kann das laut Behörde aber nicht liegen. Auf den
       Baustellen in der Hafencity gebe es ein sehr engmaschiges Kontrollsystem,
       erklärt Andre Stark, Sprecher der zuständigen Stadtentwicklungsbehörde. Mit
       teilweise 2.000 Beschäftigen gleichzeitig würde die Baustelle im
       Überseequartier vom Amt für Bauordnung und Arbeitsschutz regelmäßig geprüft
       werden. Hinzu betont Stark, dass keine der zuvor festgestellten Mängel an
       dem eingestürzten Gerüst gefunden wurden.
       
       Bernhard Arenz, der bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU)
       die Abteilung Prävention leitet, gibt zu bedenken, dass auf Baustellen
       nicht allein die Behörden Verantwortung tragen. „In Deutschland gibt es ein
       duales Arbeitsschutzkonzept“, sagt Arenz. Schon der Bauherr müsse den
       [5][Arbeitsschutz] in seinen Planungen koordinieren und vertraglich regeln.
       Auch die ausführenden Firmen hätten Verantwortung für ihre Beschäftigten,
       so Arenz. Die Behörden führten demnach lediglich stichprobenartige
       Kontrollen durch, um die Arbeit der beiden anderen Instanzen zu prüfen,
       erklärt er.
       
       In der Hafencity sei diese Organisation über verschiedene Ebenen umso
       wichtiger, weil es sehr viele Beschäftigte gebe, die gleichzeitig an vielen
       Stellen arbeiten. Dadurch steige das Risiko der gegenseitigen Gefährdung.
       
       „Dass bei den behördlichen Kontrollen Mängel festgestellt werden, ist bei
       großen Baustellen vollkommen normal“, sagt Arenz. Einen Baustopp würde es
       deshalb aber in den seltensten Fällen geben. Häufig würden mangelhafte
       Gegenstände aber bereits während einer Begehung aus dem Verkehr gezogen.
       
       21 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Unfall-auf-Baustelle-in-der-Hafencity-Fuenfter-Bauarbeiter-gestorben,arbeitsunfall172.html
 (DIR) [2] /Arbeitssicherheit/!t5571820
 (DIR) [3] /Schlecht-bezahlte-Arbeit-am-Bau/!5970539
 (DIR) [4] /Hafencity/!t5019817
 (DIR) [5] /Arbeitsschutz/!t5008008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hellen Kachler
       
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