# taz.de -- Getötete Radfahrer: Gefährliches Pflaster
       
       > Schon 14 tote Radfahrende in diesem Jahr – das hohe Alter einiger
       > Unfallopfer fällt auf. Der ADFC fordert eine Verbesserung der
       > Infrastruktur.
       
 (IMG) Bild: Begegnung an der Siegessäule
       
       Berlin taz | Erneut ist ein Radfahrer bei einem Verkehrsunfall ums Leben
       gekommen. Es ist der 14. in diesem Jahr, 2022 und 2021 waren es jeweils 10
       Menschen. Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um einen 82-Jährigen.
       Der Mann war am Dienstagnachmittag mit dem Rad in Reinickendorf unterwegs
       gewesen.
       
       Auf Höhe der Kreuzung Heiligenseestraße/Süderholmer Steig soll er vom
       Radweg auf die Fahrbahn gefahren sein, ohne dabei auf den rückwärtigen
       Verkehr zu achten. Eine 64-jährige Autofahrerin, die hinter dem Radfahrer
       in dieselbe Richtung fuhr, habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Es
       kam zu einem Zusammenstoß, bei dem sich der Mann eine schwere
       Kopfverletzung zuzog. Am Abend sei er seinen Verletzungen erlegen.
       
       Bei den 14 diesjährigen Rad-Unfall-Opfern ist auffällig, dass vier älter
       als 80 waren. Zwei sollen laut Polizei ohne Fremdeinwirkung von ihrem Rad
       gestürzt sein, eine 85-Jährige sei über eine Bordsteinkante gefahren und
       dabei gefallen. In der Verkehrsstatistik würden solche Unfälle als
       „Alleinunfall“ bezeichnet, sagte [1][Susanne Grittner, Vorstandsmitglied
       des ADFC], zur taz.
       
       Es gebe immer wieder Stimmen, die meinten, hochbetagte Menschen gehören
       nicht mehr aufs Fahrrad. Der ADFC teile diese Sichtweise nicht. Ziel der
       [2][Verkehrspolitik] müsse vielmehr sein, eine „fehlerverzeihende
       Infrastruktur“ zu etablieren. Sprich: Scharfe Kanten abrunden und
       Bürgersteige absenken. Der ADFC vertrete die Meinung, dass jeder
       Verkehrsteilnehmende das [3][Verkehrsmittel] seiner Wahl benutzen können
       solle.
       
       ## Strafbefehl ergangen
       
       Auch in dem Prozess um einen tödlichen Radunfall, der am Mittwoch vor dem
       Amtsgericht anberaumt war, war das Opfer 81 Jahre alt. Zu dem Unfall war es
       im Februar 2022 in der Saargemünder Straße in Zehlendorf gekommen. Laut
       Staatsanwaltschaft hatte die Frau vorschriftsmäßig den Radschutzstreifen
       benutzt. Der aus einer Grundstückseinfahrt kommende Sattelschlepper, der
       nach links abbiegen wollte, habe sie nicht gesehen.
       
       Der Prozess gegen den 29-jährigen Fahrer, der geständig war, wurde ohne
       mündliche Verhandlung erledigt: 3.600 Euro Geldstrafe und ein zweimonatiges
       Fahrverbot, so lautet der Strafbefehl.
       
       Linksabbieger-Kollisionen zwischen Lkws und Radfahrenden seien eher
       untypisch, sagt Grittner. Das ändere aber nichts an der Forderung des ADFC,
       alle Lkw mit einem Abbiegeassistenten mit Kollisionserkennung und
       Notstopp-Einrichtung auszustatten.
       
       30 Nov 2023
       
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