# taz.de -- US-Repräsentantenhaus: Jordan scheitert im ersten Wahlgang
       
       > In den USA verweigern 20 Republikaner ihrem Parteikandidaten Jim Jordan
       > die Mehrheit bei der Wahl zum Sprecher des Repräsentantenhauses.
       
 (IMG) Bild: Jim Jordan spricht am Dienstag im Kapitol zu Reporterinnen auf dem Weg in sein Büro
       
       Washington D.C. taz | Das US-Repräsentantenhaus bleibt auch nach mehr als
       zwei Wochen weiter ohne einen Vorsitzenden. Die Wahl am Dienstag, die das
       gelähmte US-Unterhaus endlich wieder in die Spur bringen sollte, führte zu
       keinem Ergebnis. Der republikanische Spitzenkandidat Jim Jordan muss damit
       weiterhin um seine Bestätigung als Sprecher bangen. Der Abgeordnete aus
       Ohio verfehlte die benötigte Mehrheit, da 20 seiner Parteimitglieder ihm
       die Stimme verweigerten.
       
       Ohne einen Vorsitzenden ist das [1][Repräsentantenhaus so gut wie
       funktionsunfähig]. Gesetze, Haushaltsbeschlüsse und Hilfsbewilligungen
       hängen im Kongress fest und haben keine Möglichkeit, verabschiedet werden.
       Dazu zählen auch die von US-Präsident Joe Biden geforderten Milliarden zur
       militärischen und humanitären Unterstützung für Israel und die Ukraine,
       damit sich die beiden Länder gegen die Angriffskriege von Hamas und
       Russland verteidigen können.
       
       Das Unvermögen der Republikaner, sich auf einen Kandidaten zu einigen,
       erinnert an die Wahlschlacht im Januar. Damals brauchte es sage und
       schreibe [2][15 Wahldurchgänge, um Kevin McCarthy den Vorsitz zu
       übergeben]. Weniger als neun Monate später wurde McCarthy, der zur
       Ermöglichung seiner Wahl Zugeständnisse an den rechten Flügel der Partei
       machte, abgewählt.
       
       Grund für das historische Ereignis war unter anderem McCarthys
       Bereitschaft, sich mit Demokraten auf einen Übergangshaushalt zu einigen,
       der einen möglichen „Shutdown“ der US-Regierung verhinderte.
       
       ## Jim Jordan gibt sich gelassen
       
       Jordan selbst reagierte auf seinen fehlgeschlagenen Versuch, das
       Sprecheramt zu übernehmen, gelassen: „Wir werden weiter daran arbeiten.“
       
       Doch die Chancen, dass Jordan mindestens 17 der 20 abtrünnigen
       Parteimitglieder von seinen Fähigkeiten überzeugen kann, werden als nicht
       sonderlich groß eingestuft. Vielen ist der 59-jährige ehemalige Ringer zu
       extrem, um die Position als Ringführer der Partei zu übernehmen.
       
       Der republikanische Abgeordnete aus Colorado Ken Buck erinnerte an Jordans
       Verhalten nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020. Mit seiner
       Unterstützung für Ex-Präsident Donald Trump und dessen Lügen über eine
       gestohlene Wahl leistete er einen Beitrag zu den Geschehnissen des 6.
       Januar 2021.
       
       Damals stürmten Tausende von Trump-Anhängern das Kapitol, um die dortige
       Vereidigung von Joe Biden zu verhindern. Bis heute verweigert er, den
       rechtmäßigen Wahlsieg von Demokrat Biden anzuerkennen.
       
       ## Anerkennung der Wahlniederlage Trumps als Knackpunkt
       
       „Jim müsste irgendwann, sollte er unsere Partei wirklich durch den nächsten
       Präsidentschaftswahlkampf führen, den Mut haben, zu sagen, dass Donald
       Trump die Wahl verloren hat und wir nach vorne schauen müssen“, sagte Buck.
       
       Davon kann jedoch aktuell nicht ausgegangen werden. Trump, der aktuelle
       Favorit auf die republikanische Nominierung für die Präsidentschaftswahl,
       sprach sich bereits im Vorfeld für Jordan als neuen Sprecher des
       Repräsentantenhauses aus.
       
       Demokraten, die geschlossen für ihren Parteivorsitzenden Hakeem Jeffries
       stimmten, appellieren an ihre republikanischen Kollegen, endlich eine
       gemeinsame Lösung zu finden, um den Betrieb im Repräsentantenhaus
       wiederaufzunehmen und sich der wichtigen Themen auf nationaler und
       internationaler Ebene anzunehmen. „Republikaner sind aktuell unfähig zu
       regieren“, so Jeffries.
       
       ## Demokrat: Wahl Jordans wäre „fürchterliche Botschaft“
       
       Sein Parteikollege Pete Aguilar erklärte, dass die Wahl von Jordan eine
       „fürchterliche Botschaft“ an unsere Landsleute und unsere Verbündeten wäre.
       Er bezeichnete Jordan als Architekten eines landesweiten
       Abtreibungsverbots, einen lautstarken Wahlleugner und einen Insider der
       Attacke auf das Kapitol.
       
       Jordan sprach sich deutlich gegen eine Zusammenarbeit mit Demokraten aus.
       „Niemand in unserer Fraktion ist an einer Koalitionsregierung mit
       Demokraten interessiert. Wir werden die nötigen Stimmen zusammenbekommen“,
       erklärte Jordan.
       
       Der nächste Wahlgang soll am Mittwoch um 11 Uhr Ortszeit stattfinden.
       
       18 Oct 2023
       
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 (DIR) Hansjürgen Mai
       
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