# taz.de -- Autorin über ihren TextHacks-Newsletter: Geld verdienen per Mail
       
       > Anne-Kathrin Gerstlauer betreibt einen Newsletter. Sie beschreibt die
       > Kunst, aus Content Geld zu machen, und die Zukunft mit KI.
       
 (IMG) Bild: Anne-Kathrin Gerstlauer startete 2022 ihren Newsletter, der den Leser*innen Schreibtipps gibt
       
       taz: Im Januar 2022 haben Sie Ihren Newsletter TextHacks gegründet. Jeden
       Montag verraten Sie Schreibtipps, damit wir nie mehr mittelmäßige Texte ins
       Internet stellen. Wie kam es dazu, Frau Gerstlauer? 
       
       Anne-Kathrin Gerstlauer: Ich habe mich vor circa fünf Jahren als Beraterin
       für digitale Strategien selbstständig gemacht. Als ich einen Workshop zum
       Thema Sprache gegeben habe, habe ich gemerkt: Das macht Spaß und ist das
       perfekte Newsletterthema. Denn es betrifft einfach jeden. Egal ob du im
       Journalismus bist, in der PR arbeitest oder einfach nur eine E-Mail
       schreiben willst.
       
       Warum ein Newsletter und kein Social-Media-Kanal? 
       
       Leute lesen meine Texte eher ganz, wenn sie über den Newsletter reinkommen.
       Ich glaube, viele haben gar nicht mehr so große Lust auf zufällig
       ausgespielten Content auf Social Media. Bei meinem Newsletter wissen sie:
       Der kommt jeden Montag in mein Postfach und ich muss den auch nicht sofort
       lesen.
       
       Sie haben bereits 9.500 Abos. Wie haben Sie das geschafft? 
       
       Mein Newsletter ist sehr serviceorientiert. Meine Reichweite entsteht
       dadurch, dass meine [1][Schreibtipps] den Menschen wirklich helfen und sie
       sich dann denken: „Ach ja, meine Kollegin, die benutzt auch immer viel zu
       viele Füllwörter. Der schicke ich mal den Newsletter.“ Und ich halte kein
       Wissen zurück. Andere Newsletter geben ein paar allgemeine Tipps, aber dann
       muss man einen Kurs kaufen, um die relevanten Infos zu bekommen.
       
       Wie verdienen Sie dann Ihr Geld? 
       
       Ich verdiene vor allem indirekt. Durch den Newsletter habe ich dreimal so
       viele Anfragen für Workshops, Keynotes und andere Aufträge, wie ich
       überhaupt machen kann. Mittlerweile sind auch Anzeigen im Newsletter sehr
       lukrativ. Wenn ich jede Woche eine Anzeige in meinem Newsletter hätte,
       könnte ich alleine davon leben. Bisher habe ich das allerdings noch nicht
       so konsequent gemacht.
       
       Sie haben zudem eine Bezahlversion, bei der Lesende eine zusätzliche
       Übungsfolge pro Monat bekommen. 
       
       Ja, genau. Dafür wollen jedoch nicht viele Leute zahlen. Wenn es etwas
       kostenlos gibt, dann wollen Menschen das auch weiterhin kostenlos haben.
       Das heißt, der Traum von einem eigenen Medium, für das Menschen Geld
       zahlen, funktioniert bei mir auch nicht.
       
       Dieses Problem hat der Journalismus allgemein. Funktioniert das klassische
       Abomodell nicht mehr? 
       
       Es ist extrem schwer, mit reinem Journalismus Geld zu verdienen, egal wie
       gut die Idee ist. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wofür Leute
       bereit sind, Geld zu bezahlen. Ein Blick in das boomende
       Newsletter-Business in den USA zeigt: Menschen zahlen, wenn ich ihnen
       erkläre, wie sie entweder reicher oder gesünder werden.
       
       Was bringen Sie Ihren Leser:innen? 
       
       In meinem Newsletter geht es mir vor allem darum, einfach zu schreiben. Wie
       können wir auch Menschen erreichen, die vielleicht nicht so intellektuell
       sind? Mir ist es zum Beispiel wichtig, weniger Fachwörter zu verwenden.
       
       Sprache ist ein sensibles Thema geworden. Merken Sie das auch? 
       
       Ich versuche mich von den typischen Streitthemen fernzuhalten. Ich
       positioniere mich beispielsweise nicht zum [2][Thema Gendern]. Ich sehe
       meine Hinweise als Inspiration, sich selbst Gedanken über Sprache zu
       machen. Ich möchte keine starren Regeln aufstellen. Trotzdem schreiben
       mir manchmal wütend Leute auf der Karriereplattform Linkedin: „Jetzt will
       sie uns auch noch die Füllwörter verbieten.“
       
       Bald könnte eine KI unsere Texte redigieren. Müssen wir überhaupt noch
       schreiben lernen? 
       
       Ich hoffe, mein Newsletter wird nicht überflüssig. Zurzeit mache ich mir
       aber noch [3][keine Sorgen]. Momentan ist die KI noch nicht so weit, dass
       sie meine Texte komplett alleine schreiben könnte. Außerdem wollen die
       Menschen über Sprache und ihren Gebrauch nachdenken. Das ist natürlich
       genau das, was die KI im Zweifelsfall nicht kann.
       
       4 Nov 2023
       
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